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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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setzen und dort wie ein Papagei irgendwelche Sätze nachzuplappern, die meine Vorgesetzten oder der Bürgermeister mir vorgegeben haben, während ich mich voll und ganz auf meine Ermittlungsarbeit zu konzentrieren habe. So etwas habe ich noch nie getan und werde es auch niemals tun.«
    »Ja, das hat uns Ihr Commander bereits deutlich gemacht.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Ich musste es doch wenigstens versuchen.« Franco breitete die Hände aus. »Wir könnten die Sendezeit gebrauchen. Doch die andere Sache, über die ich mit Ihnen reden muss, ist möglicherweise deutlich ernster. Es ist dem Bürgermeister zu Ohren gekommen, dass Sie im Verlauf Ihrer Ermittlungen heute Morgen bei den Dukes gewesen sind. Bei einer Familie, die vor kurzem einen Sohn verloren hat, dessen Akte zu ihrem Schutz versiegelt worden ist.«
    »Er hat wirklich keine Zeit verloren. Ich hatte die Information bekommen, dass der junge Dukes mit zwei der Opfer in Verbindung stand, und welchen Beruf der Vater hat.
    Deshalb erschien es mir angeraten, mich im Rahmen der Ermittlungen zu diesen Fällen einmal inoffiziell mit der Familie zu unterhalten. Wollen Sie mir jetzt erklären, wie ich meine Arbeit machen soll?«
    »Um Himmels willen.« Franco warf die Hände in die Luft. »Warum benehmen Sie sich ständig so, als stünden wir beide auf verschiedenen Seiten?«
    »Weil es sich so anfühlt.«
    »Wissen Sie, was passieren wird, wenn Donald Dukes mit dieser Sache zu den Medien geht? Wenn er ihnen erzählt, dass er von der Ermittlungsleiterin in diesen Fällen in seinem eigenen Heim belästigt worden ist? Schließlich wurde sein Sohn von Cogburn an Drogen herangeführt -«
    »Es gibt keine Beweise dafür, dass Cogburn sein erster Dealer war.«
    »Es ist egal, ob es dafür Beweise gibt«, schoss Franco zurück. »So würde es auf alle Fälle dargestellt. Es würde heißen, Cogburn hat einen verletzbaren, unschuldigen zwölfjährigen Jungen aus einer anständigen, grundsoliden, gottesfürchtigen Familie in die Drogenszene reingezogen, und die Polizei hat in ihrem Bemühen, Beweise gegen diesen Kerl zu sammeln, elendig versagt. Später fällt der Junge - der aufgrund seiner Drogenabhängigkeit schwierig und aufsässig geworden ist - in die Hände eines Päderasten. Chadwick Fitzhugh schlägt und vergewaltigt den inzwischen vierzehnjährigen Devin, der Junge ist traumatisiert, die Familie erschüttert, und wieder schafft die Polizei es nicht, den Täter so weit zu überführen, dass er verurteilt werden kann.«
    »So ist es nicht gelaufen.«
    »So wird es aber dargestellt und aufgenommen werden, sollte die Familie an die Öffentlichkeit gehen. Es wird keine Menschenseele interessieren, was an der Geschichte wahr, was vielleicht nur halb wahr oder was rundheraus gelogen ist. Sie werden das Bild der geschädigten, trauernden Familie zeichnen, die versucht hat, das Richtige zu tun und das Wohlergehen ihres Sohnes in die Hände des Systems zu legen - und die dann grausam im Stich gelassen worden ist. Und nun tauchen Sie auf und halten ihnen in ihren eigenen vier Wänden vor, Mitglieder einer Organisation zu sein, die von Ihnen als terroristische Vereinigung bezeichnet worden ist. Können Sie sich nicht denken, wie das alles wirken wird?«
    »Ich werde denen sagen, wie es tatsächlich war. Donald Dukes kam mit der sexuellen Orientierung seines Sohnes nicht zurecht und -«
    »O mein Gott, mein Gott.« Franco bohrte sich die Zeigefinger in die Schläfen. »Wenn Sie jetzt auch noch behaupten, dass der Junge schwul gewesen ist, kriegen nicht nur Sie, sondern die gesamte Polizei und eventuell sogar die Stadt, bevor ich Sie aus dem nächsten Fenster werfen kann, ein Verfahren angehängt.«
    »Nicht, wenn ich Sie vorher schubse. Auf jeden Fall weisen die Indizien darauf hin, dass er schwul oder zumindest bezüglich seiner sexuellen Orientierung noch nicht ganz gefestigt war. Und er hatte nie die Chance herauszufinden, was er wirklich wollte. Sein Vater ist unglaublich rigide und entsetzlich dominant. Die Art Mann, die immer weiß, was richtig ist, und dementsprechend handelt. Er hat die Beweismittel zerstört, aufgrund derer Cogburn hätte verurteilt werden können, aber dass man den Typen laufen lassen musste, war die Schuld des Systems. Dann verdreht er die Fakten im Fall Fitzhugh, und als es hier ebenfalls für eine Verurteilung nicht reicht, hat selbstverständlich nicht er, sondern das System versagt. Und jetzt hat er endlich ein Ventil für seine

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