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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schüchtern neben ihm.
    Nun ergriff endlich auch Leda Marthas Hand und hielt sich mit überraschender Kraft daran fest.
    »Kommt ins Haus«, bat Martha sie herein. »Ihr müsst wieder warm und trocken werden… und etwas heiße Suppe essen.« Monk grinste. Er hätte am liebsten vor Glück laut gelacht.
    »Ich glaube, Sie kommen besser auch mit, Mr. Monk«, sagte Martha in einem Tonfall, der alles andere als geschäftsmäßig klang. »Sie sehen schrecklich aus. Ich suche Ihnen erst etwas Ordentliches zum Anziehen heraus, bevor Sie Miss Latterly sprechen. Für den Augenblick dürfte es etwas aus Mr. Gabriels Garderobe wohl tun. Dann sage ich Miss Latterly Bescheid, dass Sie hier sind.«
    Er wollte es Hester selbst sagen, wollte ihr Gesicht sehen , wenn sie erfuhr, dass er die Mädchen gefunden hatte. Es war vielleicht kindisch, aber es bedeutete ihm so ungemein viel, dass es ihn selbst überraschte.
    »Ich…«, begann er und wusste dann nicht, wie er fortfahren sollte. Wie konnte er etwas erklären, das ihm selbst vollkommen absurd erschien? Da fiel ihm Delphine Lambert wieder ein. »Ich muss ihr etwas sehr Dringendes mitteilen.« Martha sah ihn zweifelnd an, aber sie war zu dankbar, um ihm etwas abzuschlagen.
    »Ich sage ihr, dass Sie hier sind«, stimmte sie zu. »Sie warten besser im Anrichteraum. Aber stellen Sie sich nicht auf den Teppich… und setzen Sie sich auch nicht hin!«
    »Keine Bange, ich passe schon auf«, versprach er und folgte ihr dann gehorsam, während sie die beiden Mädchen durch die mit grünem Wollstoff bezoge ne Tür ins Dienstbotenquartier führte. Ihre Nichten sahen sich voller Ehrfurcht um; noch nie in ihrem Leben hatten sie einen Ort kennen gelernt, der so groß, so sauber und so warm gewesen wäre.
    Sie zeigte auf den Anrichteraum des Butlers, der gegenwärtig leer war, und versprach ihm, das Mädchen mit einer Nachricht für Hester nach oben zu schicken.
    Es dauerte nur fünf Minuten, bis Hester erschien, und ihr Gesicht spiegelte nur flüchtige Überraschung wider, als sie seinen Zustand bemerkte. Sie schloss die Tür.
    »Was ist passiert?«, fragte sie neugierig. »Tillie sagte, Martha hätte zwei schrecklich aussehende Mädchen bei sich, die so nass wie Ratten wären und ungefähr genauso hässlich. Haben Sie sie gefunden?«
    Er sagte nichts, sondern nickte nur und lächelte dabei so breit , dass er kaum ein Wort über die Lippen brachte.
    Sie vergaß alle Zurückhaltung, stürzte auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und presste ihn so fest an sich, dass ihm für einen Augenblick die Luft wegblieb.
    Er zögerte eine Sekunde. So hatte er eigentlich nicht reagieren wollen, es war impulsiv und ließ jede Vorsicht vermissen. Aber noch während ihm diese Dinge durch den Kopf gingen, schlossen sich seine Arme wie von selbst um sie, und er drückte sie an sich und vergrub seinen Kopf in ihr süß duftendes Haar.
    Sie weinte vor Glück.
    »Das ist… himmlisch!«, schluchzte sie und zog lautstark die Nase hoch. »Sie sind wunderbar! Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie es schaffen würden! Es ist unvorstellbar. Werden sie sich erholen?« Sie ließ ihn nicht los und blickte auch nicht auf, sondern hielt sich weiter an ihm fest, als könnte er sich mitsamt seiner freudigen Nachricht in nichts auflösen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß, die Arme nach wie vor fest um sie gelegt, was ihm ganz natürlich erschien. Er dachte kurz daran, sie loszulassen, aber im Grunde wollte er es gar nicht. »Ich habe keine Ahnung, was sie mit ihnen anfangen soll. Für gewöhnliche Arbeiten eignen sie sich nicht.«
    »Wir müssen etwas finden«, antwortete sie, als sei es das Einfachste von der Welt und ganz selbstverständlich.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte er nachdenklich. Er musste ihr auch die andere Tatsache mitteilen, die nach und nach einen so schrecklichen Sinn zu ergeben begann.
    Sie stand vollkommen reglos da. »Was gibt es denn da noch?«
    »Sie erinnern sich daran, dass Martha uns erzählte, ihre Mutter hätte die beiden im Stich gelassen… Dolly Jackson, Samuels Witwe?«
    »Ja?«
    »Ich weiß, wo sie ist.«
    Jetzt machte sie sich von ihm los und blickte mit trotziger Miene zu ihm auf.
    »Sie kann sie nicht zurückbekommen! Sie hat sie im Stich gelassen… Damit ist die Sache für sie zu Ende!« In ihrer Entrüstung forderte sie ihn förmlich heraus, ihr zu widersprechen.
    »Natürlich ist es das«, gab er ihr Recht. »Nur, dass das noch nicht alles

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