Toedliche Traeume
Zähnen.
»Wir improvisieren.«
»Das kann ich nicht. Sie können meinetwegen so viel improvisieren, wie Sie wollen, aber ich brauche einen konkreten Plan.«
»Also gut, schmieden wir Pläne. Machen Sie einen Vorschlag.«
»Sie werden uns finden, sobald sie die Möbel abladen. Wir müssen vorher verschwinden.«
»Toller Plan. Mein Plan lautet: Wir warten, bis sie die Heckklappe öffnen. Dann haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir töten sie, sobald sie anfangen, die Möbel abzuladen, oder wir warten, bis sie in den Wagen klettern, um mit dem Entladen zu beginnen, oder wir warten, bis sie eines der größeren Möbelstücke ausladen, und nutzen die Gelegenheit, um abzuhauen. Anders ausgedrückt: Wir improvisieren.«
»Ich brauche wohl nicht zu fragen, welche Möglichkeit Sie bevorzugen.«
»Nein, denn ich bin ein blutrünstiger Dreckskerl, der es nicht abwarten kann, sein nächstes Opfer abzumurksen.«
»Nein, ich wollte nicht – Ich war einfach sauer. Ich habe nicht das Recht, Ihnen –«
»Himmelherrgott, reden Sie nicht so ein dummes Zeug«, sagte er barsch. »Sie haben das Recht zu sagen, was Sie wollen, ohne sich schon wieder ein schlechtes Gewissen zu machen.« Er wechselte das Thema. »Haben Sie die CD gefunden?«
»Nein, nicht direkt.«
»Entweder Sie haben sie, oder Sie haben sie nicht.«
»Die REM-4-CD hab ich nicht gefunden, aber ich habe eine andere mit Sanbornes Spezialcode beschriftete CD gefunden, und die hab ich kopiert.«
»Warum?«
»Ich will sehen, was da drauf ist. Und ich war wütend, dass ich die REM-4-CD nicht gefunden habe. Ich wollte sie unbedingt haben, verdammt.«
»Das ist mir klar. Es hätte in einer Katastrophe enden können.«
»Aber Sie waren mit der Aktion einverstanden.«
»Und das sollte Ihnen als Warnung dienen. Wenn auch nur die geringste Chance auf Erfolg besteht, werde ich Sie alles versuchen lassen, egal, was ich Ihnen und Jock versprochen habe. Aber ich werde mich immer bemühen, Sie nach getaner Tat lebend rauszuholen.«
»Etwas anderes habe ich nie von Ihnen verlangt. Nein, das stimmt nicht. Falls Sie meinen Sohn jemals in Gefahr bringen, werde ich Sie eigenhändig töten.«
»Das versteht sich von selbst. Jeder hat einen alles entscheidenden Knopf im Gehirn, der nur betätigt werden muss.«
»Einen was?«
»Einen Knopf, der, wenn er betätigt wird, alles Böse und Gute in einem freisetzt wie bei der Büchse der Pandora. Wenn dieser Knopf von einem Ereignis oder einer Person betätigt wird, tut man, was man tun muss.«
»Und für mich ist Michael dieser Auslöser?«
»Etwa nicht?«
Alles Gute und Böse …
»Ja, wahrscheinlich. Aber ich wollte Sanborne töten, um mich für das zu rächen, was er meiner Familie angetan hat. Es muss also noch mehr von diesen Knöpfen geben.«
»In Ihrem Fall haben sie alle mit den Menschen zu tun, die Sie lieben.«
Das stimmte. »Und womit sind Ihre Knöpfe verbunden, Royd?«
»Mit purem Hass.«
Der Gedanke verursachte ihr eine Gänsehaut. Einerseits war sie versucht, das Thema fallen zu lassen, konnte jedoch nicht widerstehen, noch ein bisschen weiter zu bohren. »Hass ist das Symptom. Aber was ist die Ursache? Was hat den Hass hervorgerufen? Garwood?«
»Kann sein.«
»Royd.«
Er schwieg eine Weile. »Es hat ziemlich lange gedauert, bis REM-4 bei mir gewirkt hat. Ich habe dagegen angekämpft. Das hat Sanborne und Boch natürlich auf die Palme gebracht, und sie haben versucht, die Wirkung mit Hilfe von allen möglichen Mitteln zu verstärken, so wie Thomas Reilly es bei Jock gemacht hat. Irgendwann hatte Boch dann die zündende Idee. Sie hatten mich nach Garwood gelockt, indem sie sich meinen jüngeren Bruder Todd geschnappt hatten. Als ich dann nicht spurte, haben sie ihn in Garwood an eine Mauer gekettet, und jedes Mal, wenn ich nicht tat, was sie wollten, haben Sie ihn geschlagen und ihm Trinkwasser verweigert. Zusammen mit REM-4 hat das seine Wirkung getan, und innerhalb kürzester Zeit war ich genau der Zombie, den sie haben wollten. Aber bis dahin war Todd ihnen nicht mehr von Nutzen, denn er war nach den Misshandlungen und infolge von Unterernährung ein körperliches Wrack. Sie haben ihn vor meinen Augen getötet, sozusagen als letzter Test. Die waren sich ziemlich sicher, dass sie mich vollkommen unter Kontrolle hatten. Was für Idioten. Das zeigt mal wieder, wie wenig Ahnung Sanborne von der menschlichen Natur hat. Todds Tod war der erste Stein, der aus der Mauer fiel, die sie um mich herum
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