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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Kisten mit Silkes Hausrat und ihren persönlichen Dingen gepackt, die ich euch demnächst liefern lasse. Es sind acht Umzugskartons geworden, Bilder, Bücher, Geschirr und …“
    „Ich glaube, es ist in Ordnung, wenn die Möbel in der Wohnung bleiben“, unterbrach Maria König Andrea. „Ich wüsste ja wirklich nicht, wohin damit. Wir tragen Silke in unserem Herzen und ich denke mit den Bildern, die sie gemalt hat, haben wir genug Erinnerungsstücke.“ Ihre Augen wurden feucht. „Den Rest werde ich wohl an Hilfsorganisationen weitergeben. Und nimm du dir bitte, was du möchtest. Ich weiß, dass sie das so gewollt hätte. Du warst für sie wie eine Schwester.“
    Sie griff in ihre Schürzentasche, holte ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Augen. „Ich hoffe, du vergisst uns nicht. Auch wenn du jetzt in München lebst.“
    „Ich werde euch so oft wie möglich besuchen“, versprach Andrea. In Gedanken nahm sie sich vor, dieses Versprechen auch zu halten.
    Schweigen.
    Nach einer Weile sagte Andrea vorsichtig. „Er würde eine Ablöse bezahlen, will aber vorher die Höhe wissen.“
    Maria König schniefte. „Verlang, was du willst. Es ist nicht wichtig.“
    Andrea schluckte. Sie fühlte sich elend. Trotzdem mobilisierte sie all ihre Kräfte. Vor ihr lag eine unangenehme Aufgabe.
    Ich muss die Wahrheit wissen, betete sie sich in Gedanken vor. Dann gab sie sich einen Ruck. „Maria, ich muss … hm … Wie soll ich es sagen? Also, ich muss dir einfach eine unangenehme Frage stellen. Bitte nicht böse sein, aber ich muss es wissen“, leitete sie ihr Vorhaben zaghaft ein. Maria König hob den Kopf. Andrea erhob sich vom Sofa, ging um den Tisch herum, kniete neben dem Fauteuil nieder und nahm die Hände der alten Frau in ihre. Dann stellte sie jene Frage, die ihr seit kurzem durch den Kopf ging. „Weißt du irgendetwas von einem Missbrauch, einer Vergewaltigung?“
    Maria König starrte sie entgeistert an. „Wie meinst du das?“
    Andrea ließ ihre Hände los. „Na, so wie ich es sage. Wurde deines Wissens Silke irgendwann einmal … sexuell missbraucht? Nein … eigentlich meine ich … eher in der letzten Zeit. Vielleicht eine Vergewaltigung?“, stammelte Andrea.
    Maria König starrte sie noch immer mit offenem Mund entgeistert an. „Nein“, erwiderte sie energisch. „Wie kommst du auf so eine hirnrissige Idee?“
    „Ich meinte ja nur“, sagte Andrea mit ruhiger Stimme und erzählte von den Bildern. Den todbringenden Drogen-Alkohol-Cocktail verschwieg sie. Das war ihrer Meinung nach Aufgabe der Polizei.
    Silkes Mutter zupfte an ihrer Schürze und sah ihr verständnislos in die Augen, sagte auch nichts, als Andrea geendet hatte. Andrea betrachtete sie eine Zeit lang. Eine Mutter in emotionaler Notlage. Ihrer Tochter war etwas Schreckliches zugestoßen und sie hatte es nicht verhindern können.
    Eine Tatsache, die eine Mutter wie Maria König niemals akzeptieren konnte. Die gebrochene Frau begegnete dem Blick Andreas.
    „Hm. Ich denke nicht, dass Silke missbraucht wurde. Die Bilder müssen eine andere Bedeutung haben. Silke war wie immer … Eine Mutter merkt so etwas schließlich“, sagte sie bestimmt. Mit einer energischen Handbewegung unterstrich sie ihre Behauptung.
    Andrea wusste, dass es keinen Sinn machte, nachzuhaken. Auch wenn Silke tatsächlich schon früher ein Vergewaltigungsopfer geworden war, ihre Mutter würde dies niemals gelten lassen. Nicht, nachdem Silke tot war und sie sie nicht mehr in den Arm nehmen und darüber reden konnte.
    Andrea beließ es deshalb dabei, es war nur ein Versuch gewesen. Vielleicht würde sie in ein paar Wochen mehr Glück haben, wenn die Zeit einen kleinen Teil der offenen Wunde verschlossen hatte.
    Sie erhob sich und ging zu ihrem Platz zurück.
    „Kanntest du eigentlich ihre erste große Liebe? Sie hat mir mal von ihm erzählt. Ich habe aber den Namen vergessen“, versuchte Andrea das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Sie schob sich ein Stück Marzipantorte in den Mund. Der Geschmack Wiens.
    „Natürlich. So als wäre es gestern gewesen“, antwortete Maria König, sichtlich froh, das leidige Thema Missbrauch nicht mehr ansprechen zu müssen.
    „Das war der Gerhard.“ Die Erinnerung führte sie viele Jahre zurück.
    „Der hat bei uns im Haus gewohnt. Silke war jung. Und so wie Silkes Schulfreundinnen für irgendwelche Popstars geschwärmt haben, hat sie für ihn geschwärmt. Wie das halt so ist bei vierzehnjährigen Mädchen.“

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