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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zu beauftragen, es für sie herauszufinden.«
    »Und was hat sich jetzt geändert?«, fragte der Mann und zog sich die Mütze mit einem heftigen Ruck wieder in die Stirn.
    Ein lächelndes Mädchen brachte Monk das Essen, und er dankte ihm und gab ihm drei Pence Trinkgeld. Der Mann am Tisch runzelte die Stirn. So viel konnten ihr die anderen gewiss nicht geben.
    »Vielen Dank«, sagte Monk freundlich und ohne den Blick von dem Mädchen abzuwenden. »Habt ihr auch Spülhilfen in der Küche?«
    »Ja, Sir, wir haben drei«, antwortete sie bereitwillig. Ein Gentleman, der ihr drei Pence schenkte, verdiente ein wenig Höflichkeit. Und er war durchaus gut aussehend und eine kleine Spur geheimnisvoll. »Außerdem haben wir zwei Küchenmädchen und natürlich eine Köchin… Sir. Wollten Sie mit einer von denen sprechen?«
    »Habt ihr auch ein Mädchen mit einem missgebildeten Mund?«
    »Einem was?«
    »Mit einem verdrehten Mund, komisch aussehenden Lippen?« Sie sah ihn verwirrt an. »Nein, Sir.«
    »Ist schon gut. Danke, dass du mir geantwortet hast.« Es war dumm gewesen, sich Hoffnungen zu machen. Die Frau vom Buxton House hatte ihm bereits erklärt, dass der Wirt sich der Mädchen entledigt hatte. Außerdem konnte es gut sein, dass der Wirt selbst inzwischen gewechselt hatte. Es war schließlich fünfzehn Jahre her.
    Das Mädchen lächelte und ging, und Monk begann zu essen.
    »Es ist Ihnen wirklich ernst, wie?«, fragte einer der Männer überrascht. »Aber Sie wissen doch bestimmt, dass Sie sie jetzt nicht mehr finden werden? Solche Menschen werden heutzutage weggeschlossen, in Häuser, wo sie keinen anderen stören…. wenn sie überhaupt noch leben, machen sie sicher irgendwo sauber. Sie waren nämlich nicht nur hässlich, sondern obendrein auch noch ziemlich einfältig. Ich hab’ sie damals gesehen. Ein entstelltes Gesicht regt die Menschen schlimmer auf, als wenn’s bloß die Hände wären oder der Leib. Eins der Mädchen sah so aus, als würde es einen ständig höhnisch angrinsen, und bei der anderen dachte man immer, sie bleckt die Zähne.
    Sie konnten natürlich nichts dafür, aber Fremde wissen so was ja nicht.«
    Monk hätte den Mund halten sollen, aber stattdessen fragte er:
    »Wohin genau könnte man sie denn geschickt haben?«
    Der Mann stürzte sein Bier hinunter. »Genau? Das weiß Gott! Überall hin, wo man sie haben wollte, die armen kleinen Dinger. Tut mir Leid für Sam. Er hat die Kleinen so gern gehabt.«
    Es gab nur noch eine Möglichkeit, der Monk nachgehen sollte, dann hatte er der Pflicht Genüge getan.
    »Was ist mit seiner Witwe? Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?«
    »Dolly Jackson? Keine Ahnung.« Er blickte fragend in die Runde. »Weißt du das, Ted? Oder du, Ive?«
    Ted zuckte die Achseln und griff nach seinem Humpen.
    »Sie ist aus Putney weggegangen. Das weiß ich jedenfalls«, erklärte Ive entschieden. »Ich hab’ gehört, sie war’ nach Norden rauf. Irgendwo in die Stadt. Würde mich nicht wundern, wenn sie wieder geheiratet hätte. Sie war hübsch genug, um den Männern zu gefallen, solange sie nicht die beiden Kleinen am Hals hatte.«
    »Das darfst du nicht sagen; das ist grausam!«, wies Ted ihn zurecht.
    Ive gab sich zerknirscht. »Stimmt. Armer Sam. Würd’ mich nicht wundern, wenn er sich im Grab umdreht.«
    Wie Monk vermutet hatte, hatte das Lokal den Besitzer gewechselt, und der gegenwärtige Wirt konnte ihm selbst beim besten Willen keinen Hinweis darauf geben, was in den vergangenen fünfzehn Jahren aus den beiden kleinen Mädchen geworden sein mochte.
    Monk hatte sein Versprechen erfüllt und nahm dankend Abschied.
    Das nahe Liegende war, Martha Jackson mitzuteilen, er habe getan, was er konnte und eine weitere Verfolgung der Sache sei sinnlos. Er würde ihr nichts von seinen Befürchtungen sagen, sondern ihr die Dinge so darlegen, dass sie freiwillig darauf verzichtete, seine Zeit weiter zu verschwenden.
    Er traf am frühen Nachmittag im Haus am Tavistock Square ein und wurde von Martha selbst eingelassen. Sobald sie ihn sah, trat ein Ausdruck in ihre Züge, der zum einen die Hoffnung, er möge ihretwegen gekommen sein, zum anderen die Angst, er wolle nur Hester sehen, und schließlich die Sorge, er habe schlimme Nachrichten für sie, verriet.
    »Es tut mir Leid, Miss Jackson«, sagte er schnell. Er durfte ihr keine falsche Hoffnung machen. »Ich habe die beiden bis zu einer Küche in einem Speiselokal in Putney zurückverfolgen können, dem Cooper’s Arms, wo sie

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