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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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wissen. »Suchen Sie es sich ruhig aus.«
    Eve erachtete Chief Tibble als guten Polizisten, dafür, dass er einen Anzug trug.
    Er war ehrlich, er war zäh und er hatte einen ausgeprägten Sinn dafür, wenn irgendwer versuchte, ihn oder einen seiner Leute über den Tisch zu ziehen. Er verstand sich besser als die meisten anderen auf den Umgang mit Politikern und nahm seine Leute ziemlich gut vor ihnen in Schutz.
    Wenn jedoch mit einem Mal tödliche Gefahr von Geräten ausging, die sämtliche Bewohner von New York - und somit auch alle Wähler - in ihren Häusern stehen hatten, wenn ein Cop einen anderen auf dem Hauptrevier als Geisel nahm und wenn in den Medien kaum noch von etwas anderem die Rede war, mischten sich die Politiker natürlich kräftig in die Sache ein.
    Die Stellvertreterin des Bürgermeisters, Jenna Franco, war dafür bekannt, dass sie nicht so einfach lockerließ.
    Eve hatte sie persönlich noch nicht kennen gelernt, hatte sie aber bereits des Öfteren entweder im Rathaus oder im Fernsehen gesehen. Sie verströmte die kühle Eleganz einer Frau, die wusste, dass es unerlässlich war, so gut wie möglich auszusehen, weil es in der Politik allzu häufig Stimmen einzig für die äußere Erscheinung gab.
    Ihren kleinen Wuchs machte sie mit gefährlich hohen Stöckelabsätzen wett, und ihre von Natur aus oder vielleicht auch in einem Körperformungsstudio erlangte, weich gerundete Figur wurde von ihrer maßgeschneiderten Garderobe vorteilhaft betont. Sie trug meistens auffällige Farben. Passend zu dem Rot ihres Kostüms hatte sie heute eine dicke Goldkette und Ohrringe, die aussahen, als wöge jeder mindestens zwei Kilo, angelegt.
    Eve brauchte das nur sehen - und schon taten ihr ihre eigenen Ohrläppchen weh.
    Sie wirkte wie ein verwöhntes Mitglied der besseren Gesellschaft auf dem Weg zu einem Wohltätigkeits-Lunch. Und trat doch jeden Gegner, der den Fehler machte, sie zu unterschätzen, ohne Gnade in den Staub.
    Dafür konnte Eve sie respektieren.
    Dass Peachtree sich von ihr in dieser Angelegenheit vertreten ließ, zeigte, dass er sie ebenso respektierte.
    Neben ihr stand Pressesprecher Chang. Er war ein klein gewachsener, schlanker Mann in einem grauen Nadelsteifenanzug mit glatt zurückgekämmtem, schwarz glänzendem Haar.
    Er war Asiate mit einem Universitätsabschluss aus Oxford, der Tatsachen derart geschickt und mühelos verdrehen konnte, dass man den Eindruck hatte, alles, was er sagte, wäre wahr.
    Eve und er liebten einander nicht gerade.
    »Lieutenant«, begann Tibble. »Wir haben ein Problem.«
    »Ja, Sir.«
    »Wie ich hörte, erholt sich Detective McNab bei Ihnen zu Hause von seinen Verletzungen.«
    »Ja, Sir. Er wird medizinisch betreut.« Obwohl sie sich nicht sicher war, wie sie Summersets Funktion genau erklären sollte, falls die Frage danach kam. »Wir hatten das Gefühl, dass er sich in einer vertrauten Umgebung wohler fühlen würde als in einem Krankenhaus.«
    »Und wie geht es ihm inzwischen?«
    »Sein Zustand ist unverändert.«
    »Verstehe.« Tibble blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen. »Sie halten mich bitte weiter auf dem Laufenden.«
    »Ja, Sir.«
    »Und wie steht es mit Ihren Ermittlungen?«
    »Ich gehe möglichen Verbindungen zwischen den Opfern nach, denn über sie komme ich vielleicht an Mitglieder der Gruppe, die sich die Reinheitssucher nennt, heran. Captain Feeney und sein Team arbeiten an der Entwicklung eines Schutzschilds, damit man die infizierten Computer halbwegs sicher untersuchen kann. Außerdem werden die Opfer weiter medizinisch untersucht, um herauszufinden, wie es zu den Hirnschäden gekommen ist, an denen sie gestorben sind.«
    »Halbwegs sicher.« Jenna Franco hob die rechte Hand - nicht wie jemand, der um die Erlaubnis bat, etwas sagen zu dürfen, sondern wie ein Mensch, der es gewohnt war, dass er sowieso das Wort erteilt bekam. »Was genau soll ›halbwegs sicher‹ heißen?«
    »Ich bin keine elektronische Ermittlerin, Ms Franco. Dieser Teil unserer Arbeit liegt in Captain Feeneys Händen. Er und seine Leute bemühen sich darum, einen Schutzschild zu entwickeln, der demjenigen, der sich die Computer ansieht, größtmögliche Sicherheit bei seiner Arbeit bietet.«
    »Lieutenant, wir können es uns schlicht nicht leisten, dass noch einmal das Gehirn eines New Yorker Polizeibeamten explodiert und dass er vorher womöglich Kollegen oder Zivilpersonen verletzt oder gar tötet. Ich kann nicht vor den Bürgermeister oder die Öffentlichkeit treten und

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