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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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ausgebildet, die besten Masseure der Welt …«
    »Männer?« fragte ich schockiert.
    »Nein, Eunuchen, du Dummchen«, besänftigte sie mich. »Es ist ein idealer Ort, um den neusten Klatsch aufzuschnappen und über die Dinge zu reden, die Frauen nur besprechen, wenn keine Männer dabei sind.«
    »Da müßt ihr ja ganz schön schreien«, vermutete ich, den Kopf voller irrelevanter Phantasien. »Bei all dem klatschenden Fleisch und dem ganzen Gestöhne, wenn die kräftigen Pranken muskulöser Masseure die zarten Frauenkörper durchkneten …«
    »Du wünschst dir wohl, dort gewesen zu sein«, entgegnete Julia. »Ich habe also durchblicken lassen, daß ich möglicherweise in Kürze die Dienste einer Saga in Anspruch nehmen müßte wegen eines Zustands, der für mich als unverheiratete Frau überaus peinlich werden könnte.«
    »Julia!« rief ich empört. »Du schockierst mich!«
    »In dieser Gesellschaft ist es ein durchaus normales Gesprächsthema. Sie tauschen die Namen der besten Abtreibungsspezialisten wie die Adressen von Perlenverkäufern oder Duftölhändlern.«
    »O tempora, o mores«, beklagte ich den Werteverfall unserer Zeit. »Hast du irgendwelche bekannten Namen gehört?«
    »Der erste Name, der genannt wurde, war Harmodia«, berichtete sie, »aber jemand sagte, sie sei ermordet worden.«
    »Kannst du dich noch erinnern, wer von dem Mord wußte?« fragte ich.
    »Ich glaube, es war Sicinia, die man wegen ihres langen Halses auch den Schwan nennt«, erwiderte sie. »Ist das wichtig?«
    »Wahrscheinlich nicht. Vielleicht wollte sie Harmodia auch engagieren, hat sich umgehört und erfahren, daß sie umgebracht wurde.«
    »Auch eine gewisse Furia wurde empfohlen«, fuhr sie fort. »Du hast sie doch gestern erwähnt, oder nicht?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Aber du hast mir nicht alles erzählt, stimmt’s?« bohrte sie weiter.
    »Nein, das habe ich nicht.« Wir hatten den Schrein der Laren mit seiner flachen steinernen Brüstung erreicht. Ich wischte den Staub notdürftig ab, und wir setzten uns. Um uns herum führten sich die Menschen auf wie die Schwachsinnigen und amüsierten sich köstlich. Ein Riese mit einem Löwenfell und einem riesigen Knüppel führte ein paar Schritte von uns entfernt seine Kraftübungen vor. An der Ecke der Via Sacra und des Clivus Orbius war ein Podium aufgebaut worden, wo spanische Tänzerinnen aus Gades einen ihrer berühmten Tänze vorführten, die wegen ihrer extremen Laszivität das restliche Jahr über gesetzlich verboten waren.
    »Decius! Hör auf, die Tänzerinnen anzustarren, und hör mir zu«, ermahnte Julia mich.
    »Wie? Oh, ja. Sprich weiter. Hast du deinen schwülen Badegenossinnen sonst noch etwas entlocken können?«
    »Eine von ihnen meinte, eine Frau namens Ascylta sei vertrauenswürdig«, antwortete Julia. »Sie hat einen Stand unter dem Bogen Nummer Sechzehn im Circus Flaminius.«
    »Ascylta? Das klingt zumindest nicht wie ein marsischer Name. Das ist saminitisch, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte Julia. »Hast du nicht gesagt, daß auch Harmodias Stand im Circus Flaminius war?«
    »Urgulus hat behauptet, Harmodia hätte ihren Stand unter dem Bogen neunzehn gehabt«, bestätigte ich. »Vielleicht sollte ich diese Ascylta befragen.«
    »Du meinst ›wir‹, Decius«, verbesserte sie mich. »Wir sollten sie befragen.«
    Ich seufzte. Das hätte ich kommen sehen müssen. »Julia, ich weiß deine Hilfe wie stets zu schätzen«, sagte ich ruhig. »Aber ich wüßte nicht, wie deine Begleitung mir die Sache einfacher machen sollte.«
    »Decius«, erwiderte sie sanft, »ich habe dir das bislang nie gesagt, aber manchmal stellst du dich wirklich außergewöhnlich beschränkt an, vor allem, wenn es um Frauen geht. Ich glaube, ich könnte im Gespräch das Vertrauen dieser Frau gewinnen, während du als Ermittler daherkommen und sie vor Schreck verstummen lassen würdest.«
    »Ich finde mich kein bißchen einschüchternd«, entgegnete ich. »Ich bin, wenn ich will, die Seele der Diplomatie.«
    »Mit all deinen Schnittwunden und Prellungen siehst du noch schlimmer aus als gewöhnlich«, meinte sie. »Dir mangelt es nicht nur an Taktgefühl, du bist nicht einmal ehrlich. Und jetzt erzähl mir von dieser Furia!«
    Ich verstand nicht, was mein Taktgefühl damit zu tun hatte oder wie diese Feststellung zu ihrer letztendlichen Forderung geführt hatte. Trotzdem wußte ich, daß es zwecklos wäre, etwas zurückzuhalten. Also berichtete ich ihr von der irritierenden

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