Toedliche Traeume
an sich und flüsterte: »Ich bin auch froh, dass Jock jetzt nicht hier ist …«
Sie war eingeschlafen.
Er sollte sie jetzt allein lassen.
Nein, noch nicht. Die Arme fest um Sophie geschlungen, starrte Royd in die Dunkelheit. Er wollte nicht, dass sie aufwachte und feststellte, dass sie allein war. Sie fühlte sich ohnehin schon einsam und schutzlos genug. Sie hätte vielleicht lieber jemand anderen bei sich gehabt, aber das war nun mal nicht möglich. Er war ein Anker in dem Sturm, in den sie geraten war, und dass sie ihn akzeptierte, zeigte ihm, wie allein sie sich fühlte.
Warum zum Teufel hatte er alles darangesetzt, sie dazu zu bewegen, dass sie ihn bleiben ließ? Solange sie kooperierte, konnte ihr Kummer ihm schnuppe sein.
Blödsinn. Ihr Kummer ging ihn etwas an.
Sie ging ihn etwas an. Aber sie wurde ihm allmählich zu vertraut. Er hatte sie beobachtet, mit ihr geredet, ihre Angst gespürt, ihren Mut erlebt. Er hatte versucht, sich gegen seine Gefühle für sie zur Wehr zu setzen. Aber es funktionierte nicht, verdammt. Er musste sich zwingen, Distanz zu ihr zu wahren, er musste sich beherrschen, um sie nicht anzufassen, zu streicheln.
Sex.
O ja, Sex. Seine Erregung war der beste Beweis dafür. Es war nicht leicht, neben ihr zu liegen und die Finger von ihr zu lassen. Warum machte er sich nicht einfach über sie her? Er war noch nie ein Meister der Zurückhaltung gewesen, und Sophie war im Moment ziemlich wehrlos. Er würde sie schon dazu bringen, dass sie es auch wollte. Was war bloß in ihn gefahren, dass er sich plötzlich so ritterlich gab? Was Sex anging, hatte er sich noch nie eine Gelegenheit entgehen lassen, solange er der Frau keine Gewalt hatte antun müssen. Sophie war zäh, und er war ihr völlig gleichgültig. Ein One-Night-Stand würde ihr bestimmt nicht schaden.
Falls es dabei blieb. Er war sich nicht sicher, ob ihm das reichen würde.
Er sollte aufhören, darüber nachzudenken. Er hatte ihr etwas versprochen, aber das machte ihn nur noch Sie rührte sich und wimmerte leise im Schlaf.
Mist.
Ihr blasses Gesicht war im Dunkeln nur verschwommen zu sehen, doch auf ihren Wangen konnte er die dunklen Schatten ihrer Wimpern erkennen. Sie wirkte so schutzlos wie ein Kind.
Verdammt, sie war kein Kind. Sie war eine Frau, die ein Kind geboren hatte und die die letzten Jahre durch die Hölle gegangen war. Sex würde ihr guttun. Es musste ja nicht unbedingt –
Aber Sex mit ihm würde sie nicht trösten. Er sollte aufhören, sich Vorwände zurechtzulegen, nur damit er sich nehmen konnte, was er wollte. Er würde sich beherrschen, weil er ihr das verdammte Versprechen gegeben hatte, Punkt aus.
Sie duftete nach Zitronenshampoo und Seife.
Die Ruhe bewahren. An etwas anderes denken. Er war kein kleiner Junge. Er war es vielleicht nicht gewohnt, sich zurückzuhalten, aber er hatte sich unter Kontrolle.
Hoffte er zumindest.
Sie kuschelte sich an ihn.
Es würde eine lange Nacht werden.
11
ALS SOPHIE SPÄT am nächsten Morgen erwachte, fiel helles Sonnenlicht ins Zimmer.
Royd lag nicht mehr neben ihr. Augenblicklich fühlte sie sich fürchterlich allein.
So etwas Albernes. Natürlich war sie allein. Während der Nacht war sie hin und wieder halb aufgewacht, und immer war er da gewesen, aber das bedeutete noch lange nicht –
»Guten Morgen.« Royd stand in der Tür. »Wie geht es Ihnen?«
»Besser.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht bin ich nur benommen. Aber wenigstens bin ich wieder in der Lage zu denken.«
»Dann duschen Sie und ziehen sich an. Wir müssen hier raus.«
»Jetzt gleich?« Sie setzte sich im Bett auf. »Auf der Stelle?«
»Je eher, desto besser.« Er warf ihr die Zeitung zu. »Ihr Konterfei ist wieder auf der Titelseite. Dieselbe Geschichte, aber es ist ein gutes Foto, und wir wollen doch nicht, dass jemand Sie erkennt.« Er holte tief Luft. »Diesmal haben sie auch ein Foto von Michael gebracht. Die Polizei macht sich Sorgen um Michaels Sicherheit.«
»Das tue ich auch.« Sie betrachtete das Foto von Michael. »Die glauben, ich hätte meinen Sohn umgebracht? Halten die mich für so durchgedreht?«
»Ihr Vater hat immerhin Ihre Mutter erschossen.«
»Genetisch bedingter Wahnsinn, oder was?« Sie schwang ihre Beine aus dem Bett. »Ich bin in einer halben Stunde reisefertig. Reicht das?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich packe schon mal Ihre Sachen.«
Sie stand auf und ging zum Bad. »Das kann ich selbst.«
»Ich hab keine Lust, hier
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