Tödliche SMS (German Edition)
Sie mir nichts davon erzählt?“
„Weil sie allesamt nicht wie eine Bedrohung klangen, eher wie eine Frage.“
„Eine Frage?“
Die U1 kam. Remo öffnete die graue Tür, ließ ihr den Vortritt. „Wir fahren nur zwei Stationen.“ Im Inneren der Garnitur war es heiß und stickig. Zum Glück waren wenig Leute in dem Abteil. Sie blieben hinter der Tür stehen.
„Wir waren bei einer Frage stehen geblieben“, schloss er am unterbrochenen Gespräch an.
„Na ja, wie diese SMS vom Freitag.“ Umständlich fischte Andrea ihr Mobiltelefon aus ihrer Umhängetasche, drückte auf einigen Tasten herum und reichte es ihm. Bist du jetzt klüger?
„Was ist damit gemeint?“
„Na ja, wie soll ich sagen? Ich war am Freitag bei Silkes Eltern und dann bei Gerhard Mann … und da hab ich …“ Sie stockte. „Ich hab halt einiges erfahren, was ich zuvor noch nicht wusste.“
„Stephansplatz“, meldete eine heisere Stimme über Lautsprecher.
„Und das hat mit Ihrer toten Freundin zu tun?“
Andrea nickte stumm.
„Und was haben Sie erfahren?“ Er lehnte sich zurück. „Lassen Sie aber nur ja kein Detail aus, denn vielleicht könnte diese Geschichte auch für mich interessant sein. Haben Sie daran schon mal gedacht?“
Andrea spürte, wie sie ungehalten wurde.
„Ich habe meine beste Freundin verloren. Durch Mord.“ Andrea betonte das Wort „Mord“ etwas zu laut. Die Fahrgäste um sie herum hoben neugierig den Kopf.
„Deshalb wäre es besser, wenn Sie uns die Ermittlungen überlassen. Haben Sie eigentlich schon daran gedacht, über Ihr Erlebnis mit einer Psychologin zu sprechen? Wir haben da …“, flüsterte Remo dicht an ihrem Ohr.
Jetzt kochte Andrea vor Wut. „Ich brauche keine Psychologin. Ich will wissen, wer meine beste Freundin ermordet hat“, fuhr sie ihn zischend an.
Jetzt drehten sich auch die Fahrgäste auf den Sitzen nach ihnen um.
Andrea holte tief Luft, senkte ihre Stimme wieder. „Und die Geschichte, die ich am Freitag erfahren habe, war, dass der Produktionsleiter der BELLA Film Silke von früher kannte.“ Sie wusste, dass sie, wenn sie mit der Geschichte einmal angefangen hatte, nicht einfach mittendrin aufhören konnte. Sie kam zu dem Schluss, dass sie ihm alles erzählen konnte. Auch die Sache mit der Entjungferung.
„Schwedenplatz“, sagte die Stimme und sie stiegen aus.
Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
Das Restaurant lag in einer Seitengasse. Der Besitzer war zu Andreas Überraschung ein echter Grieche. Er begrüßte Remo wie einen alten Freund und dirigierte sie an einen Tisch am Ende des Lokals. Hier waren sie ungestört. Aus den Boxen kam leise Musik, Theodorakis.
Es war perfekt.
„Ich hoffe, Sie mögen griechische Küche.“
Noch bevor Andrea antworten konnte, kam Sam und brachte ihnen zwei Gläser Ouzo. „Geht aufs Haus.“
Was glaubte der?
„Sam ist aber kein griechischer Vorname“, bemerkte Andrea, als der Besitzer wieder gegangen war.
„Seinen griechischen Namen kann keiner aussprechen, deshalb sagen alle Gäste einfach Sam zu ihm.“
„Aha.“
Pause.
„Kommen Sie öfter hierher?“
„Ab und zu“, antwortete er knapp.
„Allein?“ Sie bereute diese Frage auf der Stelle.
Er lachte, gab aber keine Antwort, sondern fragte stattdessen: „Sie wissen seit Freitag davon?“, und knüpfte damit wieder an das Gespräch von vorhin an.
„Eigentlich weiß ich schon länger davon, ich hatte aber Gerhards Namen vergessen. Silke hat mir die Geschichte vor Jahren erzählt.“
„Und gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?“
Im Bruchteil einer Sekunde beschloss sie, ihm nichts von Monika und Max zu erzählen.
„Nein, sonst war nichts“, sagte sie schließlich.
Remo Bauer hielt noch immer ihr Handy in seinen Fingern. Er blickte auf das Display. „Und was ist damit?“ Er reichte ihr das Telefon, bedachte sie mit einem abschätzigen Blick, was sie auf die Palme brachte. Sie senkte ihren Blick und las: Keinen Schritt weiter, sonst bist du tot.
„Das ist eine Drohung, Andrea. Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Vergessen.“
„Fassen wir noch einmal zusammen. Sie finden Ihre Freundin in deren Atelier. Sie wurde ermordet. Daraufhin erhalten Sie kryptische SMS. Wie haben Sie es genannt? Fragen … also, Sie erhalten Fragen. Nur, dass sich unter all diesen Fragen eine Drohung befand, die Sie vergessen haben?“
„Aber Sie haben mir doch selbst gesagt, dass der SMS-Schreiber und der Mörder
Weitere Kostenlose Bücher