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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bewegen. Es war ein unschöner Gedanke, nach etwas Derartigem suchen zu müssen, außer natürlich, Zillah hatte tatsächlich ein Geheimnis, das Melville entdeckt hatte, nachdem es bereits zu spät war. Und nun schwieg er aus Rücksicht auf sie oder ihren Vater, der sein Gönner und Freund gewesen war oder vielleicht auch deshalb, weil er es nicht beweisen konnte.
    Er hörte auf, im Zimmer auf und ab zu gehen, nahm Hut und Mantel und machte sich auf den Weg, jemanden zu suchen, der Zugang zu den gleichen Kreisen hatte wie die Lamberts. Er musste nach einer Person Ausschau halten, die irgendetwas verriet, dem er nachgehen konnte. Zwar hatte er nur eine verschwommene Idee, an wen er sich wenden konnte, aber die betreffenden Personen würden wohl kaum zu ihm in die Fitzroy Street kommen.
    Er überquerte die Tottenham Court Road und achtete nur flüchtig auf den Verkehr, weil ihm plötzlich ein besserer Gedanke gekommen war. Wenn Melville irgendeinen Makel an Zillah entdeckt hatte, dann musste er nicht sie unter die Lupe nehmen, sondern Melville. Und das würde weitaus einfacher sein. Er änderte abrupt die Richtung und ging nach Süden Richtung Oxford Street. Er hatte jetzt ein klares Ziel vor Augen.
    Am späten Nachmittag wusste er erheblich mehr über Killian Melvilles Gewohnheiten, seine Arbeitszeit, die ungewöhnlich lang war, sein überaus eingeschränktes Gesellschaftsleben und seine Freizeitgestaltung. Er verbrachte seine arbeitsfreie Zeit mit Spaziergängen, die er allein unternahm und wohl zum Nachdenken nutzte. Er besuchte häufig Kunstgalerien und anscheinend ebenfalls eine Art Intellektueller, der einer künstlerischen Arbeit nachging, obwohl diese eher literarischer Natur war.
    Seine plötzliche Eingebung hatte zu nichts geführt. Wenn Melville etwas über Zillah Lambert erfahren hatte, dann war dies zufällig geschehen und keinesfalls das Ergebnis seines gewohnten Tagesablaufs.
    Monk kehrte müde und schlecht gelaunt zurück, war aber fest entschlossen, nicht aufzugeben. Wenn gewöhnliche Intelligenz versagte, würde er es mit dem Mut der Verzweiflung und - um es klar auszudrücken - einigen Lügen versuchen müssen.
    Als ihm noch durch sein regelmäßiges, wenn auch nicht sehr üppiges Einkommen bei der Polizei mehr Geld zur Verfügung gestanden hatte, hatte er viel für Kleidung ausgegeben. Und aus seinen Tagen als Bankkaufmann besaß er noch Seidenhemden, gut geschnittene Stiefel und Tanzschuhe, zwei Smokings und einige sehr hübsche Kragen und Manschettenknöpfe.
    Er kleidete sich mit äußerster Sorgfalt an und machte sich auf den Weg zu einem langen und anstrengenden Abend.
    Er hatte keine Ahnung, wo Gesellschaften, die er suchte, an diesem Abend stattfinden mochten. Er nahm einen Hansom und wies den Fahrer an, in Mayfair und Belgravia die Straßen auf und ab zu fahren, bis er ein hell erleuchtetes Haus entdeckte, vor dem eine große Anzahl von Kutschen anhielt und elegante Damen und Herren ausstiegen, um hineinzugehen.
    Er ließ den Fahrer halten, entlohnte ihn und stieg ebenfalls aus. Er forderte das Schicksal heraus, aber er hatte keine andere Wahl. Er zögerte und tat so, als durchsuche er seine Taschen, bis er sich einem halben Dutzend Gästen, von denen vier Frauen waren, anschließen konnte, sodass es den Anschein erweckte, zu ihnen zu gehören. Tatsächlich schien eine der jüngeren Damen den Gedanken recht reizvoll zu finden.
    Im Haus drängten sich in der Haupthalle bereits die Gäste, und es kamen ständig weitere hinzu. Anscheinend fand ein Ball statt, und wenn er Glück hatte, würde die Gastgeberin einen einzelnen und präsentablen Herrn, der obendrein tanzen konnte, mehr als willkommen heißen.
    Es war fast Mitternacht, als er in all dem Lärm, der durch die Musik, das schrille Gelächter, das Stimmengewir r und das Klirren von Gläsern verursacht wurde, endlich eine blau gekleidete Dame in mittleren Jahren ins Gespräch verwickeln konnte. Die Dame kannte Delphine Lambert gut und hatte nichts dagegen, über sie zu plaudern.
    »Charmant«, sagte sie und sah Monk direkt in die Augen. Monk hatte nicht die leisesten Gewissensbisse.
    »Wie überaus großzügig von Ihnen«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln. »Wenn sie selbst in Ihrer Gesellschaft einen solchen Eindruck hinterließ, muss sie in der Tat eine außergewöhnliche Frau sein.«
    Das Orchester spielte wieder auf, und er hätte am liebsten getanzt.
    »Sie schmeicheln mir, Mr. Monk«, erwiderte sie mit unverhohlenem

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