Tödliche Schatten (Romantik-Thriller / Unheimlich) (German Edition)
führte Cedrics Hand an ihre Lippen.
Brian McArthur sah ein, daß es ihm nicht gelingen würde, seine Freundin umzustimmen, und er konnte sie auch verstehen. "Ich werde mich beeilen", versprach er, "aber bitte, paß auf. Auch wenn ich fest davon überzeugt bin, daß alles schläft, ich habe Angst." Er berührte ihre Schulter. "Also, sei vorsichtig."
"Ich werde vorsichtig sein", versicherte Cynthia. "Keine Angst." Sie blickte zu ihm auf. "Ich bin so froh, daß wir Cedric gefunden haben. Jetzt wird alles gut. Vermutlich braucht mein Bruder nur etwas Ruhe und kräftige Nahrung, um wieder auf die Beine zu kommen."
Sie blickte ihrem Freund nach. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, sie fühlte sich plötzlich schrecklich verlassen. Noch immer hielt sie Cedrics Hand. "Wir haben Marcella gesehen", sagte sie zu ihm. "Es geht ihr gut."
Cedric stöhnte auf. Die junge Frau rückte näher an das Gitter heran. Ohne daß es ihr bewußt wurde, kauerte sie sich so auf den Boden, daß sie die Treppe nicht mehr sehen konnte.
"Ich bin es, Cynthia", sprach sie auf ihren Bruder ein. "Wir bringen dich hier raus." Sie erzählte ihm von Brian, obwohl sie sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt verstand. "Keine Angst, es kommt alles in Ordnung, Cedric. Hab noch etwas Geduld. Wenn..."
Cynthia hörte ein leises Geräusch. Sie ließ die Hand ihres Bruders los und fuhr herum. Hinter ihr stand Dona Teresa. Das Mondlicht beschien ihr von Haß verzerrtes Gesicht und verlieh ihm etwas Dämonisches. In der rechten Hand hielt sie eine Spritze. Bevor sich die junge Frau noch von ihrer Überraschung erh olen konnte, griff Marcellas Großmutter bereits nach ihr. Sie hatte ungeahnte Kräfte. Verzweifelt versuchte Cynthia, der Spritze auszuweichen.
"Hast du geglaubt, du kommst davon?" fragte Dona Teresa schrill. "Hast du das wirklich geglaubt?" Sie wollte die Spritze in Cynth ias Arm stoßen.
Cynthia spürte, wie ihre Kräfte erlahmten. Doch gerade, als sie glaubte, der alten Frau nicht länger widerstehen zu können, sah sie wieder den Schatten. Dieses Mal wirkte er gefährlich. Starre Augen traten aus ihm heraus. Hände, wie Klauen geformt, wollten nach Dona Teresa greifen.
Auch die alte Frau sah den Schatten. Entsetzt ließ sie Cynthia los, wich zurück. "Nein, nein!" stammelte sie. Die Spritze entfiel ihrer Hand.
Bevor Dona Teresa noch wußte wie ihr geschah, hatte Cynthia sie bereits überwältigt. Es gelang ihr, die Hände der alten Frau mit ihrem Gürtel zu fesseln. Rasch band sie ihr auch noch die Füße zusammen, obwohl die Spanierin wie ein Löwe kämpfte. Haß und Irrsinn verliehen ihr fast übernatürliche Kräfte.
Cynthia richtete sich auf. Sie suchte nach dem Schatten, doch er war verschwunden, hatte sich in Nichts aufgelöst. Ohne Dona Teresa weiter zu beachten, kauerte sie sich wieder neben der Hand ihres Bruders auf den Boden und lehnte sich erschöpft an das Gitter.
Plötzlich spürte sie, wie Cedrics Hand sie berührte. Sanft strich sie über seine Finger. "Es wird alles gut", versprach sie ihm erneut. "Hörst du, Cedric, alles wird gut."
11. Kapitel
Am nächsten Vormittag fuhren die jungen Leute zu dem Krankenhaus, in das man Cedric noch in der Nacht eingeliefert hatte. Brian und die Polizei hatten das Anwesen der deMurillos durch den Keller des unbewohnten Hauses betreten. Die Polizisten ha tten ihren Augen kaum trauen wollen, als er ihnen Cedrics Verlies zeigte. Bis dahin schienen sie Brians Geschichte für einen schlechten Scherz gehalten zu haben.
Doch dann war alles sehr schnell gegangen. Man hatte sofort einen Krankenwagen angefordert und Cedric aus seinem Verlies befreit. Alfonso, die Köchin und das Mädchen waren auf der Stelle festgenommen worden. Dona Teresa war zur Untersuchung in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert worden. Marcella hatte geschlafen. Da es nicht möglich gewesen war, sie aufzuwecken, hatte man sie gleich ins Krankenhaus mitgenommen.
"Ihr Bruder ist noch sehr schwach, Senora Moore", meinte der behandelnde Arzt, als sie im Krankenhaus eintrafen und nach Cedric fragten. "Die wochenlangen Entbehrungen, die Angst und die Hoffnungslosigkeit haben ihre Spuren hinterlassen. Es wird sehr lange dauern, bis er wieder fähig sein wird, ein völlig normales Leben zu führen."
"Damit rechne ich", erwiderte Cynthia. "Wann wird es möglich sein, meinen Bruder nach England zu bringen?"
"Vierzehn Tage, drei Wochen sollte man schon damit warten", antwortete der Arzt. Er schenkte
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