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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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heraus. »Todeszeitpunkt war vierzehn Uhr zehn.«
    Sie streckte die Hand aus, klappte den Laptop zu und bat ihre Assistentin: »Tüten Sie ihn ein und lassen Sie ihn zu mir nach Hause bringen.«
    Dann trat sie einen Schritt zurück und sah sich gründlich um. »Sie scheint nicht so wie die anderen Opfer ausgerastet zu sein. Man kann sehen, dass sie die meiste Zeit im Bett gelegen und Schmerz- und Beruhigungsmittel eingeworfen hat. Auch wenn sie den Haushalt und ihr Aussehen in den letzten Tagen etwas vernachlässigt hat, ist sie nicht herumgelaufen und hat Kleinholz aus den Möbeln gemacht.«
    »Menschen gehen eben unterschiedlich mit Schmerzen um«, erklärte Peabody, während sie den Laptop in einen Beutel schob. »Nehmen Sie nur sich selbst. Sie versuchen, jeden Schmerz zu ignorieren. Als wäre er eine persönliche Beleidigung und würde am ehesten dadurch wieder verschwinden, dass Sie einfach so tun, als wäre er nicht da. Ich fahre eher auf Naturheilmittel ab. Das habe ich von klein auf so gelernt. Aber wenn das nicht funktioniert, werfe ich durchaus auch mal Tabletten ein. Und Männer, wie meine Brüder und mein Dad, fangen furchtbar an zu jammern. Wenn Männer krank werden, benehmen sie sich wie kleine Kinder. Und gelegentliche Wutanfälle gehören bei kleinen Kindern einfach dazu.«
    »Wirklich interessant.«
    »Tja, Sie wissen schon. Wahrscheinlich liegt es am Testosteron.«
    »Ja, ich weiß. In unseren Fällen haben die beiden Männer - wenn man Halloway dazu nimmt, drei - versucht, den Schmerz gewaltsam zu beenden, und haben dabei jeden, der ihnen in die Quere kam, aus dem Weg geräumt. Die Frau hingegen hat versucht, den Schmerz auf die traditionelle Methode zu beherrschen. Aber keine der Methoden hat letztendlich funktioniert, sie sind alle tot. Und es gibt noch etwas, was bei allen gleich gewesen ist. Sie haben sich vergraben.«
    »Vergraben, Madam?«
    »Zurückgezogen. Sich in ihrem Nest oder dem, was ihrem Nest am nächsten kam, verkrochen. Cogburn hatte sich in seine Wohnung eingesperrt. Wenn sein Nachbar ihn nicht gestört hätte, hätte er bis zu seinem Tod möglicherweise keinen Schritt mehr vor die Tür gemacht.«
    Sie blickte auf die laienhafte, selbst geknüpfte Schlinge. »Selbstmord, um die Schmerzen zu beenden. Ich wette, darauf ist dieser Virus programmiert. Auch Fitzhugh hatte sich zu Hause verkrochen und sich am Ende umgebracht. Halloway, der Einzige, der keine Zielperson dieser Gruppe war, war zugleich der Einzige von ihnen, der nicht in seiner Wohnung war, und deshalb hat er sich in Feeneys Büro verschanzt. Hätten wir ihn nicht abgelenkt, hätte er wahrscheinlich erst Feeney aus dem Weg geräumt und sich dann selbst den Stunner an den Kopf gesetzt.«
    »Cogburn und Halloway.« Peabody nickte. »Sie waren die Einzigen, die während des letzten Stadiums ihrer Infektion Kontakt zu anderen hatten. Wenn sie nicht -«
    »Hätten sie es andernfalls wie Mary Ellen George gemacht? Hätten sich irgendwo verkrochen, keine Anrufe mehr angenommen, auf kein Klingeln mehr reagiert, und sich am Ende umgebracht?«
    »Wie verwundete Tiere?«, ergänzte ihre Assistentin fragend. »Ich meine, dass sie sich verkrochen haben.«
    »Vielleicht liegt das in der Natur des Menschen. Es ist logisch. Und ergibt für diese Reinheitssucher durchaus einen Sinn. Schließlich wollen sie keine Unschuldigen töten, sondern nur diejenigen, die von ihnen verurteilt worden sind. Sie wollen öffentliche Unterstützung. Und trotz der unschuldigen Opfer, die es schon gegeben hat, kriegen sie die auch.«
    »Aber so wird es nicht bleiben. Nein, Dallas, so wird es nicht bleiben. Ich kann einfach nicht glauben, dass die meisten Menschen so was wollen.« Sie deutete auf die tote Frau.
    »Na ja, immerhin wurden in unserem wunderbaren Land - wie lange? - über zweihundert Jahre lang Menschen von Gerichten zum Tod verurteilt und exekutiert«, rief Eve ihr in Erinnerung. »Und Lynchjustiz gibt es bereits, seit Kain seinen Bruder Abel erschlagen hat. Hinter der Fassade der Zivilisiertheit sind wir halt nach wie vor eine primitive und gewaltbereite Spezies.«
    Sie dachte an Roarke. Und seufzte leise. »Schicken Sie sie in die Pathologie und rufen Sie die Spurensicherung. Ich werde erst einmal mit diesem Hippel reden.«
    Sie schaltete ihren eigenen Rekorder ein und ging in das kleine, freundliche Arbeitszimmer neben dem Salon. Officer Baker stand neben einem jungen, muskulösen Schwarzen, der gesenkten Hauptes, mit zwischen den Knien

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