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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wieder links durch einen Korridor, und nach ungefähr neunzig Metern biegen wir rechts ab und laufen noch mal knapp zwanzig Meter. Können Sie sich das merken?«
    »Nach links zur Nottreppe, erster Stock, wieder links, nach neunzig Metern rechts abbiegen und noch mal zwanzig Meter.«
    »Gut. Vergessen Sie das nicht. Merken Sie sich jeden Schritt, denn zurück müssen Sie den Weg allein finden. Ich habe ein Nachtsichtgerät für Sie besorgt, aber beim Blick durch ein solches Gerät sehen die Dinge manchmal etwas verändert aus.«
    »Keine Taschenlampe?«
    »Im Personalbüro werden wir eine benutzen, damit wir den Safe knacken und genau sehen können, was darin ist. Aber die Büros im ersten Stock haben Glaswände, und wir dürfen nicht riskieren, dass jemand Sie durch den Korridor laufen sieht. Wenn wir aus dem Personalbüro rauskommen, gehe ich über die Hintertreppe zum Videoüberwachungsraum im zweiten Stock, und Sie verschwinden über die Nottreppe in den Verladehof. Alles klar?«
    Sie nickte, den Blick geradeaus auf die vor ihr aufragende Fabrik gerichtet, damit er nicht sah, wie sich mit jedem Schritt ihre Angst vergrößerte. »Wäre es nicht besser, wenn ich eine Schusswaffe hätte?«
    »Nein«, sagte Royd. »Sonst kommen Sie noch in Versuchung, sie zu benutzen, und das will ich auf keinen Fall riskieren. Das würde Sie und Kelly nur in Gefahr bringen.«
    »Und Sie wollen ja schließlich nicht, dass Kellys Deckung auffliegt.«
    »Ganz genau«, erwiderte Royd kühl. »Es freut mich, dass Sie begreifen, wo im Moment die Prioritäten liegen.«
    »Das war mir klar.« Sie hatten das Fabriktor fast erreicht, und sie spürte, wie ihre Hände feucht wurden. »Sie werden also hier am Tor auf mich warten?«
    »Oder, wenn Sie’s vermasseln, hole ich Sie raus.« Er deutete ein Lächeln an. »Sie sagten ja selbst, wir können nicht riskieren, dass Kellys Deckung auffliegt.«
    »Ich werde es schon nicht vermasseln.« Gott, sie konnte nur beten, dass sie recht behalten würde. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie solche Angst haben würde.
    »Warten Sie hier.« Kelly öffnete das Tor und schlüpfte hindurch. Zwei Minuten später war er wieder zurück. »Der Wachmann steht an der Ecke und beobachtet das Treiben im Hof. Sie behalten den Mann im Auge, Royd, während ich Sophie ins Gebäude schleuse.« Er nahm Sophies Hand. »Ducken Sie sich und laufen Sie!«
    Sie rannte.
    Knapp zehn Meter bis zum Kellereingang.
    Verdammt, die Scheinwerfer leuchteten so hell, dass der Wachmann sie sofort sehen würde, falls er in ihre Richtung blickte.
    Noch einen Meter.
    Sie war im Gebäude.
    Erleichterung durchflutete sie, aber Kelly ließ ihr keine Zeit zum Aufatmen, sondern zog sie bereits weiter in Richtung Nottreppe. »Schnell. Wir haben drei Minuten, bis der Strom ausfällt.«
    Sie brauchten zwei Minuten für die sechs Treppen bis zum ersten Stock. Kelly ließ kurz seinen Blick über die verglasten Büroräume schweifen. »Alle leer. Los, beeilen Sie sich. Mit ein bisschen Glück schaffen wir es in das Büro, bevor der Strom –«
    Dunkelheit.
    Totale Finsternis.
    »Kein Glück«, sagte Kelly, setzte sein Nachtsichtgerät auf und lief den Korridor entlang. »Halten Sie sich dicht hinter mir. Womöglich haben wir nicht so viel Zeit, wie ich gehofft hatte. Kann sein, dass der Schalter nicht ganz richtig funktioniert. Eigentlich hätte es noch eine Minute dauern müssen …«
     
    Mist.
    Royd rollte sich unter einen der Wagen auf dem Parkplatz, als er die Rufe hörte und die Männer aufgeregt über den Hof rennen sah. Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    Wahrscheinlich war der Schalter nicht ganz zeitgenau eingestellt.
    Und wenn darauf kein Verlass war, konnte das bedeuten, dass der ganze Plan gefährdet war.
    Sollte er den beiden in das Gebäude folgen?
    Nein, bei einem derart riskanten Unternehmen musste einer die Rückendeckung übernehmen.
    Und er hatte Sophie gesagt, sie sei auf sich allein gestellt.
    Allerdings in der Hoffnung, dass sie einen Rückzieher machen würde.
    Oder auch nicht ganz. Sie musste sich darüber im Klaren sein, welches Risiko sie auf sich nahm.
    Okay, er würde also nicht in das Gebäude gehen. Er würde draußen warten, sich ein bisschen umsehen und sich überlegen, wie er sie in Sicherheit bringen konnte, ehe der ganze Laden wieder leuchtete wie ein Weihnachtsbaum. Kelly hatte getan, was er konnte, aber sobald Sophie durch den Kellereingang ins Freie trat, war er nicht mehr für sie verantwortlich.
    Dann

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