Tödliche Unschuld
Ruhe lassen würden. Ich habe Verdächtige, verdammt. Dwier und jetzt auch noch die Dukes.
Wenn ich einen von ihnen knacke, fallen garantiert auch die anderen um.«
Sie machte sich über das dritte Stäbchen her. »Dukes hat einen Anwalt kontaktiert, und der verkündet lauthals, dass ich die armen Leute in ihrem Heim belästigt hätte und er mich, die Polizei und dazu eventuell die Stadt verklagen wird. Franco und die anderen drehen deshalb fast durch.«
»Hast du was anderes erwartet?«
»Ja. Ich hatte gehofft, dass die Bombe erst nach der Gedenkfeier platzen würde.« Sie blickte zurück zum Bestattungsinstitut. Ein paar ihrer Kollegen kamen gerade durch die Tür. Zurück zum Dienst, ging es ihr durch den Kopf. Auch wenn das Leben irgendwann mal endete, hörte doch die Arbeit niemals auf.
»Er steckt in dieser Sache drin, Roarke. Dukes. Miras Täterprofil passt wie angegossen.
Weißt du noch, als ich heute Morgen gesagt habe, du hättest Jamie erst zur Schnecke gemacht und dann wieder aufgebaut? Den zweiten Teil dieser Arbeit hat Dukes sich offenbar gespart. Ich habe den Eindruck, dass er das Leben seines Sohnes zu einer kleinen, privaten Hölle umgestaltet hat. Ich werde ihn zur Strecke bringen, und all die anderen ebenso.«
Sie hob den Kopf und suchte nach dem Fenster des Salons, in dem Kevins Mutter saß.
»Ich werde diese Leute stoppen. Du musst mir so viele Daten und Hintergrundinformationen über Donald Dukes beschaffen, wie dir innerhalb legaler Grenzen möglich ist.«
»Wenn ich mich dabei an die Gesetze halten soll, warum bittest du dann nicht Feeney oder McNab?«
»Weil man mir womöglich befehlen wird, mich von Dukes fernzuhalten, und wenn das passiert, kann ich die beiden nicht mehr fragen. Deshalb wende ich mich vorsorglich an dich. Ich könnte mir denken, dass ein Kerl, der so viele Unternehmen hat wie du, ständig auf der Suche nach einem guten Computerfachmann ist. Und bevor du jemanden einstellst, führst du doch bestimmt routinemäßig einen Background-Check und eine Überprüfung seiner bisherigen Arbeitsverhältnisse durch, richtig?«
»Richtig. Und netterweise erwähne ich ein paar von diesen Dingen zufällig gegenüber meiner Frau.« Er strich mit einer Fingerspitze über ihr Kinn. »Wirklich clever, Lieutenant.«
»Ich will ihn hinter Gittern sehen, und um ihn dahin zu kriegen, brauche ich alles, was es nur gibt, über diesen Kerl. Ich spreche heute Nachmittag noch mal mit Clarissa Price.
Sie wird gewiss nicht gerade glücklich sein, mich schon wieder zu sehen. Und dann mache ich mit Dwier weiter.«
Sie betrachtete ihre Hand. Das letzte Schokoladenstäbchen war zu einem braunen Fleck verlaufen und somit unrettbar verloren. »Igitt.«
Sie warf das eklig klebrige Ding in einen Recycler und wischte ihre Finger mit den ihr von Roarke gereichten feuchten Papierservietten ab.
»He, Lady!« Ein Mann streckte den Kopf aus dem Fenster seines Wagens und brüllte über den allgemeinen Lärm: »Warum knallen Sie das Arschloch mit dem Lieferwagen da vorne nicht einfach ab, damit’s hier endlich weitergehen kann?«
»Man sieht deine Waffe«, meinte Roarke und rasch zog sie ihre dünne schwarze Jacke über den hervorlugenden Knauf.
Dann schaute sie sich um, entdeckte zwei uniformierte Kollegen, die von der Trauerfeier kamen, zückte ihre Dienstmarke und winkte die beiden zu sich heran. »Knöpft euch mal den Typen mit dem Lieferwagen vor. Wenn er seine Kiste nicht endlich aus dem Weg schafft, schreibt ihm ein Protokoll.«
»Sind Sie etwa ein verdammter Bulle?«, rief ihr der Autofahrer zu.
»Nein, ich habe einfach eine verdammte Vorliebe für Dienstmarken und Polizeistunner.
Und jetzt hören Sie endlich auf zu hupen.« Sie wandte sich wieder an Roarke, merkte, dass er grinste, und sah ihn giftig an. »Was ist?«
»Du hast Schokolade auf deiner verdammten Dienstmarke, Lieutenant.«
»Verflucht.« Fast hätte sie die Marke an ihrer Hose abgewischt, doch er entwendete sie ihr hastig und putzte sie mit der letzten Serviette ab. »Leg mal den Kopf nach hinten.«
»Was? Habe ich etwa auch noch Schokolade im Gesicht?«
»Nein.« Er beugte sich zu ihr nach vorn - im perfekten Winkel - und gab ihr einen Kuss. »Mir war gerade danach.«
»Sehr geschickt. Und jetzt gib mir meine Dienstmarke zurück.«
»Sie steckt bereits wieder in deiner Tasche.«
Sie tastete danach und schüttelte den Kopf. »Und jetzt zieh los und nutz deine flinken Finger, um mir ein paar Informationen zu besorgen. Ich
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