Tödliche SMS (German Edition)
vorsichtig nach.
Max überlegte. „Na ja, das Foto war etwas unscharf. Aber die Person darauf hatte ich vorher noch nie gesehen und heute kann ich mich an das Gesicht nicht mehr genau erinnern.“
Fehlanzeige.
Andrea beließ es dabei. Sie wollte Gerhard Manns Namen unter keinen Umständen ins Spiel bringen, denn wenn sie sich täuschte, goss sie eindeutig Öl ins Feuer. Das galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Die Sache mit Monika genügte vorerst. Außerdem betrat in diesem Moment Chris das Lokal. An seiner Seite eine große Blondine. Vermutlich Eva.
Zeit zu gehen.
17.
Sonntag, 5. November
Andrea hasste diesen Sonntag, würde wohl in Zukunft alle Sonntage hassen. Bisher hatte sie diese Tage gemocht. Die Stunden krochen langsamer vorwärts als während der Woche. Die meisten Menschen widmeten sich jenen Dingen, für die sie sonst keine Zeit fanden. Sie lagen bei Schlechtwetter ganz einfach im Bett oder vor dem Fernseher, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Der hektische Alltag war einfach in die Ecke verbannt. Aber das Einzige, was ihr jetzt dazu einfiel, war Silkes sinnloser Tod und jetzt kamen Walter Königs Schlaganfall und der schreckliche Verdacht, dass Monika Silke getötet hatte, hinzu.
Max und sie waren sich einig, diesen Verdacht vorerst für sich zu behalten.
Warum, wussten sie beide nicht genau. Vielleicht aus Angst, dass sie eine Entdeckung machen würden, die sie lieber nicht machen wollten. Sie hatten keine Beweise und Monika würde unter Garantie alles abstreiten. Auch wenn sie anfangs behauptet hatte, Silke nicht zu kennen, und sie ihr jetzt das Gegenteil beweisen konnten, war das für die Polizei noch lange kein Grund sie wegen Mordes zu verhaften. Auch die Attacken gegen Max waren zu wenig.
Auf alle Fälle würden sie beide ab sofort auf der Hut sein und bei passender Gelegenheit würde sie Remo Bauer genau in diese Richtung manövrieren.
Aber zum Glück hatte dieser Sonntagmorgen auch etwas Positives. Sie hatte mit Maria telefoniert, die ihr versichert hatte, dass es Walter besser ginge, er sei aber noch nicht ansprechbar.Andrea kündigte ihren Besuch für den nächsten Tag an. Sie brauchte jetzt einen Tag Pause, musste sich mit anderen Dingen beschäftigen.
In diesem Moment fielen ihr wieder Silkes Handschellen ein. Aber wo waren diese Dinger hingekommen? Sie hatte alle Schränke ausgeräumt, hatte unter den Matratzen nachgesehen und sogar einige Kisten durchwühlt, aber nichts gefunden.
Während sie in Gedanken weitere Aufbewahrungsmöglichkeiten durchging, überlegte sie, ob sie den angebrochenen Sonntag alleine oder mit anderen Menschen verbringen wollte.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie diesen Tag mit Remo Bauer verbringen. Auch wenn es ihr schwerfallen würde, das Geheimnis rund um Monika in seiner Gegenwart für sich zu behalten.
Es war knapp nach halb zwölf, als sie zum Telefon griff. Während sie seine Nummer wählte, spürte sie, wie sich dieses Symptom „Schmetterlinge im Bauch“ breitmachte.
Es läutete.
Was, wenn er sie wieder zurückwies, so wie im Atelier? Auch auf dem Friedhof hatte er kein Wort mit ihr gesprochen.
Sie wollte schon einhängen, als sie seine Stimme hörte.
„Bauer.“
Er klang gereizt.
„Entschuldigen Sie … ähm, ich wollte nicht stören … Andrea Reiter hier … ähm.“ Andrea machte eine kurze Pause. Sie hatte vergessen, sich einen Vorwand für ihren Anruf zu überlegen.
„Haben Sie wieder eine SMS bekommen?“ Seine Stimme klang freundlich. „Bei meinen Kollegen gingen in letzter Zeit vermehrt Anzeigen wegen gestohlener Handys ein. Normalerweise tippen wir da ja sofort auf organisierte Banden. Aber meine Kollegen meinten, dass die Anzahl der gestohlenen Handys dafür dann doch zu gering ist. Vielleicht besteht da ja ein Zusammenhang.“
Genau! Das war’s! Die SMS, sie hatte ihm von den letzten SMS nichts erzählt.
„Also … ja.“
„Gut …“ Er hielt kurz inne. „Ich habe in einer Stunde Dienstschluss. Wenn Sie wollen, komme ich vorbei und wir reden darüber. In der Zwischenzeit schau ich mir noch einmal genau an, in welchen Bezirken die Telefone gestohlen wurden. Vielleicht kennen Sie dort jemanden.“
„Äh“, begann sie umständlich, „eigentlich geht es mir nicht nur um diese SMS. Daran habe ich mich gewöhnt und eigentlich sind sie ja keine Bedrohung, oder? Ich wollte … na ja, um ehrlich zu sein …“ Sie verstummte, ärgerte sich über ihre Angst, eine Abfuhr zu erhalten.
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