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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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»Ascylta ist eine weise Frau. Sie kennt sich mit den Geheimnissen der Pflanzen und Tiere aus.«
    »Ah, genau die Frau, nach der wir suchen«, erklärte ich, ohne zu wissen, was Julia ihr bereits erzählt hatte.
    »Ja, aber du bist nicht wegen meiner Kräuter hier«, sagte die Frau. »Du bist der Senator, der nach Harmodia fragt.«
    »Sie hat es erraten«, erklärte Julia mit einfältigem Grinsen. »Aber wir haben uns nett unterhalten.«
    »Ihr müßt nicht eure vornehmen Gewänder tragen, damit wir euch erkennen«, sagte Ascylta. »Eure Art zu sprechen reicht völlig. Die hochgeborenen Leute schicken ihre Sklaven, wenn sie Gewürzkräuter brauchen. Persönlich kommen sie nur für Gifte und Abtreibungen. Und keine Frau bringt ihren Mann mit, wenn sie ein Kind wegmachen lassen will.«
    »In der Tat eine weise Frau«, bemerkte ich.
    »Du bist aber kein Beamter aus dem Büro der Aedilen«, fuhr sie fort. »Warum fragst du nach Harmodia?« Für diese fahrenden Marktleute waren die Aedilen der Inbegriff römischer Staatsgewalt.
    »Ich glaube, daß sie jemandem Gift verkauft hat, und ich glaube, daß der Käufer sie ermordet hat, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich untersuche den Tod einer überaus wichtigen Persönlichkeit, und man hat mir geraten, Harmodias Tod nicht weiter zu untersuchen. Man hat sogar mein Leben bedroht.«
    Sie nickte düster. Ich musterte sie, so genau ich konnte, und versuchte mich zu erinnern, ob ich sie auf dem vaticanischen Feld gesehen hatte. Ich versuchte auch, sie mir ohne Kleider vorzustellen, mit wirrem Haar im ekstatischen Tanz zu Trommel- und Flötenmusik. Sie kam mir nicht bekannt vor, aber es waren auch sehr viele gewesen.
    »Furia, die Marser und die Etrusker wollen, daß du dich aus der Sache raushältst, ist es nicht so?« fragte sie unvermittelt.
    »So ist es«, bestätigte ich. »Gehörte Harmodia zu ihnen? Ich weiß, daß sie aus Marruvium stammte, aber gehörte sie zu ihrem … ihrem Kult?«
    Ihr Blick wurde scharf. »Davon weißt du also auch? Ja, sie war eine von ihnen. Einige sagen, sie war die Anführerin, und jetzt hätte Furia den Platz der Hohen Priesterin eingenommen.«
    »Weißt du, ob Harmodia Gift verkauft hat?« fragte ich.
    »Das tun sie alle«, gab sie zurück. »Die Strigae, meine ich, nicht die ehrlichen Sagae, wie ich eine bin. Es ist kein ungewöhnlicher Handel. Normalerweise kaufen es Frauen, die den Ehemann loswerden wollen, weil er sie schlägt, oder Söhne, die das Erbe nicht abwarten können. Manchmal ist es auch jemand, der des Lebens überdrüssig ist und schmerzlos sterben will. Jeder weiß, daß es gefährlich ist, Gift an die Hochgeborenen zu verkaufen, Leute, die so reden wie du. Das gibt immer Ärger mit den Aedilen. Aber viele sind eben gierig. Harmodia war auch gierig.«
    »Wie gierig?« wollte Julia wissen.
    Ascylta schien von der Frage überrascht. »Nun, jeder weiß, daß die Hochgeborenen höhere Preise bezahlen können als alle anderen. Ein Händler wird ihnen das Zehn-, Zwanzig-, manchmal sogar das Hundertfache dessen abverlangen, was ein gewöhnlicher Bauer oder Dörfler bezahlen muß. Für jemanden, der ein großes Vermögen erbt oder einen reichen alten Ehemann loswerden will, um einen reichen jungen Liebhaber zu heiraten, spielt Geld keine Rolle.«
    »Ich verstehe«, sagte Julia. »Was ich meinte, war, ob Harmodia so gierig war, daß sie selbst mit einem exorbitanten Preis für ihre Waren noch nicht zufrieden war? Könnte sie von dem Mord gehört und für ihr Schweigen noch mehr Geld verlangt haben?« Mein weiser Ratschluß, Julia in die Ermittlungen einzubeziehen, hatte sich wieder einmal als völlig gerechtfertigt erwiesen. Daran hatte ich nicht gedacht.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Ascylta, »aber zuzutrauen wäre es ihr schon. Sie war diejenige, die alles mit den Aedilen geregelt hat.« Sie verzog den Mund zu einer unwilligen Grimasse. »Sie hat die Gebühren weitergeleitet, und wir haben immer vermutet, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer monatlichen Abgaben an ihren Fingern kleben geblieben ist.«
    »Schockierend!« murmelte Julia. In mancher Hinsicht war sie wirklich erstaunlich naiv.
    »Du hast keine Ahnung, ob der Käufer ein Mann oder eine Frau war?« fragte ich Ascylta.
    »Ich kann dir nicht sagen, wer es gekauft hat oder wann. Aber vom Fest des Oktoberpferdes an bis zu ihrem Tod hat sie das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Ihr Stand hatte neue Vorhänge, und alle ihre Kleider waren ebenfalls neu. Ich

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