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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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betrunken auf einen Mann stützt, haben wir höchstens Mitleid mit diesem armen Kerl. Und wenn Tage später in den Zeitungen von einer Künstlerin berichtet wird, die tot in ihrem Atelier gefunden wurde … wissen Sie, was da die Leute sagen? Na ja, die wird sich schon mit so zwielichtigen Typen umgeben haben, Künstler halt. Aber kaum jemand wird die betrunkene Frau, die Tage zuvor das Haus betreten hat, mit der Toten in Verbindung bringen. Es wäre also reiner Zufall oder vielmehr ein Wunder, wenn jemand aus der Nachbarschaft beobachtet hat, dass Ihre Freundin mit einem Mann das Haus betreten hat. Vielleicht hat sie das Haus ja auch alleine betreten, war schon stundenlang im Atelier, bevor er gekommen ist.“
    „Vielleicht“, kam es knapp. „Heißt das, dass Sie den Mörder meiner Freundin niemals finden werden?“
    „Nein, das heißt es nicht. Ich habe Ihnen versprochen, dass wir ihn finden, und das werden wir. Ich will nur, dass Sie verstehen, dass unsere Arbeit nicht immer einfach ist. Wir tun, was in unserer Macht steht.“ Er hätte ihr gerne davon erzählt, dass er erst kürzlich mitansehen musste, wie eine von ihrem Ehemann misshandelte Frau in einem Metallsarg aus der eigenen Wohnung getragen wurde und die Nachbarn hinter seinem Rücken ihren Ehemann als gewalttätiges Arschloch bezeichneten. Aber niemand war bereit zu einer Aussage. Das war sein Leben, sein Beruf und gehörte trotzdem im Moment nicht hierher.
    Schweigend stand Andrea auf, räumte Teller und Besteck in den Spüler. Die Auflaufform mit den Resten der Lasagne ließ sie auf der Anrichte stehen. Sie wollte nichts mehr über Mordund Totschlag hören. Es machte ihr Angst. Sie würde ihre Silke beerdigen können. Das war gut.
    „Das Essen war hervorragend“, lobte Remo Bauer.
    Andrea schürzte spöttisch ihre Lippen, drehte die Handflächen nach oben und sagte: „Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich kochen kann.“
    Sie schnappte die Rotweinflasche und ihr Glas und deutete dem Inspektor, ihr ins Wohnzimmer zu folgen. Sie wollte ihm das Bild zeigen.
    Durch die offen stehende Verbindungstür tauchte die Lampe der Küche das Wohnzimmer in schwaches Licht. Andrea schaltete keine zusätzliche Lichtquelle ein. Sie beugte sich über die Couch, griff nach dem Bild und hob es hoch. Sie hatte den Mann mit dem zu großen Augenpaar schon fast vergessen. Remo Bauer blieb stehen, sein Glas hielt er zwischen seinen Fingern.
    „Dieses Bild hat Silke gemalt.“
    Andrea trat dicht an ihn heran, damit er es genauer betrachten konnte.
    Er schwieg, wusste nichts damit anzufangen, deshalb erklärte Andrea: „Silke hat niemals zuvor solche Bilder gemalt. Ihre Gemälde waren farbintensiv. Rot, gelb, blau. Verstehen Sie? Farben dominierten ihre Gemälde, niemals Gesichter.“ Ohne auf eine Reaktion zu warten, kramte sie die unscharfe Aufnahme aus ihrer Handtasche hervor. „Ich habe mir ihre Fotos noch mal durchgesehen, nachdem Sie und Ihre Kollegen fort waren. Sehen Sie! Dieses Foto! Auch das passt nicht zu Silke. Sie fotografierte keine Menschen hinter Gardinen. Mir kommt das alles sehr sonderbar vor.“
    „Vielleicht doch eine verflossene große Liebe? Und Ihre Freundin hat ihn beobachtet?“
    Andrea ließ das Foto auf den Wohnzimmertisch segeln und setzte sich auf die Couch. „Schön langsam glaube ich es selbst, obwohl auch das nicht zu Silke passt. Aber kann diese Droge,von der Sie gesprochen haben, so was wie eine Bewusstseinsveränderung auslösen?“
    „Sie meinen, dass man etwas tut, was man im Normalzustand nicht tut?“
    „Genau! Denken Sie doch nur an Betrunkene. Wie oft macht man verrückte Dinge oder sagt etwas im Alkoholrausch, was man im Nachhinein bereut oder woran man sich nicht mehr so genau erinnern kann. Sie haben mir doch gesagt, dass diese Droge einen Gedächtnisverlust hervorruft.“
    Remo Bauer überlegte. „Und Sie denken, dass Ihre Freundin dieses Bild im Drogenrausch gemalt hat?“
    „Ich weiß es nicht … Hm, ich weiß ja nicht einmal, ob so etwas möglich ist … wahrscheinlich nicht. Aber es ist ein Strohhalm, an den ich mich klammere.“
    „Das würde voraussetzen, dass Ihre Freundin die Drogen selbst genommen hat. Hat sie so was schon mal früher gemacht?“
    Andrea schüttelte heftig den Kopf. „Niemals!“
    „Hm“, machte Remo Bauer. „Egal. Drogen hin oder her. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Silke König ermordet wurde. Und das wird sie ja wohl kaum selbst getan haben. Der Schnitt am Hals war eindeutig

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