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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hatte der Anwalt einen weniger selbstsicheren Eindruck gemacht als sonst.
    Allem Anschein nach hatte Killian Melville ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt. Aber warum weigerte er sich so hartnäckig? Schließlich war Rathbone gesetzlich dazu verpflichtet, alle Auskünfte vertraulich zu behandeln.
    Während Monk sich an den verglühenden Kohlen wärmte, konnte er sich nicht des Verdachts erwehren, dass das Problem mit einem Verbrechen in Zusammenhang stand. Warum sonst umwarb ein junger Mann eine in jeder Hinsicht begehrenswerte Frau, um dann, quasi am Vorabend der Eheschließung, seine finanzielle, berufliche und gesellschaftliche Situation aufs Spiel zu setzen, indem er die Verlobung löste? So etwas tat man nur aus den zwingendsten Gründen.
    Es musste mit der Familie Lambert, mit Zillah selbst oder mit Melvilles eigener Situation zu tun haben. Da er ihr anscheinend bis zum letzten Augenblick den Hof gemacht hatte, konnte es nur etwas sein, das er gerade erst erfahren hatte. Oder aber es war eine Angelegenheit, die sein eigenes Leben betraf und von der er geglaubt hatte, sie verbergen zu können; und dann hatten die Umstände ihn eines anderen belehrt.
    Wurde er erpresst? Das war eine Möglichkeit. Monk wollte noch am gleichen Nachmittag anfangen, der Sache nachzugehen, und zwar mit Melvilles Hilfe. Die Verhandlung sollte am Montagmorgen fo rtgesetzt werden, sodass ihm nur noch anderthalb Tage Zeit blieben, um etwas in Erfahrung zu bringen.
    Er zog seinen Mantel an. Es war bereits halb drei, und er rechnete damit, bis zum späten Abend unterwegs zu sein.
    Draußen schien die Sonne, aber im Osten türmten sich jenseits der Dächer dichte Wolken auf, und Monk wusste aus Erfahrung, dass das Wetter sehr schnell umschlagen konnte.
    Er hatte beschlossen, mit einem eigenen Klienten zu beginnen, einem Mann, für den er in der Vergangenheit ein heikles Problem gelöst hatte. Zum Dank hatte Mr. Sandeman Monk jede nur erdenkliche Hilfe versprochen, falls er sie je benötigen sollte. Jetzt wollte Monk die Probe aufs Exempel machen.
    Kurz vor drei Uhr traf er am Upper Badford Place ein und fragte, ob es möglich sei, Mr. Sandeman in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.
    »Wenn es nicht wichtig wäre, würde ich ihn nicht an einem Samstag belästigen, noch dazu, ohne ihm zuvor eine Nachricht zukommen zu lassen«, erklärte Monk dem Butler, während er die Handschuhe abstreifte und dem Mann seinen Hut und seinen Stock reichte.
    »Gewiss, Sir«, sagte der Butler, der seine Überraschung routiniert zu verbergen wusste. »Ich werde nachsehen, ob Mr. Sandeman zu Hause ist.« Das war die übliche Art, einem Besucher mitzuteilen, dass man sich bei seinem Herrn erkundigen wolle, ob der Gast auch willkommen sei. Natürlich war er sich vollauf darüber im Klaren, wer im Hause weilte und wer nicht. Das war schließlich seine Aufgabe. »Wenn Sie bitte im grünen Salon warten wollen, Sir, dort werden Sie es gewiss bequem haben.«
    Der grüne Salon war ein sehr hübscher Raum, durchflutet vom nachmittäglichen Sonnenlicht, das durch die weiß gestrichenen Fenster fiel. Von dort aus hatte man einen Blick auf den Garten, in dem die silbrigen Blätter einer Birke in der leichten Brise schimmerten, als tanze die Luft. Die Wände des Raums waren in schlichtem Dunkelgrün gehalten, und an zwei Wänden hingen Landschaftsgemälde. Monk erinnerte sich noch von seinem früheren Besuch hier an diesen Salon, als Sandeman wegen eines angeblichen Diebstahls im Schlafzimmer seiner Frau so besorgt gewesen war. Aber diese Angelegenheit war damals zur Zufriedenheit geregelt worden, und es wäre taktlos gewesen, das Thema jetzt noch einmal anzuschneiden.
    Monk brauchte nicht lange zu warten. Die Tür wurde geöffnet, und Robert Sandeman trat ein; sein gutmütiges Gesicht drückte Beunruhigung aus. Er war ein sehr wohlhabender Mann, der nach wie vor aussah, als trage er Kleider aus zweiter Hand, auch wenn seine Anzüge das Beste waren, was die Savile Row zu bieten hatte.
    »Hallo, Monk!«, sagte er überrascht. »Es hat sich doch nichts Neues ergeben, oder?« Er vermochte nicht, die Besorgnis in seinem Blick zu verbergen.
    »Keineswegs«, versicherte Monk ihm. »Ich ziehe im Augenblick Erkundigungen ga nz anderer Natur ein, für einen Freund, und ich hatte gehofft, Sie könnten mir vielleicht ein klein wenig behilflich sein. Ich muss genug in Erfahrung bringen, um bis Montagmorgen irgendeine Antwort auf meine Fragen gefunden zu haben, sonst hätte ich Sie

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