Tödliche SMS (German Edition)
eine postmortale Verletzung. Für ihre Freundin machte das keinen Unterschied mehr. Sie war bereits tot.“
„Hat er gewusst …“
„… dass sie am Drogencocktail starb und nicht durch sein Messer?“, unterbrach er sie. „Das können wir erst mit Sicherheit beantworten, wenn wir ihn haben. Aber wir gehen davon aus, dass er es nicht gewusst hat.“
„Und das Sperma? Ich weiß, dass Max einen Tag vor ihrem Tod noch mit ihr geschlafen hat. Ich war bei ihm. Er hat es mir erzählt. Sie war am 25. noch bei ihm und am 26. ist sie, nach Ihren Angaben, gestorben.“
„Dann kennen Sie ja bereits einen Teil der Geschichte“, antwortete der Inspektor, stellte sein Glas auf dem Tisch ab und setzte sich auf die Couch. „Leider haben unsere Kollegen von der Spurensicherung keine anderen verwertbaren Anhaltspunkte finden können. Das Atelier ist so gesehen nahezu sauber. Wir haben nur Spuren von Ihrer Freundin und Max Berger gefunden.“
„Bei der BELLA Film hat mir eine Produktionssekretärin erzählt, dass doch Max Ihr Hauptverdächtiger ist. Stimmt das?“
Er grinste. „Hauptverdächtiger. Wo haben Sie denn das her? Natürlich haben wir bis zur Klärung alle und jeden im Umfeld des Opfers im Auge. Die meisten Morde und Misshandlungen passieren leider im Familien- und Freundeskreis.“ In seinem Kopf tauchte wieder das Bild von der Frau im Metallsarg auf. Er drängte es beiseite. „Aber Max Berger kann sich relativ sicher fühlen. Wir haben zahlreiche Druckstellen auf dem Körper Ihrer Freundin gefunden. Der Täter muss – oder die Täter müssen – sich ziemlich sicher gefühlt haben. Er hat keine Handschuhe getragen. Die Abdrücke passen nicht mit den Fingerabdrücken Ihres Freundes überein. Das heißt, im Moment ist er draußen.“
„Was heißt im Moment ist er draußen? Und was heißt die?“
„Es ist durchaus möglich, dass es zwei Täter waren.“
„Zwei Täter? Aber … aber Sie sprachen doch kürzlich von einem schwachen Indiz, das auf einen Mann hinweist.“
„Ja. Ein schwacher Schuhabdruck, Größe 43. Der ist auch noch im Rennen.“
Nachdem Remo Bauer keine Anstalten machte, ihr mehr zu erzählen, schwiegen sie eine ganze Weile.
„Erzählen Sie mir von sich und ihr“, unterbrach er die Stille.
Andrea war froh, das Thema wechseln zu können. Sie hatte befürchtet, dass er wieder gehen und sie mit ihren traurigen Gedanken alleine zurücklassen würde.
„Wo soll ich beginnen? Es ist eine lange Geschichte.“
„Beginnen Sie von vorne, wenn Sie wollen.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Es ist halb zehn. Ich muss erst um acht Uhr wieder im Büro sein. Wir haben also jede Menge Zeit“, grinste er.
„Morgen ist doch ein Feiertag?“
„Nicht für mich. Ich habe einen sehr wichtigen Fall zu klären. Also, erzählen Sie!“
Sie lächelte, streckte mit übertriebener Dramatik beide Hände in die Luft, begann wie eine Theaterschauspielerin zu sprechen: „Wir waren Kinder der Siebziger, auch wenn unsere Sturm-und-Drang-Zeit in den Achtzigern begann und wir uns damals noch gar nicht kannten.“
Sie nahm die Hände herunter, ihre Stimme klang wieder normal. „Wir grölten beide mit Bob Marley No woman, no cry , waren beeindruckt von David Bowie, schauten „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, sangen I shot the sheriff und Cocaine, die Coverversionen von Eric Clapton, liebten „Yentl“ und Barbra Streisand und konnten fast alle Namen der Barbapapas aufsagen.“
Mühsam versuchte Andrea sich an die Namen der Zeichentrickfiguren zu erinnern. „Barbamama, Barbapapa, Barbabella, Barbarix …“ Sie lachte. „Mehr weiß ich nicht mehr.“
„Barbawum, Barbakus, Barbaletta … aber weiter komm ich auch nicht“, ergänzte Remo Bauer die Liste.
Andrea machte ein erstauntes Gesicht. „Ich bin beeindruckt, Herr Inspektor.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Verstehen Sie jetzt? Das alles verband uns schon am ersten Abend. Sie war in Wien aufgewachsen, ich in München und trotzdem … Wir waren, wie soll ich sagen? Seelenverwandt, ja wir waren seelenverwandt.“
„Wie meinen Sie das? Das alles verband uns schon am ersten Abend?“
Erst jetzt begriff Andrea, dass er die Geschichte von der Bar im ersten Bezirk und der Premierenfeier nicht kannte. Sie erzählte ihm von dem Trubel, von dem ungeliebten Cocktail und davon, wie sich Silke zu ihr gesetzt hatte.
„Sie sind wirklich an der Bar gesessen und haben über Barbapapa geredet?“, fragte er erstaunt, als Andrea mit ihrer Erzählung am
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