Toedliche Verfolgung
stillgelegten Gold- und Silberminen setzte sich die Verfolgungsjagd fort. Flüchtig wunderte sich Lissa, warum die Männer nicht einfach einen Reifen des Lastwagens zerschossen, aber vermutlich hatten sie erkannt, dass das unter Umständen zum Verlust des Trucks führen würde. Die Strecke wurde immer kurvenreicher, bald verlor sie die Wagen aus den Augen, als sie abbremste, um nicht von den Verbrechern gesehen zu werden.
Fluchend trieb Cladock seinen Kollegen Smith dazu an, näher an den Truck heranzufahren. Als die Stoßstange des Jeeps nur wenige Zentimeter vom Truck entfernt war, öffnete er die Tür und stieg aus. Der Fahrtwind drückte ihn gegen das Metall und zerrte an seiner Kleidung. Mehr als einmal rutschte er mit seinen glatten Ledersohlen auf dem Trittbrett ab und stürzte fast in die Tiefe. Stück für Stück arbeitete er sich vor, bis er auf der Haube hing. Jetzt kam der gefährlichste Teil: Er müsste über die Haube klettern, ohne richtigen Halt und auf die Gefahr hin, dass der Lastwagen jederzeit scharf abbremsen und ihn damit einklemmen könnte. Wie in einem seltsamen Tanz schossen Truck und Jeep über die Fahrbahn, beschleunigten und bremsten wieder ab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand die Kontrolle verlieren und zu Schaden kommen würde.
Cladock lag quer über der Haube des Jeeps und versuchte, mit den Händen die hintere Ladeklappe des Lastwagens zu erreichen. Seinen Fuß hatte er in den Griff gehakt, der seitlich am Jeep angebracht war. Mit einem knirschenden Geräusch stieß der Geländewagen gegen den Truck. Cladock beugte sich vor und sprang ab. Mit einer Hand umkrallte er den Griff am Ende des Lastwagens, der Rest seines Körpers taumelte mit jeder Bewegung des Trucks von einer Seite zur anderen. Der Jeep verlangsamte ein wenig und fuhr nun in einigen Metern Abstand hinterher. Smith versuchte, so den Bremsattacken des Diebs entgehen. Mit einer verzweifelten Anstrengung gelang es Cladock schließlich, sich mit beiden Händen an der Ladeklappe festzuhalten. Seine Beine hingen unter dem Anhänger, nur wenige Zentimeter tiefer, und seine Füße würden über den Asphalt schleifen.
Unbeirrt setzte José seine Fahrt fort. Entweder wusste er nicht, dass Cladock am Lastwagen hing oder hoffte einfach, dass er schon irgendwann herunterfallen würde. Aber den Gefallen würde er dem Dieb nicht tun. Die Muskeln angespannt, zog Cladock sich quälend langsam hoch, bis er sich auf das Gestänge stützen und einen Moment ausruhen konnte. Ärgerlich winkte er Smith zu, der ihn drängte, sofort den Angriff zu starten. Langsam, Zentimeter für Zentimeter richtete Cladock sich auf und zog sich an den hervorstehenden Schließhaken des Anhängers nach oben. Der einzige Weg, ungesehen bis zur Fahrerkabine zu kommen, führte über das glatte Dach – wenn er hier genug Halt fand. Mit weit ausgestreckten Armen und Beinen schob Cladock sich bäuchlings vorwärts. Die Fahrweise des Diebs machte seine Aufgabe nicht gerade angenehmer.
Endlich war er so weit vorgedrungen, dass er zwischen Zugmaschine und Anhänger herunterklettern und damit dem beißenden Wind entgehen konnte. Für diese Aktion wollte er von Fellini mehr Geld sehen, es war nie die Rede davon gewesen, dass er auf fahrenden Trucks herumklettern sollte! Wütend zog er seine Pistole aus dem Holster, das er unter der Lederjacke trug, und entsicherte sie. Noch einmal atmete er tief durch, bevor er einen Fuß auf das Trittbett stellte und in einer schnellen Bewegung die Tür zur Fahrerseite aufriss. Der Mexikaner war eindeutig überrascht, ihn auftauchen zu sehen. Cladock hielt sich an der Tür fest und zog José die Pistole über den Kopf. Halb betäubt sackte er für einen Moment nach vorne, bevor er anfing, sich zu wehren.
Der Truck schlingerte, während sie miteinander kämpften. Hupend versuchte Smith, sich neben den Lastwagen zu setzen, aber die enge Straße und der schleudernde Anhänger ließen das nicht zu. Cladock griff ins Lenkrad und versuchte, den Truck auf der Straße zu halten. Fellini würde sie umbringen, wenn er von der Straße abkommen und in den Graben stürzen würde. Mit neuer Energie packte er José am Hemd und zerrte ihn in Richtung Tür. Der Kerl wehrte sich immer noch! Cladock lehnte sich vor und schlug ihm mit Wucht seine Faust ins Gesicht. Einmal, zweimal, dann sackte der Mexikaner vornüber. Diesmal gab es keine Gegenwehr, als er ihn zur Tür zog und hinausstieß.
»Fahr etwas schneller, sonst verlieren wir
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