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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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in seiner eigenen Argumentation verheddert hat, weil man einen elementaren Punkt übersehen hat. Ein Philosoph aus Athen hatte mir einmal erklärt, man solle, wenn man merke, daß man eine falsche Spur verfolge, dasselbe tun wie ein Jäger – an die Stelle der Fährte zurückkehren, von der man sicher weiß, daß sie die richtige ist.
    Ich hatte meine Fährte mit dem Betreten von Furias Zelt verlassen und mußte dorthin zurück und so tun, als wäre nichts gewesen. Natürlich würde ich das, was ich gesehen hatte, nicht vergessen, und ich war trotz Ciceros Ausführungen auch noch nicht restlos davon überzeugt, daß beide Fälle nichts miteinander zu tun hatten.
    Die Dinge boten sich zumindest wieder in etwas klarerem Licht dar. Ich mußte einfach eine andere Kräuterfrau finden, die weniger furchteinflößend als Furia war, und sie nach Harmodia fragen. Sie würden ja schließlich nicht alle diesem Hexenkult anhängen. Es sollte nicht allzu schwierig sein, eine Frau zu finden, von der ich sicher sein konnte, daß sie in der vergangenen Nacht nicht auf dem vaticanischen Feld gewesen war.
    Nachdem ich das entschieden hatte, stand ich auf und verließ die Senatskammer. Ich war noch nicht ganz die Außentreppe hinabgestiegen, als Julia mir entgegenkam und mich packte.
    »Decius! Ich habe dich überall gesucht! Was um alles in der Welt hast du in der Curia gemacht?«
    »Ich habe meine private Senatssitzung einberufen«, erwiderte ich. »Sie war allerdings nicht besonders gut besucht.« Der Gedanke, die Abenteuer der vergangenen Nacht ein weiteres Mal erzählen zu müssen, bereitete mir Unbehagen, vor allem weil Julia ungleich behüteter aufgewachsen war als ihre Standesgenossinnen von der schrecklich patrizischen Schwesternschaft, die Geschmack an Menschenopfern fanden. Trotzdem wußte ich, daß sie mir jedes Detail entlocken würde.
    »Decius, ist alles in Ordnung?« Sie betrachtete mich von oben bis unten. »Du hast dich wieder geprügelt!« Als ob dagegen etwas einzuwenden wäre. Frauen sind schon seltsam.
    »Komm mit, meine Liebe«, sagte ich. »Die Ereignisse haben eine neue Wendung genommen, und zwar eindeutig zum Schlimmeren.« Arm in Arm stiegen wir die Stufen hinab. »Aber bevor du meinen Bericht hörst, erzähl mir, was du herausgefunden hast. So wie du zappelst und hechelst, mußt du doch irgendwelche Neuigkeiten haben.«
    »Ich hechle nicht, und ich zapple auch nicht«, erklärte sie mir, und sie hatte recht. Sie legte jene vornehme Zurückhaltung an den Tag, die ihresgleichen sogar während eines Erdbebens oder an Bord eines sinkenden Schiffes nicht verließ; doch wenn man genau hinsah, waren die Zeichen trotzdem offensichtlich.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich. »Nun erzähl schon.«
    An einem Stand machten wir Halt und kauften einige Stärkungen.
    »Kennst du die Balnea Licinia? Crassus hat sie im vergangenen Jahr auf dem Palatin errichten lassen, und sie haben sich zu den bestbesuchten Badehäusern von ganz Rom entwickelt. Die Einrichtung ist wirklich phantastisch, luxuriöser, als alles, was wir je gesehen haben. Wie dem auch sei, morgens gibt es Badezeiten für Frauen, und von dort komme ich gerade.«
    »Ich dachte schon, daß du heute besonders köstlich duftest«, sagte ich.
    »Besser als du jedenfalls«, sagte sie scharf und kräuselte ihre Nase. »Was hast du getrieben?«
    »Das ist doch egal«, erwiderte ich. »Erzähl mir, was du herausgefunden hast.«
    »Schon gut, schon gut. Sei doch nicht so ungeduldig.« Sie biß ein großes Stück Fladenbrot mit geröstetem Käse und würziger, kleingehackter Wurst ab. »In dieses Badehaus, mußt du wissen, kommen nur die vornehmsten Damen, Mitglieder aus Clodias Kreisen und so.«
    »Moment mal«, unterbrach ich sie. »War Fausta auch dort? Oder Fulvia?«
    »Meinst du die jüngere Fulvia?« Sie runzelte die Stirn. »Nein, ich habe keine von beiden gesehen. Warum fragst du?« Ihre Stimme triefte vor Argwohn.
    »Ich dachte nur, daß die beiden heute morgen bestimmt ganz dringend ein Bad gebraucht haben«, sagte ich.
    »Decius! Was hast du getan?« fragte sie, Brotkrumen spuckend.
    »Das werde ich dir zu gegebener Zeit erklären, meine Liebe«, suchte ich sie zu beruhigen. »Bitte sprich weiter.«
    »Nun gut«, sagte sie finster, »aber ich erwarte eine vollständige Erklärung. Also, ich lag zusammen mit Cornelia Minor, deiner Cousine Felicia und etwa fünf anderen auf den Massagetischen … sie haben dort ungeheuer kräftige Nubier, von Lydern

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