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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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war sie ganz Charme und Dankbarkeit.
    »Mr. Sacheverall«, begrüßte sie ihn freudig. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen für Ihre Unterstützung in unserem, in Zillahs Fall sind. Es war eine schlimme Zeit für uns alle, aber besonders für unsere Tochter.« Sie senkte ihre Stimme ein wenig, aber da sie, ohne es zu bemerken, von Zillah weggerückt und Rathbone näher gekommen war, konnte er sie, wenn er sich anstrengte, immer noch verstehen. »Natürlich wird es ein Weilchen dauern, bis sie sich von diesem schrecklichen Erlebnis erholt hat. Solch eine Enthüllung ist für ein junges Mädchen mehr als beängstigend. Sie wird all unsere Güte und Ermutigung brauchen.«
    »Ich verspreche Ihnen, dass sie sie erhalten wird«, sagte Sacheverall herzlich. »Ihre Unschuld ist in dieser Angelegenheit für jedermann offensichtlich. Die Würde, mit der sie dieses Martyrium ertragen hat, finde ich bewundernswert.«
    »Ja, nicht wahr«, stimmte Delphine ihm zu. Sie lächelte und senkte dann hastig den Blick, um nicht allzu unbescheiden zu erscheinen. »Ich gestehe, Mr. Sacheverall, dass ich sehr stolz auf sie bin. Aber wie viele Mädchen ihres Alters hätten sich unter diesem Druck so gut gehalten und keine Spur von Bitterkeit, Hysterie oder Selbstmitleid gezeigt? Sie ist wirklich von ausgesprochen liebenswertem Wesen.«
    Rathbone blickte an Delphine vorbei zu Zillah, die diesem Gespräch ebenfalls gelauscht haben musste. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen brannten. Er konnte nur ahnen, wie gedemütigt sie sich fühlte, wie tief ihre Scham ging. Sie stand immer noch ganz unter dem Eindruck des eben Erlebten, und da ergriff ihre Mutter die erstbeste Gelegenheit, um sie einem anderen Mann anzupreisen, dessen Interesse an ihr mehr als offensichtlich war.
    Sacheverall schien sich nicht im Mindesten der Peinlichkeit der Situation bewusst zu sein. Er machte einen Schritt nach vorn, um Zillah selbst anzusprechen.
    »Es tut mir so Leid«, sagte er mit ernster Stimme zu ihr. »Ich wünschte mir mehr, als Sie ahnen können, dass dies alles nicht notwendig gewesen wäre.«
    »Ach, tun Sie das?«, entgegnete sie kalt. »Ich bin froh, dass Sie mir das sagen, Mr. Sacheverall, denn sonst hätte ich es nicht bemerkt. Sie sind ein hervorragender Schauspieler, Sir. Ich hatte den Eindruck, dass Sie Ihren Sieg bis zur Neige auskosten.« Sie sah ihn direkt an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber ihre Entschlossenheit geriet keinen Moment ins Wanken.
    Zum ersten Mal verlor Sacheverall vollkommen die Fassung. Das war die letzte Reaktion, die er erwartet hatte. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen.
    »Natürlich sind Sie bekümmert«, sagte er beschwichtigend.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie…« Er war sich nicht sicher , welches Wort er benutzen sollte.
    »Ich sehe selbst, dass Sie das nicht können«, pflichtete sie ihm bei, obwohl es ihr offensichtlich zunehmend schwer fiel, nicht in Tränen auszubrechen. Ihr Zorn auf ihn, auf ihre Mutter, auf die ganze schreckliche Situation setzte zu guter Letzt all die Gefühle frei, die sie während der endlosen und qualvollen Tage der Verhandlung zurückgehalten hatte. »Aber bitte entschuldigen Sie sich nicht. Es spielt keine Rolle. Ich bin überzeugt davon, Sie haben Ihr Bestes getan. Wir sind Ihnen geziemend zu Dank verpflichtet.«
    Mit einer Ohrfeige hätte sie keinen größeren Erfolg erzielen können.
    Rathbones Hochachtung für sie stieg. Es fiel ihm schwerer denn je zu begreifen, warum Melville sie nicht heiraten wollte, es sei denn, Sacheveralls Anschuldigungen entsprachen der Wahrheit. Das war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab. Aber da er seine Neigungen schließlich kennen musste, wäre seine Werbung um sie bestenfalls verantwortungslos, schlimmstenfalls verwerflich und grausam gewesen. In diesem Fall würde es tatsächlich so aussehen, als hätte er sie einfach benutzt, um die Unterstützung ihres Vaters zu gewinnen und vielleicht auch, um seine Affäre mit Wolff zu verschleiern.
    Delphine redete versöhnlich auf Sacheverall ein und versuchte den Schaden wieder gutzumachen. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte sie Erfolg damit. Wahrscheinlich war er, nachdem Melville nun nicht mehr in Frage kam, ein akzeptabler Ehemann. Er war im richtigen Alter, kam aus einer guten Familie, hatte günstige berufliche Aussichten und mehr als genug Geld, um Zillah nicht nur aus finanziellen Gründen zu umwerben, obwohl eine solche Ehe seine

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