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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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fast. Er eilte umher, trug Platten aus der Küche auf, mischte Wasser und Wein in einem großen Krug und hielt dabei die ganze Zeit ein wachsames Auge auf das Familiensilber, auf daß es sich nicht verflüchtigte.
    Endlich waren die Sklaven vollgefressen und begaben sich nach draußen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die bis zum frühen Morgen auf den Straßen stattfanden. Ich ließ meine Serviette sinken und suchte die Ruinen des Buffets nach etwas Eßbarem ab. Ich war völlig ausgehungert, außerdem durstig, so daß ich mir einen großen Becher Wein eingoß. Für meinen Geschmack war er zu stark gewässert, aber ich hatte keine Lust, einen fremden Krug zu suchen.
    »Betrink dich bloß nicht«, ermahnte mich Vater. »Du hast noch ein Gespräch mit einigen wichtigen Männern vor dir. Sie sollten bald eintreffen.« Wie ich fischte er sich die Überreste des Sklavenbanketts von den Platten, und auch die Freigelassenen bedienten sich freimütig. Irgend jemand fand einen fast kompletten Thunfisch, den wir unter uns aufteilten, außerdem einige erstklassige Oliven und jede Menge Brot. Die Sklaven hatten sich ohne Zögern auf das Fleisch und die exotischen Früchte gestürzt, die sie sonst nur höchst selten zu essen bekamen.
    Ich setzte mich und fing an zu spachteln. »Vater«, fragte ich ihn kauend, »weißt du, wo Ariston von Lykia wohnt? Er hat an Celers Sterbebett Wache gehalten, und ich möchte ihm einige Fragen stellen.«
    »Hatte nie mit dem Mann zu tun«, erwiderte Vater und biß in einen Apfel. »Ich war in meinem ganzen Leben nicht krank. Und meine Verletzungen sind immer von Legionärsärzten versorgt worden. Außerdem kommst du meines Erachtens ein wenig zu spät. Ich habe gehört, er sei gestorben.«
    »Gestorben?« fragte ich und ließ ein Stück Fisch fallen.
    »Richtig, gestorben. Das passiert den meisten Menschen, wenn sie lange genug leben. Ich habe gehört, man hat ihn im Fluß gefunden so um die …«, er versuchte sich zu erinnern, »… so um die Iden des November, wenn ich mich recht entsinne.«
    Die Iden des November. Auch Harmodia hatte man am Morgen des Neunten tot aufgefunden. Ich war bereit, jede Wette einzugehen, daß Ariston bereits ein paar Tage vor den Iden gestorben war. Hatte er Spuren eines Giftes entdeckt? Und wenn, warum hatte er nichts gesagt? Vielleicht war auch er ein Erpresser.
    »Nun denn«, sagte ich, »einer weniger, den ich aufsuchen muß.«
    »Vielleicht mußt du auch gar keinen mehr befragen«, sagte Vater. »Wenn das, was du auf dem vaticanischen Feld gesehen hast, als hinreichender Beweis anerkannt wird, erzielen wir möglicherweise denselben Effekt, ohne einen Mord beweisen zu müssen.«
    »Cicero meint, daß eine Anklageerhebung chancenlos wäre.« Daß Clodius wünschte, ich solle Clodias Unschuld beweisen, sagte ich nicht. Die Dinge waren schon kompliziert genug.
    »Du hast ihm von der Sache erzählt?« fragte mich Vater verärgert. »Ich weiß wirklich nicht, was du damit bezwecken wolltest. Cicero ist ein ängstlicher kleiner Homo novus, dessen Träume größer sind als sein Talent. Er hat dir abgeraten, weil er fürchtet, daß er nicht in der Lage wäre, in einem solchen Fall eine Verurteilung zu erwirken. Cicero kommt mir immer vor, wie ein Mann, der zu den Rennen geht und nur wettet, wenn er glaubt, einen todsicheren Tip zu haben, wobei er leider ein miserabler Pferdekenner ist.«
    So sehr mich diese Bemerkung wurmte, in dem, was Vater sagte, lag eine gehörige Portion Wahrheit. Ich bewunderte Cicero für seinen brillanten Verstand, aber er wurde häufig ein Opfer seiner eigenen Nerven. Er war immens gebildet, doch seinen Platz in der römischen Machthierarchie würde er nie begreifen. Immer ein wenig unsicher, bewunderte er den alten Adel, unterstützte dessen Sache und glaubte, damit einer von ihnen zu werden. Am Ende sollten ihn seine Unentschiedenheit und seine Selbsttäuschung umbringen.
    Ich klopfte gerade die Krumen aus meiner Tunika, als unsere Gäste eintrafen. Zunächst erschien der curulische Aedile Visellius Varro, ein unscheinbarer Mann in, gemessen an seinem Amt, fortgeschrittenem Alter. Ich schätzte ihn als einen intriganten Karrieristen ohne große Zukunft ein, und ich sollte Recht behalten. Als nächster kam Calpurnius Bestia, den ich bereits kannte und nicht leiden konnte, obwohl ich wußte, daß er ein überaus fähiger Mann war, so daß ich meinen Widerwillen hinunterschluckte. Er hatte sich in ein schäbiges, verwaschen violettes

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