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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ist die Sache erledigt. Wenn du der Meinung bist, dass du dich mit dieser Entscheidung nicht abfinden kannst, werden wir dich wohl erst wieder sehen, wenn es Gabriel besser geht und Hester entlassen wurde, um sich eines anderen Patienten anzunehmen… Aber ich werde deine Abwesenheit ertrage n! Mit großer Gelassenheit!« Ihr Gesicht war rot und trotz der Zuversicht, die ihre Haltung ausdrückte, zitterte sie.
    Hester hatte größte Mühe, ein Lächeln zu verbergen.
    Monk versuchte es gar nicht erst.
    »Ich bin sicher, dass Ihr Mann Ihnen sehr verpflicht et sein wird, Mrs. Sheldon«, sagte er leise. »Es ist keine angenehme Erfahrung, wenn man sich auf jemanden verlässt und dann zusehen muss, wie ein anderer ihn wegschickt, auch wenn eine noch so gute Absicht zu Grunde liegen mag. Und Ihr Verständnis und Ihr Mitgefühl im Fall Melville werden es ihm gewiss sehr erleichtern, mit seinem eigenen Kummer fertig zu werden.«
    »Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern wollten, Sir!«, sagte Athol kalt. »Sie haben schon genug Unruhe in dieses Haus gebracht. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätten wir von diesem ganzen elenden Prozess nie erfahren. Frauen, die sich als Männer verkleiden und die Welt hintergehen, die versuchen, sich über ihren Stand hinaus zu erheben und ein durch und durch unnatürliches Leben zu führen. Es ist eine Herabwürdigung all dessen, was das häusliche Glück so rein und ehrenhaft macht, all der Dinge, die einem anständigen Mann teuer sind… eben der Wertvorstellungen, die die Eckpfeiler jeder zivilisierten Gesellschaft sind.«
    Perdita starrte ihn an. »Warum sollten Frauen denn keine Häuser entwerfen? Wir leben doch genauso in ihnen, wie die Männer es tun - noch mehr sogar.«
    »Weil ihr offensichtlich nicht dazu befähigt seid!«, antwortete er, und sein Ärger ließ seine Stimme schrill klingen. »Das liegt doch auf der Hand.« Er machte eine weit ausholende dramatische Geste. »Ihr seid für den Haushalt zuständig, das ist eine vollkommen andere Sache. Dazu braucht man weder mathematische noch logische Fähigkeiten, weder eine besondere Wahrnehmungsgabe noch Individualität oder Verstand - und gewiss keine geniale Begabung!«
    Monk fiel ihm ins Wort. »Wenn Sie Ihre Haushaltsbücher von jemandem führen lassen, der keinerlei mathematische Kenntnisse besitzt, werden Sie sich bald in einer äußerst unglücklichen Lage wieder finden. Aber das tut nichts zur Sache. Killian Melville war eine Frau, und sie war der genialste Architekt dieser Generation, vielleicht sogar dieses Jahrhunderts.«
    »Unsinn!« Athol lachte höhnisch. »Wenn man sich ihre Arbeit mit echter Sachkenntnis ansieht, stellt man fest, dass sie exzentrisch ist und kaum von Dauer sein kann. Sie hat etwas Feminines, eine fundamentale Schwäche.«
    Perdita stieß einen Zornesschrei aus und drehte sich auf dem Absatz um. Als sie bereits im Korridor stand, fuhr sie noch einmal herum und warf Athol einen vernichtenden Blick zu.
    »Ich glaube, es fängt an zu regnen! Du solltest besser gehen, bevor du auf dem Heimweg bis auf die Haut nass wirst. Ich möchte nicht, dass du dir eine Lungenentzündung holst.«
    Ohne es zu wollen, sah Monk aus dem Fenster. Von einem strahlend blauen Himmel ergoss sich gleißendes Sonnenlicht über den Garten. Er schaute sich nach Hester um und bemerkte den Ausdruck tiefer Befriedigung in ihren Augen.
    Auch Rathbone blieb nicht von den Vorurteilen der Gesellschaft gegenüber Killian Melville verschont. Er wusste nicht, was er in dem Fall noch hätte unternehmen können. Sein Mandant war tot. Es gab niemanden mehr, den man verteidigen oder verklagen konnte. Andere Fälle warteten darauf, dass er sich ihrer annahm. Aber sie würden bis morgen warten müssen.
    Unglücklicherweise hatte er gesellschaftliche Verpflichtungen, denen er nachkommen musste. Er konnte nicht bis in alle Ewigkeit um Melville trauern. Vielleicht würde es leichter für ihn sein, wenn er an etwas anderes denken könnte, wenn er mit anderen Menschen zusammen war, deren Gedanken von anderen Themen beherrscht wurden.
    Er ging zu einer Abendgesellschaft im Haus eines Mannes, der schon lange sein Kollege und vielleicht auch ein Freund war - zumindest ging ihre Bekanntschaft auf ihrer beider frühesten Tage in der Juristerei zurück.
    James Laurence hatte eine gute Heirat gemacht, und sein Haus in Mayfair war außerordentlich schön. Rathbone hätte sich, wenn er denn den Wunsch

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