Tödliche SMS (German Edition)
Schließlich platzte sie heraus. „Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie Lust haben mit mir den Sonntag zu verbringen. Ich will heute irgendwie nicht alleine sein, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es ist ja gerade mal eine Woche her, seit … und es war doch ein Sonntag.“
„Das verstehe ich nur zu gut. Trotzdem werden wir die Nachrichten ernst nehmen. Also in zirka einer Stunde. Ist das für Sie okay?“
Andreas Herz pochte wild. Sie versuchte aber trotzdem so ruhig wie möglich zu antworten. „Ist okay. Soll ich etwas zu essen machen?“
Oh Gott, das klang nach Hausfrau.
„Nein, ich führ Sie aus. Ich kenne da einen Griechen. Das Essen ist sehr gut und die Weinkarte kann sich sehen lassen. Ich hol Sie um ein Uhr ab.“ Er legte auf und Andrea hatte endlich etwas zu tun an diesem Sonntag. Ihre Aufregung trieb sie in Richtung Badezimmer. Minutenlang stand sie unter dem heißen Wasserstrahl und malte sich in Gedanken den heutigen Tag aus. Die schmutzigen Details ließ sie besser noch beiseite. Eilig rasierte sie sich ihre langen Beine von den Knöcheln bis zu den Oberschenkeln und ihre Scham, danach die Achseln. Alssie sich abgetrocknet hatte, cremte sie ihren Körper mit nach Vanille duftender Körperlotion ein, auch den Schambereich. Ihre Zehennägel lackierte sie in zartem Rosa. Sogar den blauen Stein ihres Zehenrings polierte sie mit ihrem Badetuch. Danach knetete sie ihre Locken unter einem warmen Föhnwind trocken, tuschte ihre Wimpern und schminkte ihre Lippen mit farblosem Lipgloss. Sie wollte auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, sich für ihn zurechtgemacht zu haben. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr aber, dass sie genau danach aussah. Sie warf den Kopf nach vorne, brachte ihre Haare in Unordnung, dann warf sie sie wieder zurück. Jetzt war es besser.
Noch etwa zwanzig Minuten, bis er auftauchen würde. Sie verließ das dampfende Badezimmer, stellte sich nackt vor ihren Kleiderkasten. Was sollte sie anziehen? Sie fühlte sich das erste Mal seit Silkes Tod wieder lebendig.
Rasch griff sie nach schwarzer Spitzenunterwäsche und schwarzen halterlosen Strümpfen mit breitem Spitzenrand am oberen Ende. Um keine Laufmasche zu riskieren, streifte sie die Strümpfe ganz vorsichtig über die Beine. Dann schlüpfte sie in schwarze Jeans und zog einen türkisen Pulli mit gewagtem V-Ausschnitt über. Wenn er sich weit nach vorne beugte, würde er die Spitzen ihres BHs erahnen können. Aus einem der Umzugskartons kramte sie Kerzen hervor, verteilte sie im Wohnzimmer. Die Zünder legte sie griffbereit auf den Küchentisch. Das musste reichen. Alles andere wäre übertrieben und hätte ihm ihr Vorhaben sofort verraten. Der Zauber des Zufalls wäre damit verflogen.
Es klingelte.
Sie drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Ich komme gleich!“
Sie nahm ihren langen Mantel, schlüpfte in ihre flachen Stiefel, griff rasch nach ihrer Tasche, löschte das Licht und war wenige Sekunden später im Stiegenhaus.
Sie hoffte, dass er ihre Aufregung nicht bemerkte.
Remo Bauer stand vor der Haustür. Er trug Jeans und unter dem offenen schwarzen Kurzmantel ein dunkelblaues Poloshirt. Er begrüßte sie mit einem charmanten Lächeln. „Hallo. Schön Sie wiederzusehen.“
Instinktiv zog Andrea ihren Bauch ein und reckte ihre Brust nach vorn. Sie versuchte möglichst ruhig zu bleiben, ignorierte ihre weichen Knie.
„Hallo“, gab sie zurück.
„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass wir mit der U-Bahn fahren. Aber wenn ich vorhabe Alkohol zu trinken, lasse ich mein Auto prinzipiell zu Hause.“
Andrea schüttelte den Kopf. „Ich fahre in Großstädten sowieso am liebsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ist weniger stressig.“
Während sie Seite an Seite durch die Argentinierstraße zur U-Bahn-Station am Karlsplatz gingen, sagte sie: „Sie haben am Telefon von gestohlenen Handys gesprochen.“
„Wir sind gerade dabei herauszufinden, ob das mit Ihrem Fall zusammenhängt. Bisher haben wir erst eins wiedergefunden. Es war aber vorher zerstört worden. Völlig unbrauchbar. Der Rest ist noch verschwunden. Aber Sie haben eine SMS am Telefon erwähnt. Wann haben Sie die bekommen?“
Andrea wich seinem Blick aus. „Na ja … also wenn ich ehrlich bin …“
„Es gibt keine SMS“, unterbrach er.
Sie schwieg.
„Mehr als eine?“
„Ja“, gestand sie.
Die Heiterkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. „Wie viele?“
„Zwei, drei? Ich weiß es nicht mehr so genau.“
„Warum haben
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