Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
stehenlassen.«
    Er antwortete nicht gleich. »Vielleicht. Falls ich es allein schaffen kann, wär’s doch egal.«
    »Nein, es wäre nicht egal. Sie sagten ›falls‹, und das ist das Stichwort. Ich habe zu viel aufgegeben, um Ihnen das Feld jetzt allein zu überlassen.« Sie aß den letzten Bissen von ihrem Teller und hob ihr Glas. »Ich will aktiv an der Unternehmung beteiligt werden. Ich will meinen Sohn wiederhaben.«
    Er schaute sie lange an, dann zuckte er die Achseln. »Also gut, ich werde Kelly fragen. Sie haben recht, warum sollte ich Sie aufhalten? Sie scheinen wirklich lebensmüde zu sein.«
    »Wann rufen Sie ihn an?«
    »Jetzt gleich.« Er stand auf und nahm sein Handy. »Trinken Sie noch ein Glas Wein. Ich werde mir draußen ein bisschen die Füße vertreten. Ich brauche dringend frische Luft.«
    »Was wollen Sie ihm sagen, das ich nicht hören soll?«
    »Ich werde ihn fragen, welche Chance Sie haben, falls er Sie da reinschleusen kann. Und wenn es mir zu riskant erscheint, gehen Sie nicht da rein.« Er zog die Tür hinter sich zu.
    Einige Minuten lang blieb sie am Tisch sitzen, dann trat sie ans Fenster. Royd ging auf dem Motelparkplatz auf und ab und telefonierte. Mit dieser Reaktion von ihm hatte sie nicht gerechnet. Zwar war sie davon ausgegangen, dass er sein Versprechen, sie zu beschützen, halten würde, aber als sie vorgeschlagen hatte, sich in die Fabrik schmuggeln zu lassen, hatte er heftig abwehrend reagiert. Vielleicht kannte sie Royd doch noch nicht so gut, wie sie glaubte. Sie hatte angenommen, dass die verbitterte Besessenheit, mit der er sein Ziel verfolgte, Sanborne und Boch zur Strecke zu bringen, jeden anderen Aspekt seiner Persönlichkeit überschatten würde. Aber je länger sie mit ihm zusammen war, umso mehr Facetten seines komplexen Charakters enthüllte er ihr.
    Zum Beispiel Begierde, dachte sie. Nicht dass sie das wunderte. Er war zweifellos ein ausgesprochen männlicher Typ, und dass Sex die Welt regierte, war ein alter Hut. Eher wunderte sie, wie sehr er um die Sicherheit von Kelly besorgt war, einem Mann, der für ihn arbeitete. Er hatte ihr erklärt, Kelly sei für sich selbst verantwortlich, aber ganz so kaltschnäuzig, wie er sich gab, war er anscheinend doch nicht.
    Royd telefonierte immer noch, und Sophie wurde allmählich ungeduldig. Es widerstrebte ihr, hier zu warten, bis er zurückkam. Es widerstrebte ihr, nicht die Kontrolle zu haben. Nun, einen Bereich gab es immer noch, den sie unter Kontrolle hatte. Sie durchquerte das Zimmer und nahm ihr Handy aus ihrer Handtasche.
    Kaum hielt sie es in der Hand, klingelte es.
     
    »Ich hab dich auch lieb. Pass auf dich auf.« Sie drückte die Trenntaste und drehte sich zur Tür um, als sie Royd hereinkommen hörte. »Dave hat wieder angerufen. Ich dachte –« Sie brach ab, als sie Royds Gesichtsausdruck bemerkte. Er knallte die Tür zu und stürmte auf sie zu. »Was in aller Welt –«
    Fluchend packte er sie an den Schultern. »Sie sind eine Idiotin. Ich hab Ihnen doch gesagt –«
    »Nehmen Sie die Hände weg.«
    »Besser meine als die von Sanborne. Verdammt, der wird Sie zerquetschen wie eine Laus. Warum zum Teufel gehen Sie so ein Risiko ein, bloß weil Sie eine Schwäche für einen ehemaligen Liebhaber haben? Oder vielleicht ist er ja immer noch Ihr Liebhaber. Warum haben Sie nicht auf mich gehört, als ich –«
    »Nehmen Sie Ihre Hände weg«, wiederholte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Sonst mache ich Sie zum Eunuchen, so wahr mir Gott helfe.«
    »Versuchen Sie’s.« Sein Griff wurde fester. »Los, treten Sie. Mir ist danach, Ihnen weh zu tun.«
    »Das ist Ihnen bereits gelungen. Ich kriege blaue Flecken an den Schultern. Zufrieden?«
    »Warum sollte ich nicht –« Er brach ab, und die Wut verschwand aus seinem Gesicht. »Nein.« Er ließ ihre Schultern los. »Nein, ich bin nicht zufrieden.« Er trat einen Schritt zurück. »Ich wollte Ihnen nicht – Mist. Aber Sie hätten Daves Anruf nicht annehmen dürfen.«
    »Hab ich auch nicht.« Sie steckte ihr Handy zurück in die Handtasche. »Ich habe nie behauptet, ich hätte mit ihm gesprochen. Ich habe lediglich gesagt, er hat angerufen. Sie haben mich ja gar nicht ausreden lassen. Er hat gestern Abend angerufen und eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen. Dann hat er heute Abend wieder angerufen. Ich fand es einfach merkwürdig, dass er es wieder versucht hat, wo er doch annehmen müsste, dass ich tot bin.«
    »Mit wem haben Sie dann

Weitere Kostenlose Bücher