Toedliche Verfolgung
Lächeln. »Obwohl du damit natürlich recht hattest.«
»Ja, aber es hat uns nicht wirklich weitergebracht. Und jetzt sind wir auch noch das Motorrad los, jedenfalls bis wir den ganzen Mist aufgeklärt haben.«
»Solange ich meine Maschine bald wiederbekomme, werde ich versuchen, es als kleines Abenteuer anzusehen.«
Jack verzog den Mund. »Und in der Zwischenzeit verschwindet mein Truck in den Weiten des Südwestens.«
Tröstend legte Lissa ihre Hand auf seinen Arm. Egal, was sie auch sagen mochte, es würde ihm nicht helfen, seinen Lastwagen wiederzubekommen. Warum mussten auch diese blöden Polizisten genau dann auftauchen, wenn sie nach zwei Tagen endlich fast am Ziel waren? Vielleicht hatte ja das Schicksal eingegriffen, damit sie noch etwas mehr Zeit mit Jack verbringen konnte. Obwohl sie den Gedanken gleich als lächerlich abtat, klopfte ihr Herz plötzlich schneller. Zuerst der Traum, dann das Treffen mit Jack in der Einöde und jetzt dies. Natürlich konnte alles nur Zufall sein, aber wenn nicht …
»Hm.«
Verwirrt blickte sie Jack an. »Wie bitte?«
»Das fühlt sich gut an.«
»Was?«
Jack deutete mit seinem Kopf nach unten. Ihre Hand lag immer noch auf seinem Arm, mit den Fingern streichelte sie seine warme Haut. Lissa errötete, zog die Hand aber nicht fort.
»Ich habe es gar nicht bemerkt.«
Jacks Mundwinkel hob sich. »Das weiß ich.«
»Soll ich aufhören?«
»Meinetwegen kannst du gerne ewig so weitermachen.«
Jack schloss mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen die Augen und lehnte den Kopf gegen das Polster zurück. Fasziniert betrachtete Lissa ihn. Es war das erste Mal, dass sie ihn ein wenig entspannter sah. Sie hatte große Lust, sich einfach an ihn zu schmiegen und … Nein, lieber nicht darüber nachdenken, zumindest nicht, während der Polizist sie im Rückspiegel beobachtete. Um seinem Blick zu entgehen, schaute sie aus dem Fenster auf die vorbeirasende Landschaft. Durch die sengende Sommersonne verdorrte Grasflächen wechselten sich mit Espen- und Fichtenwäldern ab, die von den umliegenden Gebirgsketten überthront wurden. Manche waren so hoch, dass selbst im Sommer noch Schnee auf ihren Gipfeln lag. Nach der kargen Wüste im Süden war diese Gegend eine wohltuende Abwechslung.
Es machte ihr nichts aus, ein paar Tage ihres Urlaubs zu opfern, um Jack zu helfen, aber es war Zeitverschwendung, in einem Polizeiwagen durch die Gegend zu fahren. Sie vermisste bereits jetzt den Wind, der ihr auf der Harley entgegenblies, das Dröhnen der Maschine unter ihr und die Sonne, die warm auf sie herabschien. Am meisten aber fehlte ihr die Freiheit, zu tun, was sie wollte, wann immer und mit wem sie es wollte.
Lissa riss die Augen auf, als neben ihr ein Schatten vorbeiflog. Ihr Magen krampfte sich zusammen als sie den jungen Polizisten erkannte, der auf ihrer Harley neben dem Polizeiwagen herfuhr. Es sah aus, als hätte er viel Spaß dabei. Der Ärger trieb Röte in ihr Gesicht. Seit sie das Motorrad vor zwei Jahren gekauft hatte, war niemand außer ihr selbst darauf gefahren. Wenn schon jemand anders es benutzte, dann wollte sie wenigstens selbst entscheiden können, wer. Erneut heulte der Motor auf, und die Harley schoss am Polizeiwagen vorbei.
»Wehe, der macht meine Maschine kaputt!«
Der Polizist grinste sie im Rückspiegel an. »Vielleicht sollte ich anhalten, dann können wir tauschen.«
Lissa kniff die Lippen zusammen, um nicht damit herauszuplatzen, was sie von ihm hielt. Stattdessen betrachtete sie wieder die Landschaft. Kurze Zeit später bogen sie auf eine kleinere Straße ab, die sie tiefer in die Bergwelt hineinführte. Sie konnte Jacks Frustration nachvollziehen: anstatt in diesem Moment bereits den Truck gestellt zu haben, fuhren sie nun sogar in die entgegengesetzte Richtung.
»Genug geträumt! Wir sind da.«
Die Stimme des Polizisten riss sie aus ihren Gedanken. Irritiert blickte sie ihn an. »Wo sind wir?«
»In Trinidad.«
»Trinidad?«
»Der Ort, nicht die Insel.«
Lissa verzog den Mund. »Da bin ich aber beruhigt.«
Jack hatte den Wortwechsel insgeheim amüsiert verfolgt. Lissa war wirklich nicht lange ruhig zu halten. Wären nicht die kurzen Momente gewesen, als sie ihn so sanft berührt hatte, hätte er nicht geglaubt, dass sie überhaupt dazu fähig wäre. Feurige Leidenschaft, ja. Aber ruhiges, bedächtiges Streicheln? Er hatte es wirklich genossen, auch wenn er mit Handschellen in einem Polizeiauto saß. Bemüht, seine erneut aufsteigende Irritation
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