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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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und dann schoss. Spürte die Eiseskälte und die gleichzeitige Hitze, die ihn durchflutet hatten, bevor er zusammengebrochen war. Den einen kurzen Augenblick der absoluten Taubheit.
    Wenn er sich doch nur ein wenig schneller bewegt hätte oder in die andere Richtung gesprungen wäre … Wenn Halloway doch nur nicht ganz so dicht vor ihm gestanden hätte …
    Wenn, wenn, wenn.
    Er wusste genau, wie groß die Chance inzwischen war, dass er wieder vollständig genas.
    Höchstens noch dreißig Prozent, und sie nahm mit jeder Stunde weiter ab.
    Er war fertig, das war allen klar. Sie brauchten es nicht laut zu sagen. Er konnte beinahe hören, wie ihnen dieser Gedanke durch die Köpfe ging.
    Vor allem Peabody.
    Er konnte praktisch hören, wie sie selbst im Schlaf davon gepeinigt wurde.
    Als er den Kopf ein wenig drehte, sah er die Umrisse ihrer schlafenden Gestalt.
    Er dachte daran, wie sie über den Job, den Fall, den jungen Jamie, tausend andere Dinge geplaudert hatte, um jede Stille zu vermeiden, während sie ihm geholfen hatte, sich seinen Pyjama anzuziehen.
    Himmel, er konnte sich nicht einmal mehr selbst die Hose auf- und zuknöpfen.
    Merk dir, befahl er sich säuerlich. In Zukunft kaufst du nur noch Hosen mit Reiß- und Klettverschluss.
    Er würde sich mit diesen Dingen arrangieren. Schließlich musste man sich auch bei einem Computer mit den Programmen begnügen, die einem zur Verfügung standen, dachte er. Aber er wollte verdammt sein, wenn er zuließ, dass Peabody sein Schicksal teilte.
    Er umklammerte den Bettpfosten mit seiner guten Hand und versuchte sich ein wenig aufzurichten.
    Sie rührte sich und fragte mit so klarer Stimme, dass er wusste, dass sie nicht geschlafen hatte: »Was ist los?«
    »Nichts. Ich will mich nur hinsetzen. Aber es wird schon klappen.«
    »Warte, ich helfe dir. Licht an, zehn Prozent.«
    »Ich habe gesagt, es wird schon klappen, Peabody.«
    Aber sie war bereits aufgestanden und lief um das Bett herum. »Ich wette, du musst pinkeln. Du und Jamie habt zu dem Kuchen jeder mindestens drei Liter Milch getrunken.
    Da ist es ja wohl klar, dass du -«
    »Geh wieder ins Bett.«
    »Ich kann sowieso nicht schlafen. Mir geht die ganze Zeit der Fall im Kopf herum.« Mit schnellen, praktischen Bewegungen zog sie ihn aus dem Bett und manövrierte ihn in seinen Rollstuhl. »Dallas und Roarke gehen anscheinend irgendeiner Spur nach, die sie -«
    »Setz dich.«
    »Ich hole dir schnell noch ein Glas Wasser.«
    »Setz dich, Peabody.«
    »Sicher, kein Problem.« Mit einem halben Lächeln nahm sie ihm gegenüber auf der Bettkante Platz. Übertrieb sie es mit ihrer Hilfe?, überlegte sie. Oder tat sie nicht genug? Ihre Muskeln waren von der ganzen Heberei inzwischen so verhärtet, als hätte eine Gruppe Pfadfinder Erste-Hilfe-Maßnahmen an ihr geübt.
    Er sah so müde aus, ging es ihr durch den Kopf. Und so entsetzlich schwach.
    »Es wird nicht funktionieren. Das mit uns beiden wird nicht funktionieren.«
    »Wie kannst du etwas derart Blödsinniges sagen, und dann noch um drei Uhr in der Früh.« Sie versuchte aufzustehen, doch er drückte sie mit seiner gesunden Hand zurück.
    Sie trug ein leuchtend rotes T-Shirt und hatte ihre Zehennägel in derselben Farbe angemalt. Ihr Haar war wild zerzaust, ihr Mund bildete eine grimmige, schmale Linie …
    Und McNab wurde bewusst, dass stimmte, was Roarke schon längst vermutete. Er liebte diese Frau. Was hieß, dass er es richtig machen musste.
    »Hör zu, eigentlich hatte ich die Absicht, einen Streit mit dir vom Zaun zu brechen, damit du wütend auf mich wirst und gehst. So schwer wäre das wahrscheinlich nicht gewesen. Schließlich bist du ziemlich explosiv. Dann würden wir uns trennen und in Zukunft jeder seiner eigenen Wege gehen. Aber das erscheint mir falsch. Außerdem wärst du mir sowieso auf die Schliche gekommen, und dann hätte es möglicherweise nicht funktioniert. Deshalb werde ich dir gegenüber völlig ehrlich sein.«
    »Es ist zu spät für eine solche Art von Streit. Ich bin hundemüde.«
    »Du hast sowieso noch nicht geschlafen. Genauso wenig wie ich. Komm schon, She-Body, hör dir an, was ich zu sagen habe, ja?« Er sah, dass ihre Augen anfingen zu glänzen, und wandte deshalb den Kopf ab. »Jetzt dreh bloß nicht den Wasserhahn auf, ja? Die ganze Situation ist auch so schon beschissen genug.«
    »Ich weiß, was du mir sagen wirst. Dass du ein Krüppel bist und dich, um mir nicht das Leben zu vermasseln, von mir trennen willst. Bla, bla,

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