Tödliche SMS (German Edition)
der anderen Seite bin ich wütend auf sie“, antwortete Andrea wahrheitsgemäß.
„Wieso wütend?“, fragte Britta erstaunt.
„Sie hat mir nichts von dem Atelier erzählt, sie hat mir überhaupt nichts von ihrem Leben in Wien erzählt. Wenn wir telefoniert haben, dann plapperte sie oberflächliches Zeug daher, so wie manchmal halt. Und ab und zu erzählte sie mir irgendwelche Storys: Friede, Freude, Eierkuchen. Aber je länger ich in Wien bin, umso stärker wird mein Gefühl, dass sie in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte und mir nichts davon erzählthat. Verstehst du, Britta? Ich habe plötzlich begriffen, dass ich einen großen Teil ihres Lebens nicht mehr mitbekommen habe.“ Ihr Blick schweifte ab. „Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich im Moment in Wien bleiben möchte und diesen Job angenommen habe. Ich will hinter Silkes Geheimnis kommen.“
Von Remo Bauer erzählte sie nichts.
„Max und Silke waren wieder zusammen“, sagte sie dann beiläufig.
„Weiß ich. Hat ja für viel Wirbel in der Szene gesorgt.“
„Wieso für Wirbel?“
Britta warf einen Blick auf den Rest der Crew, beugte sich dann näher zu Andrea und sagte mit gedämpfter Stimme: „Na wegen der Monika. Die hat sich den Max doch unter den Nagel gerissen, kaum, dass er von Silke getrennt war. War ja schon immer scharf auf unseren Schönling.“ Die Betonung lag auf dem letzten Wort.
Wieder etwas, das Andrea nicht auf die Reihe bekam. Monika hatte doch behauptet, dass sie Max so gut wie nie sah. Außerdem war da doch diese … oder war vielleicht sie selbst diese Frau gewesen, mit der Max angeblich nach einer Filmpremiere verschwunden war? Oder gab es da noch eine andere Monika?
„Welche Monika?“, fragte sie neugierig, nur um sicherzugehen.
„Die Produktionsassistentin der BELLA Film. Hast du sicher kennengelernt.“
„Ah, die!“ Andrea tat überrascht. „Wirklich? Davon weiß ich gar nichts.“
Britta lachte. „Woher sollst du das auch wissen?“
„Und?“
„Na ja, er hat sie wegen Silke sitzen gelassen. Du weißt, ich hasse es, Geschwätz weiterzugeben.“
„Ich weiß. Du würdest mir aber einen großen Gefallen tun, wenn du es mir trotzdem erzählst. Ich muss Licht in die Sache bringen, Silke zuliebe.“
Pause. „Nein! Mir zuliebe.“
Britta seufzte. „Also gut. Man hat sich hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass sie ihn daraufhin regelrecht verfolgt hat.“
„Wie?“
„Angeblich stand sie, um Max zu sehen, zunächst nächtelang vor Silkes Haus, hat sie auch abgepasst, wenn sie rauskam. Hat aber irgendwann aufgehört damit. Ich glaube, weil sie Max nie angetroffen hat. Na ja, jedenfalls hat sie angeblich damit begonnen, ihm ständig bösartige SMS zu schreiben. Bis er sich eine Geheimnummer geben ließ. Er muss sie aber auch ganz schön gemein abserviert haben. Die ganze Branche wusste bereits, dass er zu Silke zurück ist. Nur Monika nicht. Er hat es ihr erst gesagt, als sie ihn darauf angesprochen hat. Hat ihr wohl erklärt, dass er niemals ernsthaft vorgehabt hatte, mit ihr eine feste Bindung einzugehen.“
Britta zuckte mit den Achseln. „Aber wie gesagt, das ist alles nur Geschwätz. Ich selbst habe nie mit Monika darüber gesprochen. Wir stehen uns nicht so nahe. Aber Silke war wohl Max’ große Liebe, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf.“
Einen Augenblick dachte Andrea daran, Britta etwas von den SMS zu erzählen. Vielleicht war ja Monika die Nachrichtenschreiberin? Wenn sie Max verfolgt hatte, warum dann nicht auch sie? Immerhin verbrachten sie und Max seit Silkes Tod viel Zeit miteinander. Sie hatte sogar in seiner Wohnung gekocht und Silkes Handy war in einem Papierkorb in der Nähe von Max’ Wohnung gefunden worden. Andreas Handynummer konnte man leicht eruieren, sie stand auf ihrer Homepage unter Kontakt. Ihre Kunden sollten sie immer erreichen können.
Andrea überlegte. Eifersucht hatte schon öfter friedliche Frauen in wahre Furien verwandelt. Sie sponn den Gedanken weiter.
Das würde heißen, dass …
Aber konnte eine Frau wie Monika so eine scheußliche Tat begehen?
Wie sollte sie Silke auf den Tisch bekommen? Mit Drogen und Alkohol im Körper? Monika hatte in etwa das gleiche Körpergewicht wie Silke, und das lag bei etwa achtundfünfzig Kilogramm auf 1,70 Meter.
Oder waren es doch zwei Täter?
Ihre Gedanken fuhren wieder einmal Karussell.
Nein, unmöglich. Das ergab alles keinen Sinn.
Schließlich beschloss sie, lieber den Mund zu halten.
Eine
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