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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Ich bin eben ein Mann.«
    »Und Sie respektieren mich ja so sehr.«
    Er schob sie von sich und schaute sie an. »Das habe ich ernst gemeint. Sie sind intelligent und warmherzig, und Sie sind eine gute Mutter. Und was eine gute Mutter ist, kann ich beurteilen, denn ich hatte ein paar Pflegemütter, die richtige Prachtexemplare waren. Es ist nicht Ihre Schuld, dass Sie so durcheinander sind.«
    »Ich bin nicht durcheinander. Sie sind einer der taktlosesten Männer der Welt, und ich kann im Moment nicht mit Ihnen –«
    »Schsch.« Er zog sie wieder in seine Arme. »Ich halte jetzt den Mund. Wenigstens versuche ich es. Falls Sie anfangen, Edmunds über den grünen Klee zu loben, kann ich allerdings für nichts garantieren. Der Typ hatte Sie nicht verdient.«
    »Er war ein anständiger Kerl. Es war nicht seine Schuld, dass er die Falsche geheiratet –« Es hatte keinen Zweck. Sie würde ihn sowieso nicht überzeugen, und es war ganz angenehm, jemanden auf ihrer Seite zu haben, zumindest in dieser verzweifelten Situation. Morgen würde er sich wahrscheinlich wieder von ihr abwenden, aber jetzt war er da und bot ihr seine Hilfe an. »Und er wäre noch am Leben, wenn er mich nicht geheiratet hätte.«
    »Großartig. Eine weitere Leiche in Ihrem Keller. Werden Sie es eigentlich niemals leid, diese ganze Schuld mit sich rumzutragen?« Er stand auf und zog sie auf die Beine. »Wenn er damals bei Ihnen geblieben wäre, hätten Sie gemeinsam gegen Sanborne kämpfen können. Und dann wäre er vielleicht jetzt noch am Leben.« Er drückte sie aufs Bett und legte sich neben sie. »Nun erstarren Sie doch nicht gleich, ich werde schon nicht über Sie herfallen. Aber wenn ich die ganze Nacht so vor Ihnen hocken bleibe, habe ich morgen einen Muskelkrampf.« Er nahm sie wieder in die Arme. »Ist das in Ordnung so? Wenn nicht, lasse ich Sie alleine. Versprochen.«
    »Meinen Sie das ernst?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Wahrscheinlich nicht. Wie gesagt, ich bin nicht sehr einfühlsam. Ich neige dazu, mich durchzusetzen, wenn ich mich im Recht fühle. Wahrscheinlich würde ich mir alle Mühe geben, Sie umzustimmen.«
    Er war wie ein Rammbock, und sie wollte sich nicht mit ihm anlegen. Aber sie hatte das Gefühl, dass er wirklich versuchte, ihr zu helfen, und im Moment keine Gefahr darstellte. Und darüber war sie froh, denn er war jemand, an dem sie sich festhalten konnte in der Dunkelheit, die immer undurchdringlicher wurde. »Zu viele Worte …« Sie schloss die Augen. »Lassen Sie mich einfach schlafen, Royd.«
    »Sicher.« Er zog die Decke über sie. »Schlafen Sie gut. Ich beschütze Sie, Sophie.«
    Er würde sie beschützen … Wie seltsam. So etwas hatte Dave nie zu ihr gesagt. Für solche Urbedürfnisse war in ihrer Ehe kein Platz gewesen. Dave hatte sie angenehm unterhalten, sie hatte ihn wegen seiner Intelligenz bewundert, und sein Körper hatte ihr gefallen. Am Anfang hatten sie gemeinsame Ziele verfolgt, und später hatten sie Michael gehabt. Er hatte Michael geliebt …
    »Scheiße«, sagte Royd heiser. »Hören Sie auf zu weinen, das kann ich nicht ausstehen.«
    »Pech.« Sie öffnete die Augen und sah ihn an. »Haben Sie denn nicht geweint, als Ihr Bruder gestorben ist?«
    Er schwieg eine Weile. »Doch. Aber das war ich. Ich mag es nicht, wenn Sie weinen. Ich wusste nicht, wie das auf mich wirkt.« Er runzelte die Stirn. »Aber wenn es sein muss, bitte sehr.«
    »Danke«, erwiderte sie ironisch.
    Er legte seinen Kopf aufs Kissen. »Irgendwie sage ich dauernd das Falsche. Wahrscheinlich wünschen Sie sich, Jock wäre jetzt hier. Der wüsste bestimmt, wie er mit Ihnen umzugehen hat.«
    »Nein, ich wünsche mir nicht, dass Jock jetzt hier wäre. Ich bin froh, dass er bei Michael ist.« Sie machte die Augen wieder zu. »Und ja, er wäre viel sensibler als Sie. Aber ich glaube, dass Sie versuchen, mir zu helfen, und dafür bin ich Ihnen dankbar. Lassen Sie mir einfach ein paar Stunden Zeit, dann brauche ich weder Sie noch Jock.«
    »Okay.« Seine große Hand strich ihr übers Haar. »Ich tue alles, was Sie wollen – jedenfalls in den nächsten Stunden.«
    Da war wieder diese rührende Unbeholfenheit. Normalerweise besaß er eine Selbstverständlichkeit, die sie noch selten an jemandem erlebt hatte, aber nicht in dieser Situation. Offenbar war ihm das alles neu, und es fiel ihm verdammt schwer. Und er tat es ihretwegen. »Danke.« Diesmal lag keine Spur von Sarkasmus in ihrem Ton.
    »Gern geschehen.« Er zog sie näher

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