Toedliche Verfolgung
gehört hatte, oder ob sie von selbst auf die Idee gekommen war, aber sie flüchtete in Richtung des Ausgangs. Durch ihren früheren Sturz war sie allerdings so benommen, dass Gibson sie innerhalb weniger Augenblicke eingeholt hatte. Er griff in ihre Haare und brachte sie ruckartig zum Stehen. Verzweifelt versuchte Jack, sich von den Seilen zu befreien, aber da er direkt über einem tieferen Absatz hing, konnte er den Gurt nicht lösen. Währenddessen wurde Lissa von dem Verräter zurückgezerrt, in Richtung des hinteren Aufstiegs.
»Jack! Jack!« Lissas Stimme wurde immer leiser, während sie sich von ihm entfernte.
Als Jack zurückpendelte, konnte er erkennen, dass Hawk sich in der Kiva aufgesetzt hatte. Er wirkte benommen und desorientiert. Hoffentlich war er nicht schwer verletzt. Oben hatte er die Idee noch für gut gehalten, aber jetzt fragte Jack sich, ob es doch besser gewesen wäre, sich mit den Rangern auseinanderzusetzen und den langen Weg über die Leitern zu nehmen. Er sah, wie Gibson Lissa grob eine Terrasse heraufzog, dann hatten sich die Japaner zwischen ihn und die Kiva geschoben und redeten aufgeregt durcheinander.
»Hey, können Sie mich hier herunterholen?«
Irgendjemand schien Englisch zu verstehen, denn es dauerte nicht lange, bis er aus seiner misslichen Lage befreit wurde. Helfende Hände lösten die Riemen und stützten ihn, bis er den Boden berührte. Über die Köpfe der Touristen hinweg konnte er gerade noch sehen, wie Gibson mit Lissa hinter der Felswand verschwand, die die Leitern verbarg. Er musste sofort hinterher! Er machte einige Schritte, blieb aber abrupt stehen, als Hawk, von einem Mann gestützt, aus der Kiva kletterte. Ein Bluterguss zierte seine Wange, seine sandige Kleidung war zerrissen.
Als fühlte er Jacks Blick auf sich, hob der Agent den Kopf. »Toller Stunt, nur leider haben Sie den Falschen erwischt.«
»Das ist mir bewusst.«
»Das macht schon zwei Runden im Boxstudio.«
»Gerne. Wenn wir uns jetzt darauf konzentrieren könnten, den Verbrecher zu fangen … er klettert gerade mit Lissa hinauf zum Plateau.«
»Mist! Ich dachte, er wäre alleine geflüchtet.« Hawk humpelte ein paar Schritte auf ihn zu. »Nehmen Sie die Leitern, ich bin momentan nicht dazu in der Lage. Wir treffen uns oben.« Damit verschwand er in einer der Ruinen, während Jack zu den Leitern rannte.
Der Weg führte durch tiefe Felsspalten steil nach oben, er konnte immer nur die Leiter sehen, auf der er sich gerade befand. So schnell er konnte, erklomm Jack die Sprossen. Er konnte nicht zulassen, dass Gibson Lissa als Geisel mitnahm. Je höher Jack kletterte, desto größer wurde seine Anspannung. Anscheinend hatte der Verräter mehr Vorsprung gewonnen. Außer Atem kam er schließlich oben auf dem Plateau an. Hastig blickte er sich um, doch er konnte Lissa nirgends entdecken. Jack lief ein paar Schritte vor, dann blieb er wieder stehen.
»Er hat sie in Richtung Parkplatz gezerrt. Wenn Sie sich beeilen, erwischen Sie sie vielleicht noch.«
Jack wandte sich ruckartig zu dem Bauarbeiter um, von dem er das Sicherungsseil bekommen hatte. »Sie haben sie gesehen?«
»Rote Haare, Jeans und helles T-Shirt? Ja. Der Typ bei ihr sah aus, als hätte er auch schon bessere Tage erlebt.«
»Das sind sie. Danke!« Jack wollte schon loslaufen, als der Mann ihm Lissas Rucksack in die Arme schob. Mit einem scharfen Schmerz in der Brust blickte er darauf hinunter.
»Den hatten Sie an der Kante liegen gelassen.«
»Danke.« Er presste das Wort an dem Kloß vorbei, der in seiner Kehle steckte.
Jack lief los, den Rucksack fest in der Hand. Rücksichtslos drängte er sich an Touristen vorbei, während er gleichzeitig mit den Augen den Parkplatz absuchte. Irgendwo mussten sie hier sein, sie hatten nicht so viel Vorsprung, dass sie das Plateau bereits verlassen haben könnten. Wo blieb Hawk nur? Zu zweit wäre die Chance viel größer, den Verräter zu schnappen und Lissa zu befreien.
Als hätten seine Gedanken ihn heraufbeschworen, tauchte Hawk auf der anderen Seite des Parkplatzes auf. Er steuerte direkt auf ein Auto zu, das gerade aus einer Parklücke fuhr und sich dann in die Schlange einreihte, die sich an der Ausfahrt gebildet hatte. So schnell er konnte, rannte Jack auf das Auto zu. Die Sonne spiegelte sich in den Scheiben, sodass er nicht erkennen konnte, wer darin saß. Hawk rief dem Fahrer etwas zu, doch der gab Gas und der Wagen schoss davon, ohne Rücksicht auf die anderen Autofahrer oder die
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