Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
Vom Netzwerk:
um sie herum passierte. Alles war so unklar, so verschwommen, wie vorhin.
    Blut, überall war Blut!
    Es tat so weh. Wieder raste sie durch einen dunklen Tunnel.
    War es so, wenn man starb?
    Eine Stimme, eine sanfte, freundliche Stimme sprach mit ihr. Eine Hand riss ihr das Klebeband vom Mund. Sie schrie sich die Angst aus dem Leib.
    Die Szene entglitt ihr, aber sie lebte.
    Remo Bauer löste die Fesseln.
    Ein Notarzt bat ihn, zur Seite zu gehen.
    Sanft, wie eine weiße Wolke, senkte sich etwas auf sie herab, Baumwolle, eine Decke, mit der sie zugedeckt wurde. Eine Atemmaske wurde ihr über den Mund und die Nase gestülpt.
    Ihr war schlecht.
    Was passierte da?
    Remo Bauer sah seinen Kollegen zu, wie sie Michael Kogler in Handschellen abführten.
    Andrea griff nach der Maske, setzte sie ab. „Danke“, murmelte sie.
    Rita Schuhmann trat an den Tisch, nahm ihre Hand. „Es war Remo, der uns hierhergeführt hat. Nachdem er Sie telefonisch nicht hat erreichen können, ist er in Ihre Wohnung gefahren, um nachzusehen. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Er hat die toten Tauben gefunden. Dann hat eins das andere ergeben.“ Mehr sagte sie nicht.
    Andrea war noch viel zu schwach, um die Zusammenhänge zu begreifen, erinnerte sich nur an den Satz: „Die Tür ist zu.“ Das waren Koglers Worte gewesen. Er hatte gar nicht nachgeschaut.
    Plötzlich begann sie laut zu schreien und wild um sich zu schlagen. „Nein, oh mein Gott, nein, nein.“
    Ein kleiner Stich in den Arm, sie wurde ruhig, ihr Schreien wich befreiendem Weinen. Seine Stimme an ihrem Ohr. „Andrea! Es ist vorbei.“
    Ein Krankenhaus. Noch nie hatte sich Andrea so sehr gefreut, ein Krankenhaus von innen zu sehen. Man hatte sie auf eine internistische Abteilung gelegt, zur Beobachtung. Äußerlich hatte sie keine Verletzungen, außer einem Schnitt auf dem linken Schenkel und einem kleinen Schnitt am Hals, zum Glückneben der Halsschlagader. Kogler war abgerutscht, als sich Remo auf ihn gestürzt hatte.
    Das Fenster war leicht geöffnet. Der Himmel war bewölkt, es regnete. Ein schöner Anblick für jemanden, der vor wenigen Stunden fast gestorben wäre. Andrea schloss wieder die Augen, genoss jeden Luftzug, lauschte dem angebrochenen Tag: Vogelgezwitscher, Autos, Straßenbahnen und dicke Tropfen, die gegen die Scheiben prasselten, genau wie bei ihrer Ankunft am Westbahnhof vor über einer Woche. Geräusche, die sie in den letzten Stunden vermisst hatte.
    Remo war neben dem Bett eingeschlafen. Mit vornübergebeugtem Oberkörper lag er auf der Matratze, seine Arme hingen nach unten. Andrea beobachtete ihn einen Moment, dann räusperte sie sich. Mit einem Ruck riss er erschrocken den Kopf nach oben, sah sie aus trüben Augen an.
    „Guten Morgen“, sagte er, mit von Müdigkeit gezeichnetem Gesicht.
    „Guten Morgen“, antwortete sie. „Welcher Tag ist heute?“
    „Der 9. November. Du hast lange geschlafen.“ Er strich ihr die Locken aus dem Gesicht. „Du bist eine tapfere Frau und wunderschön dazu.“
    Sie hatte mehr als vierundzwanzig Stunden geschlafen und er hatte über sie gewacht.
    „Danke“, sagte sie.
    „Weißt du, Andrea“, sagte Remo, ich habe fast geglaubt, dass ich dich nie wiedersehen werde. Ich dachte, ich hätte es vermasselt.“
    Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Jetzt erzähl mir aber bitte, was genau passiert ist. Damit ich mich bei meinen Lebensrettern bedanken kann.“
    Eine Ärztin betrat das Zimmer, kam auf sie zu, nahm ihre Hand, fühlte den Puls. „Wie fühlen Sie sich?“
    „Keine Ahnung. Sagen Sie’s mir.“
    „Körperlich fehlt Ihnen nichts, wir haben in Ihrem Blut nur Reste von GHB finden können. Er hat Ihnen eine geringe Dosis verabreicht. Sie können morgen nach Hause gehen. Aber ich rate Ihnen, mit einer Psychologin darüber zu sprechen. Die Alpträume und Angstzustände werden kommen … langsam … aber sie werden kommen. Sprechen Sie über das Erlebte. Es hilft, auch wenn die Narben auf Ihrer Seele lange brauchen werden, um zu heilen.“
    Andrea versprach es, nahm sich in Gedanken vor, Remo auch von ihren Erlebnissen mit Chris zu erzählen. Sie wollte und konnte nicht länger schweigen. Denn das Verschweigen hatte bisher nur Unglück gebracht. Und niemals, das wusste sie jetzt, niemals war eine Frau schuld, wenn ein Mann gewalttätig wurde.
    Die Ärztin verließ das Zimmer.
    Andrea sah zum Fenster. „Er hätte es diesmal ohne Betäubung gemacht.“ Sie drehte den Kopf herum, blickte Remo in die Augen. „Er

Weitere Kostenlose Bücher