Toedliche Traeume
telefoniert?«
»Na, was glauben Sie wohl? Michael hat angerufen. Sie sind gerade auf dem MacDuff’s Run angekommen.«
»Aha.« Er schwieg einen Moment. »Ich hab Mist gebaut, stimmt’s?«
»Einen ganzen Misthaufen, Sie Scheißkerl. Ich habe Daves Anruf nicht ignoriert, weil Sie es mir gesagt haben, sondern weil ich es selbst für das Klügste halte.« Sie sah ihn wütend an. »Und fassen Sie mich nie wieder an.«
»Keine Sorge.« Er lächelte schief. »Das wäre mir viel zu gefährlich.«
»Gut so.«
»Tut mir leid, dass ich einen Augenblick lang die Beherrschung verloren habe.«
»Das war länger als ein Augenblick, und ich nehme Ihre Entschuldigung nicht an.«
»Dann werde ich mir wohl etwas mehr Mühe geben müssen, das wiedergutzumachen. Am besten versuche ich Sie abzulenken: Kelly hat gesagt, er kann die Überwachungskameras für etwa zwölf Minuten ausschalten.«
Sie runzelte die Stirn. »Nur zwölf Minuten?«
»Das reicht jedenfalls nicht, um den Safe zu finden, die CDs rauszuholen und wieder zu verschwinden.«
»Das wäre ziemlich knapp.«
»Viel zu knapp. Wir blasen die Aktion ab.«
»Kommt gar nicht in Frage. Lassen Sie mich einen Moment nachdenken.«
Er nickte langsam. »Es geht erst morgen los. Aber wir müssen Kelly genug Zeit geben, um den Stromausfall vorzubereiten.«
»Wenn Kelly so ein versierter Safeknacker ist, wie Sie behaupten, dann könnten wir es schaffen. Ich werde nicht lange brauchen, um den Inhalt des Safes durchzusehen, die entscheidenden CDs würde ich auf Anhieb erkennen. Aber zwölf Minuten sind – Ich werd’s mir überlegen.« Sie ging zur Zwischentür, die die beiden Zimmer verband. »Gute Nacht, Royd.«
»Gute Nacht. Lassen Sie die Zwischentür angelehnt und verriegeln Sie die Außentür.« Dann fügte er hinzu: »Und keine Widerrede.«
»Ich gebe gern Widerworte, aber ich bin nicht dumm. Bleiben Sie ruhig die ganze Nacht auf und beschützen Sie mich. Das würde Ihnen recht geschehen.«
»Ja, ich stimme Ihnen zu«, antwortete er feierlich. »Wie geht es übrigens Michael?«
»Besser, als ich gehofft hatte. Er ist vollkommen begeistert von MacDuff’s Run. Aber welcher Junge wäre das nicht?« Sie hob die Schultern. »Ein schottisches Schloss und ein Gutsherr, der einem jeden Wunsch von den Lippen abliest.«
»Nach allem, was ich von Jock über MacDuff weiß, passt die Beschreibung eher nicht auf ihn. Aber ich bin mir sicher, dass er sich gut um Michael kümmert.«
»Jock hat mir versprochen, dass sie das beide tun. Ich hoffe nur, dass Michael dort wirklich in Sicherheit ist«, sagte sie müde. »Bis morgen früh, Royd.« Sie wartete nicht auf eine Antwort. Wenige Minuten später zog sie Jeans und Bluse aus und streifte sich ein hellgelbes Nachthemd über den Kopf. Gelb? Seltsam, dass Royd diese Farbe gewählt hatte. Sie hätte eher mit marineblau oder jägergrün gerechnet …
Es wäre ein Wunder, wenn sie nach der ausgiebigen Nachmittagsruhe schlafen konnte. Aber vielleicht war es auch besser so. Sie konnte im Bett liegen und darüber nachdenken, ob sie tatsächlich ihren Hals riskieren und morgen versuchen sollten, in weniger als zwölf Minuten die CDs aus der Fabrik zu entwenden.
»Sie meldet sich nicht.« Dave Edmunds schaltete sein Handy aus. »Ich habe wieder nur ihre Mailbox erreicht. Ich hab Ihnen ja gleich gesagt, dass sie nicht rangehen würde. Wahrscheinlich ist ihr Handy bei der Explosion zu Klump geschmolzen oder in den Nachbargarten geschleudert worden. Die Polizei hat gesagt, sie hätten als Allererstes versucht, sie auf ihrem Handy zu erreichen.«
»Es war einen Versuch wert.« Larry Simpson zuckte die Achseln. »Wie gesagt, manchmal ist die Polizei nicht gründlich genug. Die haben einfach nicht genug Leute. Aber ich bin freier Journalist, und das bedeutet, dass ich alle Zeit der Welt habe. Ich hatte auf eine nette Story gehofft.«
»An dieser ganzen Geschichte ist nichts Nettes«, entgegnete Edmunds verbittert. »Mein Sohn ist tot. Meine Exfrau ist tot. Das hätte nicht passieren dürfen. Irgendjemand wird dafür bezahlen. Die Gaswerke werde ich auf Schadensersatz verklagen. Die werden nicht ungeschoren davonkommen.«
»Gute Entscheidung.« Simpson stand auf. »Hier, meine Karte. Falls ich Ihnen behilflich sein kann, brauchen Sie nur anzurufen.«
»Vielleicht tue ich das.« Edmunds’ Mundwinkel zuckten. »Wer glaubt, dass Prozesse nur vor Gericht ausgefochten werden, ist ein Idiot.«
»Sie sind Anwalt, Sie müssen es ja
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