Tödliche SMS (German Edition)
gewesen? Sie runzelte die Stirn. Vielleicht hatte Remo sie heute Morgen aufgezogen. Sie bedeckte ihre nackten Brüste mit den Händen, trat zumFenster, schaute nach Harry und Sally, konnte die beiden Tauben aber nicht entdecken.
Sie beschloss, später aufzuräumen. Das Geschirr schnappte sie sich aber und stellte es auf dem Weg ins Badezimmer in den Geschirrspüler. Die beiden Törtchen wanderten in den Mülleimer.
Als sie die Dusche aufdrehte, hatte sie die Tauben schon wieder vergessen. Sie war viel zu sehr mit dem Gefühl in ihrer Magengrube beschäftigt. Wie würde es mit ihnen weitergehen? Sie musste Ende November aus der Wohnung raus und eigentlich sollte sie schon in den nächsten Tagen wieder nach München zurück. War diese Nacht für Remo Bauer mehr als nur ein One-Night-Stand? Vielleicht hatte er nur ein schnelles Abenteuer gesucht? Wie sollte sie sich bei ihrem nächsten Treffen verhalten? Sie seufzte. Warum war das Leben so kompliziert? Warum dachte sie über so viele Dinge nach?
Dann ärgerte sie sich kurz darüber, dass sie in ihrer Weinlaune Remo die Geschichte mit Gerhard und Silke verraten hatte. Er hatte ihr versprochen, sehr diskret vorzugehen. Auch Monikas Name war gefallen und die Geschichte mit den SMS und der regelrechten Verfolgung von Max.
Max würde sie davon nichts erzählen. Sollte er doch glauben, dass Remo selbst darauf gekommen war, wenn dieser ihn danach fragte. So gesehen war sie aus dem Schneider. Die Sache mit Chris hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Ein Fehler?
Zurück im Schlafzimmer, zog sie sich frische Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt an.
In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie Frau Meinrad noch nichts von dem neuen Mieter erzählt hatte. Das wollte sie gleich nachholen, bevor sie es wieder vergaß oder ihre Nachbarin die Information womöglich von der Hausverwaltung mitgeteilt bekam. Sie nahm ihr Handy zur Hand. Nur für den Fall, dass sich Remo melden würde.
Als sie in den Flur trat, nahm sie ein gelbes Etwas vor ihrer Eingangstür wahr.
Es war eines dieser gelben Postpakete, die man in jedem Postamt kaufen konnte und die es in verschiedenen Größen gab. Während der Dreharbeiten hatte sie diese Dinger haufenweise vor ihrer Linse gehabt. Aber dieses hier war nicht von der Post geliefert worden. Es war nicht korrekt adressiert, sondern nur ihr Vorname war in Großbuchstaben darauf geschrieben und sie hatte dafür keine Empfangsbestätigung unterschreiben müssen. Das Paket war einfach vor ihrer Haustür abgelegt worden.
Remo?
Sie dachte daran, das Paket einfach liegen zu lassen und erst nach ihrem Besuch bei ihrer Nachbarin auszupacken. Aber die Neugier siegte. Vielleicht hatte ja Remo tatsächlich noch Zeit gehabt, ihr ein kleines Geschenk vor die Tür zu legen. Vielleicht hatte sie ja Glück und er gehörte zu der Sorte Männer, die Frauen gerne überraschten. Aber eigentlich: Woher hätte er heute Morgen die Zeit dafür nehmen sollen?
Andrea hob das Paket vorsichtig mit beiden Händen hoch.
Plötzlich spürte sie instinktiv, dass es nichts Angenehmes enthielt. Sie machte auf der Schwelle kehrt und trug es in die Küche. Mit einer Schere schnitt sie die Lasche ab, dann hob sie vorsichtig den Deckel, so als enthielte das Paket eine Bombe.
Ihr Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen.
Es waren Harry und Sally, tot.
Den Tauben war die Kehle durchtrennt worden. Ihre kleinen Körper waren über und über mit Blut verschmiert. Ihre Köpfe waren so angeordnet, dass sie einander aus den leblosen Augen anstarrten.
Andrea schlug die Hände vors Gesicht, rannte ins Badezimmer und erbrach sich über der Klomuschel. Sie brauchte einige Minuten, um sich zu erholen, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete ihr Spiegelbild.
Wer tat so etwas? Wer schnitt unschuldigen Vögeln die Kehle durch? Die beiden hatten niemandem etwas getan.
Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, ließ sie wieder einigermaßen klar denken.
Warum ausgerechnet die beiden?
Wer wusste von den Tauben?
Langsam drehte sie sich herum, ging in die Küche zurück, betrachtete noch einmal den Inhalt des Pakets. Dann gab sie sich einen Ruck, strich mit zwei Fingern über das verschmutzte Gefieder der beiden. Tränen liefen über ihre Wangen. Dann sah sie das Foto, das den Tauben als Unterlage diente. Das Bild kam ihr bekannt vor. Mit spitzen Fingern griff sie danach, zog es unter den Vögeln hervor.
Es zeigte sie selbst, wie sie die Karlskirche fotografierte. Das Foto musste an
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