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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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stimmt, könnte sie ihn mit Liebesdiensten entlohnt haben.«
    Irgend etwas an dem, was sie sagte, kam mir unstimmig vor, aber ich wußte nicht genau, was. Wahrscheinlich war ich von meinem Hunger und dem dringenden Bedürfnis abgelenkt, das Mahl mit ein wenig Wein hinunterzuspülen.
    »Du läßt dich in deinem Urteil von deinen Antipathien leiten«, bemerkte ich.
    »Ich finde, du versuchst ihre Unschuld zu beweisen, obwohl das die am wenigsten wahrscheinliche Möglichkeit ist. Und was jetzt?«
    »Ich muß mit einigen Leuten reden«, sagte ich, »dem ExTribun Furius beispielsweise, mit dem Celer im letzten Jahr einige spektakuläre Auseinandersetzungen hatte, sowie mit Ariston, dem Familienarzt, der in der Stunde seines Todes bei Celer Wache gehalten hat. Ich glaube allerdings nicht, daß ich sie heute noch antreffen werde.«
    Als wir das Forum erreichten, kam ein Mann auf mich zu, eine vornehme Gestalt, die ich vage als einen prominenten Anwalt und Klienten meines Vaters wiedererkannte. Wir tauschten die obligatorischen Begrüßungsfloskeln aus.
    »Decius, dein Vater läßt dir ausrichten, du sollst heute abend zum Sklaven-Bankett in seinem Haus kommen. Du kannst dein Personal mitbringen. Er sagt, er habe wichtige Angelegenheiten mit dir zu besprechen. Und weil er heute keinen seiner Sklaven losschicken konnte, bin ich sein Bote.«
    »Und das hast du ganz hervorragend gemacht, mein Freund. Ich danke dir. Io Saturnalia.«
    Als er gegangen war, verzog ich mein Gesicht. »Sein Haus! Ich hatte gehofft, zu Hause feiern zu können, um die unangenehme Pflicht möglichst schnell hinter mich zu bringen.«
    »Das ist die älteste Tradition dieses Feiertags«, tadelte Julia mich. »Ohne das Bankett ist alles andere sinnlos.«
    »Wenn du mich fragst, ist das Ganze ohnehin ziemlich sinnlos«, grummelte ich. »Das ganze Getue um das Goldene Zeitalter und die angebliche Gleichheit der Klassen. Wer soll das denn ernst nehmen?«
    »Die Götter, so nimmt man an. Nun hör schon auf zu quengeln. Dein Vater hat bestimmt ein paar wichtige Männer eingeladen, mit denen du konferieren kannst. Das könnte sich als sehr nützlich erweisen. Ich werde am Bankett im Haus des Pontifex Maximus teilnehmen. Vielleicht kann ich etwas aufschnappen.«
    Sie gab mir einen Kuß und verabschiedete sich, während ich nachdenklich inmitten der ausgelassenen Menschen und steinernen Monumente stehenblieb. Die ganze Geschichte hatte so vielversprechend begonnen, und jetzt versank ich in einem Meer von Bedeutungslosigkeiten und sinnlosen Komplikationen. Ich hatte das schreckliche Gefühl, daß ich vielleicht nie herausfinden würde, was wirklich geschehen war, also tat ich das unter den Umständen einzig Mögliche. Ich besorgte mir etwas zu trinken. Wenn einen alle anderen Götter verlassen haben, bleibt einem gottlob immer noch Bacchus.

10. Kapitel
    Mit Hermes, Cato und Cassandra ging ich durch die Straßen zum Haus meines Vaters. Die Sklaven waren gut gelaunt, weil sie wußten, daß mein Vater ganz anders auftischen würde, als ich das gekonnt hätte. Ich war weniger begeistert, weil ich wußte, daß mein Vater jede Menge Sklaven hatte, weswegen er vermutlich auch darauf bestanden hatte, daß ich kam. Er wollte, daß ich ihm aushalf.
    Als wir ankamen, waren im Peristylium Tische und Sofas aufgestellt, da das Triclinium viel zu klein war, um sämtliche Sklaven zu beherbergen. Zu meiner großen Erleichterung hatte Vater ein paar seiner Freigelassenen zum Mithelfen überredet. Die meisten von ihnen waren Männer und Frauen, die erst vor kurzem freigelassen worden waren und daher noch keine eigenen Sklaven hatten, die sie bedienen mußten.
    Hermes war bereits halb betrunken, als er sich auf einem der Sofas lümmelte und ungeduldig mit den Zehen wackelte, bis ich ihm seine Sandalen abgenommen hatte. Warte nur, dachte ich bei mir. Cato und Cassandra zu bedienen, machte mir nicht soviel aus. Sie hatten ihrerseits meiner Familie ein Leben lang gedient und nicht mehr viel Zeit übrig. Daher stand es ihnen durchaus zu, sich ein wenig verwöhnen zu lassen.
    Die nächsten paar Stunden servierten wir ausgezeichnetes Essen, gossen Wein nach und benahmen uns wie Sklaven. Die Speisenden hingegen führten sich auf wie der Adel und gaben ihre Befehle, wobei jedoch bestimmte Grenzen nicht überschritten wurden, weil jeder wußte, daß er morgen wieder ein Sklave sein würde.
    Für den Anblick, den mein Vater, dieser mürrische, alte Paterfamilias bot, lohnte sich das Ganze

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