Tödliche SMS (German Edition)
zwei verschiedene Personen sind.“
Er beugte sich nach vorn. Sein Gesicht kam ihrem ganz nahe. Sein Atem roch nach Wein und Pfefferminz. „Und wenn ich mich geirrt habe? Ich bin Polizist, kein Hellseher oder Gott.“ Er lehnte sich wieder nach hinten. „Ich will auf alle Fälle kein Risiko eingehen.“
Monika! Sollte sie ihm davon jetzt erzählen?
„Sie machen mir Angst.“
Remo nahm ihre Hände. „Ich werde Sie beschützen.“
„Dann erzählen Sie mir, wen Sie in Verdacht haben.“
Er ließ ihre Hände wieder los. „Das darf ich nicht. Streng genommen dürfte ich nicht einmal mit Ihnen hier sitzen.“ Wieder streckte er eine Hand nach ihr aus. Nur diesmal strich er sanft mit der Spitze seines Zeigefingers über ihre Wangen. „Ich handle mir ein Disziplinarverfahren ein, wenn ich mich mit Ihnen einlasse. Das kann mich im schlimmsten Fall meinen Job kosten.“
„Dann behaupten Sie doch, Sie hätten mich verhört.“
„Beim Griechen! Das nimmt mir jeder Staatsanwalt ab …“
„Reden wir doch von etwas Erfreulicherem. Erzählen Sie mir von sich“, versuchte Andrea das Thema in eine andere Richtung zu lenken.
„Ich habe eine Schwester“, erzählte Remo. „Sie lebt in Südtirol. Meine Eltern leben in Villach, wo ich geboren wurde. Ich lebe seit sieben Jahren in Wien und werde wohl noch länger hierbleiben. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.“
Sieben Jahre, schoss es ihr durch den Kopf. Vor sieben Jahren war sie zu Silke in die Wohnung gezogen.
Andrea räusperte sich. Sam kam mit einer Flasche Wein.
Kurze Zeit später war die Rotweinflasche entkorkt und ein großer Teller mit verschiedensten Vorspeisen stand zwischen ihnen auf dem Tisch.
„Püree aus roter Paprika mit Feta und Brot“, erklärte Remo Bauer. „Danach gibt’s Schalottensalat mit Thymianhonig und pochierte Lammkoteletts mit Fenchel. Ich hoffe, Sie mögen das alles.“
„Perfekt. Wann haben Sie das alles bestellt?“
„Gleich nach unserem Telefonat.“
Andrea nippte an ihrem Wein. „Und darauf, dass ich selbst auswählen möchte, sind Sie nicht gekommen?“
„Ich hatte Angst, Sie würden Gemüselasagne bestellen.“
Sie lachten beide laut auf.
„Dann bestehe ich darauf, dass wir den Nachtisch bei mir in der Wohnung einnehmen“, preschte sie vor und hätte sich gleich darauf am liebsten in die Zunge gebissen.
Er grinste wissend. „Wollen Sie dort fortsetzen, wo Sie vor wenigen Tagen aufgehört haben?“
„Sie meinen …“
Sie spürte, wie sie errötete.
Sam kam mit zwei weiteren Gläsern Ouzo.
„Ja … ich meine.“
„Schlimm?“
„Im Gegenteil. Ich befürchtete schon, ich hätte die Signale fehlinterpretiert.“
„Hm“, machte Andrea. „Dann wär ja alles gesagt.“
Er hob sein Glas. „Remo.“
Sie stieß ihres dagegen. „Andrea.“
Er kam näher, ihre Lippen berührten sich zuerst sanft, dann küsste er sie leidenschaftlich.
Als er sie wieder freigab, schwiegen sie einen Moment lang, dann sprachen sie über Belanglosigkeiten, wechselten zwischen dem förmlichen Sie und dem intimen Du hin und her. So lange, bis die Spannung unerträglich wurde. Sie wussten beide, was folgen würde, folgen musste. Sams Ouzo machte ihnen die Sache leicht. Gegen vier Uhr ließen sie sich kleine Safran-Ricotta-Törtchen einpacken, dann brachen sie auf.
Wien fiel bereits in Dämmerung und roch nach Safran-Ricotta-Törtchen.
In der Küche richtete Andrea das Gebäck auf einer Dessertplatte an, trug sie ins Wohnzimmer, stellte sie auf den Couchtisch, legte mehrere CDs in den Player; sie hatte keine Lust ständig zu wechseln.
„Magst du Ray Charles?“
„Sehr gern sogar.“
Sie drückte die Play-Taste und zündete die Kerzen an. Der Abend sollte etwas Besonderes werden.
Remo Bauer öffnete eine Flasche Chianti Classico.
Sie setzten sich auf die Couch. Er goss den Wein in die Gläser.
„Hast du gerne in Wien gelebt?“, fragte er.
Sie antwortete nicht sofort, nahm ihr Glas und schenkte ihm einen warmen Blick.
„Früher habe ich sehr gerne hier gelebt“, sagte sie leise. „Vor allem diese Wohnung habe ich geliebt. Alles war so hell und voll Leben. Es war eigentlich Silkes Wohnung. Ich war sozusagen ihre Untermieterin. Wenn ich dir erzählen würde, was wir in diesen Räumen so alles getrieben haben, würdest du mich wahrscheinlich sofort verhaften.“
Er lächelte. „Schon vergessen? Meine Abteilung ist Mord, alles andere interessiert mich nicht. Nicht einmal, wenn du mir erzählen würdest, dass
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