Toedliche Verfolgung
sicherlich der Gesundheit nicht zuträglich, wenn sie darauf hinwies, dass der Seitenstreifen normalerweise rechts war. Sie konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen, dass ihr Gegenüber nicht wie ein Mörder aussah, sondern eher wie ein seriöser Geschäftsmann. Wenn sie ihm irgendwo in einer Stadt begegnet wäre, hätte sie sicher nie vermutet, was er wirklich für ein Mensch war.
»Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?« Jacks Stimme dicht hinter ihr ließ sie zusammenzucken.
Die Männer blickten sich an, dann Jack, dann den Truck. Anscheinend wussten sie nicht, was sie machen sollten. Einerseits wollten sie niemanden in der Nähe haben, andererseits konnten sie Hilfe gut gebrauchen. Die beiden sahen jedenfalls nicht so aus, als wüssten sie, wie man an einem Lastwagen einen Reifen wechselte.
Der Jeepfahrer antwortete schließlich. »Nein, das ist nicht nötig. Danke.«
Jack zuckte mit den Schultern und stellte die Füße wieder auf die Fußrasten. »Wie Sie wollen. Komm, wir fahren weiter.«
Lissa blickte ihn einen Moment erstaunt an, fing sich aber, als er ihr mit einem Finger in den Rücken piekte. »Okay.« Sie beugte sich verschwörerisch zu den Männern hinüber. »Mein Freund ist Automechaniker, der hätte den Reifen in Sekunden ausgewechselt. Aber ich bin sicher, Sie schaffen das genauso schnell. Viel Glück!«
Sie hob grüßend die Hand, gab Gas und ließ den Motor aufheulen. Bevor sie nur einen halben Meter weit rollen konnte, wurde sie schon zurückgerufen. Lissa unterdrückte ein befriedigtes Lächeln und wandte sich um. »Ja?«
»Ist er wirklich so gut?«
»Natürlich, warum sollte ich lügen? Aber Sie können ihn gerne auch selbst fragen.«
Sie konnte fast hören wie Jack mit den Zähnen knirschte. »Danke.«
»Bitte.«
Der Anführer der beiden Verbrecher schien einen Entschluss gefasst zu haben. »Würden Sie uns helfen?«
Jack setzte eine missmutige Miene auf, stieg langsam vom Motorrad ab und reichte Lissa den Rucksack und die Schutzbrille. »Okay. Haben Sie einen Ersatzreifen?«
Die Männer blickten sich wieder ratlos an. »Äh, vermutlich.«
Jack stieß einen langen Seufzer aus, während er zum Anhänger schlurfte. »Ich sehe schon, ich werde mir alles selbst zusammensuchen müssen.« Er entfernte sich in Richtung des defekten Reifens. »Immer diese Fahrer, die keine Ahnung von ihrem Truck haben. Irgendwann werden sie nicht mal mehr das Lenkrad finden.« Seine Stimme wurde immer leiser, war aber trotzdem noch zu verstehen.
»Hören Sie nicht auf ihn, er hat heute einen schlechten Tag.« Sie beugte sich vertraulich vor. »Wissen Sie, es stört ihn, wenn ich fahre.« Lissa richtete sich auf und reckte sich ausgiebig. »Aber wir haben geknobelt und ich habe gewonnen.«
Die Verbrecher wussten nicht, was sie von ihr halten sollten, und genau das hatte sie beabsichtigt. Es war besser, wenn ihre Aufmerksamkeit auf Lissa ruhte und Jack tun konnte, was immer er vorhatte. Das Dröhnen des Motors würde zusätzlich jedes verräterische Geräusch überdecken. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er unter dem Truck herumkroch. Was machte er da nur schon wieder?
»Machen Sie hier Urlaub?«
Abrupt richtete Lissa ihren Blick wieder auf den Mann. »Ja. Vorhin waren wir am Black Canyon, die Schlucht ist wirklich so was von gewaltig, man kann sich gar nicht vorstellen, welche Kraft der Fluss haben muss, um so viel Gestein abzutragen. Waren Sie schon einmal dort?«
»Nein.«
»Oh, das müssen sie aber unbedingt noch nachholen, die Gegend ist wirklich einzigartig. Sind Sie geschäftlich hier?« Lissa merkte, wie die Männer erstarrten und biss sich auf die Zunge. Es war überhaupt nicht klug, die Verbrecher zu fragen, was sie hier taten. »Im Grunde bin ich auch zum Teil geschäftlich unterwegs.« Sie beugte sich vor. »Wissen Sie, ich arbeite als Stripperin und bin gerade auf der Suche nach einem neuen Club. Dort, wo ich jetzt arbeite, wird meine Kunst einfach nicht genug gewürdigt. Sie kennen nicht zufällig einen guten Laden?«
Diesmal hatte sie wirklich erreicht, was sie wollte: die Aufmerksamkeit der beiden Männer lag nun ganz auf ihr. Eine bessere Gelegenheit würde Jack nicht bekommen. Lissa verbarg ihr Unbehagen darüber, von diesen Mördern angestarrt zu werden, und lächelte sie flirtend an.
Jack richtete sich auf und beobachtete, wie Lissa den Verbrechern schöne Augen machte. Sie war wirklich gut. Wenn sie in Wirklichkeit keine Stripperin war, dann sicher
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