Toedliche Traeume
Ihren Exmann um.«
»Aber ich musste doch damit rechnen, dass man irgendwann rausfindet, dass ich bei dem Brand nicht umgekommen bin.«
»Vergessen Sie nicht, die Polizei hält Sie für labil und nicht ganz zurechnungsfähig.«
»Aber wieso hätte ich Dave umbringen sollen?«
»Nach einer Scheidung gibt es meistens heftige Auseinandersetzungen. War das bei Ihnen etwa nicht der Fall?«
»Natürlich war das bei uns genauso. Aber ich würde doch niemals –« Sie begann zu zittern. »Herrgott noch mal, ich habe den Mann einmal geliebt. Er ist der Vater meines Sohnes.«
»Und als Sie durchgeknallt sind und in die Psychiatrie eingeliefert wurden, hat er sich scheiden lassen und eine andere geheiratet.«
»Ich war nicht durchgeknallt«, fauchte sie. »Und wenn ich labil gewesen wäre, hätten die mich auf keinen Fall entlassen.«
»Nein? Man hört doch immer wieder davon, dass psychisch labile Patienten zu früh entlassen werden und dann Morde begehen.«
»Ach, halten Sie doch die Klappe.«
»Ich spiele nur den Advocatus Diaboli. In dem Zeitungsartikel wurde Edmunds’ Frau zitiert, die ausgesagt hat, ihr Mann hätte das Haus verlassen, nachdem er einen Anruf erhalten hatte. Er sei sehr erregt gewesen, habe ihr aber nicht sagen wollen, wohin er fuhr. Falls seine Exfrau ihn angerufen hätte, um ein Treffen mit ihm zu vereinbaren, wäre es nachvollziehbar, dass er seiner Frau nichts davon sagen wollte.«
»Jean ist nicht eifersüchtig auf mich.«
»Warum denn nicht? Sie sind schön, Sie sind klug, und Sie sind Michaels Mutter.«
»Sie war – Sie war einfach die Richtige für Dave, und das hat sie immer gewusst. Sie wollte am liebsten nur Hausfrau sein und Dave auf jede erdenkliche Weise unterstützen. Sie hat mich nie als Bedrohung empfunden, und sie wollte immer nur das Beste für Michael.«
»Aber ich wette, dass sie sich jetzt so ihre Gedanken macht. Eine trauernde Witwe sinnt doch immer auf Rache.«
»Würden Sie endlich aufhören mit dem Blödsinn?« Sie fasste sich zitternd an den Kopf. »Ich muss nachdenken.«
»Ich versuche ja, Ihnen dabei zu helfen. Sie stehen unter Schock und –« Er unterbrach sich. »Und wahrscheinlich trauern Sie auch um den Mistkerl. Das hindert Sie am Denken.«
Sie starrte Royd entgeistert an. »Dave war kein Mistkerl. Er hatte seine Fehler wie jeder andere auch, aber deswegen war er –«
»Ist ja gut, ist ja gut.« Ungehalten klappte Royd den Laptop zu. »Was weiß ich denn schon? Aber ich würde einen Partner jedenfalls nicht im Stich lassen, wenn er in Schwierigkeiten gerät. Und angeblich ist die Bindung zwischen Eheleuten noch wesentlich stärker als zwischen Geschäftspartnern. Er hätte damals für Sie da sein müssen.«
»Sie haben ja keine Ahnung, wie schwierig das Zusammenleben mit Michael war.«
»Sie haben doch auch mit ihm zusammengelebt. Sie haben sich nicht aus dem Staub gemacht.« Er fuhr fort, ehe sie etwas darauf entgegnen konnte. »Trauern Sie, so viel Sie wollen, wenn Sie dumm genug sind. Aber vergessen Sie darüber nicht Ihren Selbsterhaltungstrieb. Das Ganze ist eine schlimme Geschichte, und wir müssen irgendwie damit fertig werden.«
»Sie wissen, dass ich ihn nicht umgebracht habe.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich war ja nicht mal in der Nähe dieses Straßengrabens. Das wird die Polizei bei ihren Ermittlungen bald feststellen.«
»Ach ja? Nicht, wenn der Mörder wusste, was er tat. Ich glaube nicht, dass Sanborne diesmal einen zweiten Caprio geschickt hat. Diesen Mord hat er von einem Profi erledigen lassen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Dass er die Beweise, die die Polizei zu ihm führen könnten, garantiert vernichtet und dafür ein paar andere hinterlassen hat, die Sie mit dem Mord in Verbindung bringen.«
»Wie denn?«
»DNA, der beste Freund jedes modernen Killers. Falls er Zeit genug hat, den Tatort zu präparieren.«
»Was für Sie natürlich kein Problem wäre«, bemerkte sie sarkastisch.
»Da haben Sie verdammt recht. Aber um mich geht es im Moment nicht. Sie sollten sich lieber Sorgen machen über den Briefumschlag oder die paar Haare, die die Polizei am Tatort finden wird.«
»Briefumschlag?«
»Ein Tipp von unseren Ausbildern in Garwood. Wenn Sie einen Briefumschlag anlecken, bleibt Ihre DNA für Jahre darauf erhalten. Man besorgt sich ein paar Haare aus dem Schrank desjenigen, auf den man den Verdacht lenken will, und schon hat man eine weitere Spur. Hatte Sanborne Zugang zu Ihrer Korrespondenz, als Sie bei ihm
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