Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Verfolgung

Toedliche Verfolgung

Titel: Toedliche Verfolgung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
nachdenken, dass er schon tot sein könnte. Solange sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, würde sie es nicht glauben.
    »Ich muss jetzt gehen.« Damit erhob Lissa sich, ließ Hawk einfach stehen und lief zum Abgrund. Sie wusste zwar nicht, wie sie hinunterkommen sollte, aber sie würde es tun. Hawk rief etwas hinter ihr her, doch sie kümmerte sich nicht darum. Nach einem tiefen Atemzug hockte Lissa sich hin und schwang ihr Bein über die Kante. Sie ignorierte die Schmerzen, die durch ihren Körper tobten, und zwang sich, nicht nach unten zu blicken, während sie langsam einen Weg den steilen Abhang hinunter suchte. Mit ihren frisch verbundenen Händen klammerte sie sich an allem fest, was ihr halbwegs sicher erschien: Felsen, verkrüppelte Büsche und Wurzeln, Pflanzen und Gräser. Mehr als einmal verlor sie beinahe das Gleichgewicht, doch sie konnte sich im letzten Moment irgendwo festklammern.
    Da sie nicht nach unten geblickt hatte, bemerkte sie gar nicht, dass sie bereits am Ziel angekommen war. Erst als ihr Fuß gegen etwas Weiches stieß, blickte sie hinter sich. Für einen langen Moment blieb ihr Herz stehen, als sie Jack dort liegen sah. Es sah fast so aus, als würde er schlafen. Vorsichtig trat Lissa um ihn herum und hockte sich neben ihn.
    Sein Arm war aufgeschürft und blutig, ebenso wie sein Bein. Auch seine Wange zierten einige Kratzer, aber sonst schien sein Kopf unverletzt zu sein. Lissa streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, zog sie dann aber wieder zurück. Jack lag so still da, sein Gesicht abgewandt, die Haut bleich, dass sie sich davor fürchtete, ihn anzufassen.
    Aber sie musste etwas tun. Zögernd beugte sie sich über ihn. »Jack?« Ihre Frage war nur ein heiseres Krächzen. Lissa räusperte sich und versuchte es noch einmal. »Jack. Antworte mir bitte, wenn du mich hören kannst.« Keine Reaktion. Mühsam drängte Lissa ihre Verzweiflung zurück. Mit den Fingern strich sie leicht über seine Haut. Sie war feucht und warm. Lissa wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber es beruhigte sie etwas, dass Jack noch nicht kalt und steif war. Obwohl er das nach der kurzen Zeit auch nicht wäre, selbst wenn … Lissa schluckte schwer. Ihre Hand zitterte unkontrollierbar, als sie ihre Finger vor Jacks Nase und Mund hielt. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    »Wie geht es ihm?«
    Hawks Ruf vom Rand der Klippe erschreckte sie fast zu Tode. Sie hatte ganz vergessen, dass sie nicht mit Jack alleine war. Ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle, als sie einen Hauch an ihrer Handfläche spürte. »Er atmet!«
    Lissa meinte fast, Hawks erleichterten Seufzer bis nach unten zu hören. »Gut. Ist er schwer verletzt?«
    »Das kann ich nicht sagen, eine Seite ist zumindest stark aufgeschürft. Mehr kann ich nicht erkennen.«
    »In Ordnung, ich komme runter.«
    »Beeilen Sie sich!« Lissa beobachtete, wie Hawk vorsichtig über die Kante kletterte und sich dann einen Weg nach unten suchte. Hatte sie wirklich vorhin das Gleiche getan? Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie sie nach unten gekommen war, zu sehr war sie von ihrer Sorge um Jack gefangen gewesen. Immerhin war Hawk so schlau gewesen und hatte sich ein Seil um die Hüfte geschlungen, das ihn sicherte.
    »Musst du so schreien? Du weckst ja Tote auf.«
    Ruckartig blickte Lissa zu Jack. Hatte sie sich nur eingebildet, dass … Nein, seine Augen waren wirklich offen. »Du … du …«
    »Ja?« Jack versuchte, sich aufzusetzen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Mit einem Stöhnen sank er zurück. »Verdammt, mir tut alles weh.«
    Eilig legte Lissa ihre Hände auf seine Schultern. »Beweg dich nicht, vielleicht hast du eine Rückenverletzung oder so etwas.«
    »Woher?«
    »Weißt du das nicht mehr? Du bist mit der Harley …«
    Jack verzog schmerzhaft das Gesicht. »Ja, stimmt, es fällt mir wieder ein.« Er betrachtete sie ernst. »Lissa …«
    »Ja?«
    »Ich fürchte, ich habe dein Motorrad zu Schrott gefahren.«
    Lissa sah ihn fassungslos an, dann fing sie an zu lachen. Tränen strömten aus ihren Augen, während sie das erste Mal seit scheinbar unendlich langer Zeit wieder lachte. Ihre Seiten begannen zu schmerzen, genauso wie ihr Kiefer, aber sie konnte nicht aufhören. Erst als Jack wiederholt ›Lissa‹ rief und Anstalten machte, sich aufzusetzen, gelang es ihr, den Lachreiz zu unterdrücken. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus den Augen. »Du Idiot. Ich mache mir Sorgen um dich, nicht um meine Maschine. Die

Weitere Kostenlose Bücher