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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gearbeitet haben. Aber niemand weiß, wohin sie von dort aus gegangen sind, nur dass sie eine andere Stelle angenommen haben. Sie stehen nicht schutzlos auf der Straße.« Es war aber durchaus möglich, dass ihnen genau das widerfahren war, aber es war niemandem damit gedient, wenn er ihr das erzählte.
    Die Anspannung fiel von ihr ab, und ihre Schultern sackten nach vorn. Sie blinzelte und kämpfte einen Augenblick lang mit den Tränen. Erst da wurde ihm klar, dass sie sich trotz all seiner Warnungen große Hoffnungen gemacht hatte. Er fühlte sich hilflos. Es fiel ihm nichts ein, womit er sie hätte trösten können.
    Sie schluckte hörbar und nahm sich zusammen.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Monk. Es war sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich bemüht haben.« Dann wandte sie sich ab.
    Ihre Stimme klang belegt, als sie sagte: »Jetzt möchten Sie sicher Miss Latterly sehen. Bitte…« Sie sprach nicht weiter, sondern führte ihn wortlos durch die Halle und die Treppe hinauf in das Wohnzimmer, das sie sich mit Hester teilte. Sie öffnete die Tür, ließ ihn eintreten und zog sich sofort zurück.
    Hester legte ihr Buch beiseite. Ihm fiel auf, dass es sich um eine Geschichte Indiens handelte. Sie erhob sich und kam mit forschendem Blick auf ihn zu.
    »Sie konnten sie nicht finden«, sagte sie leise. Es war keine Frage, aber sie konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen.
    »Natürlich konnte ich sie nicht finden!«, entgegnete er streng.
    »Das habe ich Ihnen von Anfang an gesagt! Ich habe es wirklich versucht; ich habe jeden befragt, der irgendwas wissen konnte, aber es war von Anfang an aussichtslos. Verdammt, das Ganze liegt jetzt zwanzig Jahre zurück! Was haben Sie erwartet?« Er atmete heftig. »Es war unverantwortlich von Ihnen, dass Sie Martha überhaupt Hoffnung gemacht haben«, fuhr er fort.
    »Das habe ich doch gar nicht!«, fuhr sie ihn an. »Ich habe immer gesagt, dass die Chancen sehr gering sind. Sie kann nicht anders, als weiter zu hoffen! Würden Sie das nicht auch? Nein - Sie vielleicht nicht! Manchmal denke ich, dass Sie gewöhnliche Gefühle gar nicht verstehen können.«
    Diese Behauptung entsprach nicht der Wahrheit, und er empfand sie als äußerst ungerecht. Er wollte diesen Gedanken gerade aussprechen, als im Flur Schritte laut wurden. Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet, und Athol Sheldon stand auf der Schwelle. Er trug eine karierte Jacke, und sein Gesicht war von frischer Luft und körperlicher Anstrengung gerötet. Anscheinend war er gerade erst zurückgekommen. Wie immer nahm er von den Gefühlen der Menschen nichts wahr.
    »Guten Tag, Miss Latterly. Wie geht es Ihnen denn an diesem herrlichen Tag? Guten Tag, Mr. Monk. Wie geht es Ihnen, Sir? Gabriel scheint heute ein wenig unruhig zu sein.« Er runzelte leicht die Stirn. »Wenn ich das sagen darf, Miss Latterly, ich glaube, Sie hätten ihm die Neuigkeiten über Melville besser nicht mitteilen sollen. Das Ganze hat ihn unnötig aufgeregt. Und natürlich hätte auch die arme Perdita niemals von einer solchen Verderbtheit erfahren dürfen. Das war ein großer Fehler Ihrerseits, und ich bin enttäuscht von Ihnen.«
    Das Blut schoss in Hesters Wangen. Monks Ärger auf sie verwandelte sich unverzüglich in einen Zorn auf Athol, den er kaum zu beherrschen vermochte.
    »Ob ich mich geirrt habe oder nicht«, stieß Hester zwischen den Zähnen hervor, »ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass Lieutenant Sheldon wie ein Erwachsener behandelt werden und erfahren sollte, was immer er zu wissen wünscht. Er hat sich für den Fall Melville interessiert und sowohl an der menschlichen Tragödie, die damit verbunden war, als auch an den juristischen Fragen Anteil genommen.«
    »Und was ist mit Mrs. Sheldon?«, fragte Athol und sah Hester wütend an. »Haben Sie auch nur den leisesten Gedanken an ihre Gefühle verschwendet bei all Ihrem Eifer, meinem Bruder aufzudrängen, was Sie als Ihre Pflicht erachten? Haben Sie auch nur eine Sekunde lang darüber nachgedacht, welch nicht wieder gutzumachenden Schaden Sie vielleicht angerichtet haben?« Seine Augen weiteten sich. »Was ist mit ihrer Unschuld, ihrer Arglosigkeit, ja selbst ihrer Fähigkeit, auch in Zukunft das charmante und sanftmütige Geschöpf zu sein, das sie ist, beides Eigenschaften, die mit ein Grund dafür waren, warum er sie geheiratet hat… hm?«
    »Es ist unmöglich, jemanden für alle Zeit vor den Tragödien und Missgeschicken des Lebens zu schützen, Mr.

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