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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Michaels Zimmer öffnete, zerriss ein Schrei die Nacht. Der Junge saß aufrecht im Bett und rang nach Luft.
    MacDuff packte Michael an den Schultern und schüttelte ihn sanft. »Wach auf, mein Junge. Es wird dir nichts passieren.«
    Michaels Wangen waren tränenüberströmt. Langsam schlug er die Augen auf.
    Als er MacDuffs Gesicht sah, begann er wieder zu schreien, riss sich von ihm los und rollte sich auf die andere Seite des Betts. Er griff nach der Nachttischlampe, riss das Kabel aus der Wand und schleuderte die Lampe nach MacDuff.
    Der konnte das Geschoss so gerade noch mit einem Arm abwehren. »Verdammt, Junge. Ich habe nicht die Absicht –« Er warf sich aufs Bett und packte Michael mit beiden Armen. »Wirst du wohl aufhören, auf mich loszugehen? Jock lacht sich tot, wenn du es schaffst, mir ein Veilchen zu verpassen.«
    »Jock?« Michael entspannte sich. »Jock? Wo ist er?«
    »Unten. Ich habe ihm gesagt, er soll dort auf mich warten.« MacDuff schob den Jungen von sich. »Weißt du jetzt, wer ich bin?«
    »Der Gutsherr.« Er leckte sich die Lippen. »Tut mir leid, Sir. Ich wollte Ihnen nicht –«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe dich erschreckt, ich dachte mir schon, dass du dich wehren würdest.« Er rieb sich den Arm. »Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du mir eine Lampe an den Kopf werfen würdest.«
    »Ich wusste nicht, wer –«
    »Ich weiß.« Der Junge zitterte noch immer, bemühte sich jedoch, es MacDuff nicht merken zu lassen. Um ihm eine Chance zu geben, seinen Stolz zu wahren, stand MacDuff auf und trat ans Fenster. »Ziemlich stickig hier drin.« Er öffnete einen Fensterflügel. »Keine Luft. Da würde ich auch Alpträume bekommen.«
    Michael schwieg eine Weile. »Deswegen hab ich keine Alpträume. Aber das wissen Sie doch, oder?«
    MacDuff warf einen Blick über die Schulter. Michaels Schläfen pulsierten noch immer, aber er schien sich zu beruhigen. »Ja, das weiß ich. Aber mir ist in dem Moment nichts Besseres eingefallen.«
    »Wollen Sie mich nach meinen Alpträumen fragen?«
    »Warum sollte ich? Die gehen mich doch nichts an.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Ich habe dich auf mein Schloss eingeladen. Wenn du ein Problem hast, dann liegt es in meiner Verantwortung, dir dabei zu helfen, mit diesem Problem umzugehen. Und das kann ich nicht tun, wenn ich dich nicht kenne, Michael.«
    »Jock hat mich hergebracht«, erwiderte er zögernd. »Ich will Ihnen nicht zur Last fallen.«
    »Wenn du mir eine Last wärst, dann hätte ich Jock nicht erlaubt, dich herzubringen.« Er schaute Michael ernst an. »Aber lass uns eins klarstellen: Ich stelle dir keine Fragen, und ich bin nicht deine Mutter.«
    »Ja.« Ein Lächeln deutete sich an. »Meine Mutter hätte ich nicht mit einer Lampe beworfen.«
    »Das will ich auch nicht hoffen.« MacDuff hob die Brauen. »Gewalt gegen Frauen ist auf meinem Schloss strengstens untersagt.«
    »Sie können mich jetzt wieder allein lassen. Es geht mir gut.«
    »Wieso willst du mich denn loswerden? Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Pflichten als Ersatz für deine Mutter nicht in ausreichender Weise nachkomme. Was tut deine Mutter, wenn du aus einem solchen schrecklichen Traum aufwachst?«
    »Aber Sie sind doch nicht meine Mutter«, sagte Michael ernst.
    »Du kleiner Besserwisser.«
    Michaels Augen weiteten sich. »Entschuldigung, Sir. Das ist mir so rausgerutscht. Ich weiß, dass das nicht höflich war, und –«
    »Hör auf, mich wie ein Ungeheuer zu behandeln. Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen.«
    »Aber Sie sind ein alter Herr und eine Art Graf, und meine Mutter würde mir sagen, ich soll Ihnen gegenüber höflich sein.«
    »Ich bin nicht alt«, entgegnete MacDuff ungehalten.
    »Aber älter als Jock.«
    »Fast alle in diesem Land sind älter als Jock. Ich habe mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel, und das waren ausgefüllte Jahre, die aus mir den außergewöhnlichen Menschen gemacht haben, der ich jetzt bin.« In den Augen des Jungen, der den Blick gesenkt hatte, entdeckte MacDuff ein schelmisches Funkeln. »Und du nimmst mich auf den Arm. Ihr Amerikaner habt einfach keinen Respekt.«
    »Kennen Sie viele Amerikaner?«
    »Ein paar. Jetzt erzähl mir mal, was deine Mutter tut, nachdem du aus so einem Alptraum aufgewacht bist.«
    »Sie macht mir einen heißen Kakao und unterhält sich mit mir.«
    »Ich habe keine Lust, in die Küche zu gehen und Kakao zu kochen, und wir kennen einander noch nicht gut genug, um

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