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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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musste, um ihm zu folgen.
    Als erster Zeuge wurde Barton Lambert aufgerufen. Ihm waren Wut und Kummer anzumerken, als er durch den Gang nach vorne schritt und im Zeugenstand Platz nahm. Seine Wangen waren gerötet, und sein Körper wirkte steif.
    Neben Rathbone biss Killian Melville sich auf die Lippen und starrte auf den Tisch hinunter. Während der ganzen Zeit ihrer Vorbereitung auf die Verhandlung hatte er einen durch und durch unglücklichen Eindruck gemacht, aber ganz gleich, was Rathbone sagte, welche Argumente er vorbrachte, welche Prognose er bezüglich des Ergebnisses machte, Killian hatte sich geweigert, von seinem Entschluss zu kämpfen abzurücken.
    Sacheverall trat vor. Er war ein unauffälliger Mann mit ziemlich großen Ohren, strahlte aber eine Zuversicht aus, die ihm eine gewisse Würde verlieh, und er war relativ groß und hatte breite Schultern. Sein blondes Haar hätte dringend eines neuen Schnitts bedurft und kräuselte sich bereits auf seinem Kragen. Seine Stimme war angenehm - und er wusste es.
    Barton Lambert legte den Eid ab, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    Sacheverall lächelte ihn an. »Wir alle sind uns der Tatsache bewusst, dass dies eine bedrückende Erfahrung für Sie ist, Mr. Lambert, und dass Sie dies nur tun, um den guten Namen Ihrer Tochter zu verteidigen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass hinter Ihrem Vorgehen keinerlei Feindseligkeit liegt, ebenso wenig wie der Wunsch, irgendjemandem Schwierigkeiten oder Schmerz zu bereiten…«
    Der Richter beugte sich vor. »Mr. Sacheverall, es ist nicht nötig, den Fall hier darzulegen. Sie brauchen ihn lediglich zu beweisen, wenn Sie so freundlich sein wollen«, sagte er sanft.
    »Wenn Sie uns mit den Tatsachen vertraut machen, werden wir unsere eigene n Schlüsse ziehen. Wir gehen davon aus, dass alle Parteien ehrenwert sind, bis das Gegenteil erwiesen ist. Bitte, legen Sie jetzt Ihre Beweise vor.«
    Sacheverall schien bestürzt zu sein. Offensichtlich kannte er Richter McKeever noch nicht.
    Rathbone hatte wenigstens von ihm gehört. Er verbarg sein Lächeln.
    »Mylord«, erklärte Sacheverall nun, »Mr. Lambert, wenn Sie dem Gericht bitte schildern würden, wie Sie Killian Melville kennen gelernt haben und unter welchen Umständen er mit Ihrer Tochter, Miss Zillah La mbert, bekannt gemacht wurde, deretwegen Sie diese Anklage vorbringen.«
    »Selbstverständlich«, sagte Lambert barsch. Er räusperte sich, hüstelte dann und hob seine große Hand an den Mund. »Ich hatte ein wenig Kapital übrig, das ich ausgeben wollte. Ich wollte mit dem, was ich verdient hatte, ein wenig Schönheit schaffen.« Er sah Sacheverall Zustimmung heischend an und fuhr fort, nachdem dieser genickt hatte. »Ich dachte an ein Haus… an etwas wirklich Schönes… etwas anderes… Neues. Man hat mir damals verschiedene Architekten empfohlen.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Ich habe mir alle ihre Pläne angesehen. Der junge Melville war einer dieser Architekten. Seine Entwürfe haben mir mit Abstand am besten gefallen. Die anderen waren durchaus angemessen… Aber doch sehr prosaisch, verglichen mit seinen.« Er holte tief Atem, als wolle er seine Lungen bis zum Letzten füllen. »Ich habe ihn holen lassen. Er hat mir von Anfang an gut gefallen. Bescheiden, aber trotzdem selbstsicher. Hat mir direkt in die Augen gesehen.« Er hüstelte abermals. »Er wollte den Auftrag, das konnte ich sehen, aber er würde deshalb nicht katzbuckeln. Seine Entwürfe waren gut, und er wusste es.«
    »Sie haben ihm den Auftrag gegeben, Pläne für Ihr neues Haus zu entwerfen?«, schlussfolgerte Sacheverall.
    »Jawohl, Sir, das habe ich. Und als es fertig war, haben alle meine Bekannten und viele Fremde es bewundert. Es steht auf dem Abercorn Place in Maida Vale.« Der Stolz, der bei diesen Worten in Lamberts Stimme mitschwang, war unüberhörbar. Wie auch immer seine Gefühle für Melville gegenwärtig aussehen mochten, die Arbeit des jungen Mannes betrachtete er nach wie vor mit großem Wohlwollen. »Sie haben es vielleicht gesehen…«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    »Das habe ich in der Tat«, pflichtete Sacheverall ihm bei. »Es ist sehr schön. War das der Zeitpunkt, zu dem Sie auch gesellschaftlich mit Mr. Melville verkehrten und ihn in Ihr Haus einluden?«
    »So ist es. Nicht sofort, Sie verstehen«, erklärte er, »aber als das Gebäude sich der Fertigstellung näherte. Er musste natürlich von Zeit zu Zeit bei

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