Toedliche Verfolgung
zu beruhigen. »Es ist in Ordnung, wir leben noch alle, und die Mörder sind überwältigt, jetzt kann uns nichts mehr passieren.«
Sie sah, wie Jack skeptisch eine Augenbraue in die Höhe zog. Natürlich war ihr klar, dass durchaus noch weitaus üblere Typen auftauchen könnten. Aber das musste Erin ja nicht wissen. Irgendwie musste es ihr gelingen, sie dazu zu überreden, wegzufahren. Henry fuhr mit der Zunge über ihre Hand. Genau, das war es!
»Würdest du mir einen Gefallen tun, Erin?«
»Natürlich. Welchen?«
»Bring Henry zu einem Tierarzt.«
»Aber …«
Gladstone, der immer noch ein Tuch an seine Stirn gepresst hielt, schaltete sich ein. »Das ist eine gute Idee. Und vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn du dich von einem Arzt untersuchen lässt. Du hast eine ziemlich große Beule am Kopf.«
Erin funkelte ihn wütend an. »Du hast mir gar nichts …« Sie brach ab, als ihr Kopf zu hämmern begann. Eine Hand gegen ihre Schläfe gepresst, begnügte sie sich damit, ihm den Rücken zuzudrehen. Natürlich freute es sie, dass er sich Sorgen um sie machte. Sie war auch besorgt um ihn gewesen, als sie hilflos zusehen musste, wie er den Mann mit der Pistole niederrang. Erst nachdem der Angreifer bewusstlos am Boden lag, hatte sie wieder aufgeatmet. Ihr erster Impuls war gewesen, Ross die Arme um den Hals zu schlingen und ihn an sich zu drücken, als er sich neben sie gekniet und sie vorsichtig untersucht hatte. Der zweite – ihm den Hals umzudrehen. Sie hatte nichts von beidem getan. Aber auch nur, weil sie sich zu schwach fühlte, überhaupt eine Hand zu heben. Es ärgerte sie, dass Ross und Lissa die Männer besiegt hatten und immer noch in der Lage waren, normal zu funktionieren, während sie wie ein schwaches Frauchen in der Ecke lag.
Erin schüttelte seine stützende Hand ab und richtete sich auf. »In Ordnung. Allerdings glaube ich nicht, dass ich ihn alleine zum Auto bekomme.«
Ross und Lissa trugen den mit einem Handtuch bedeckten Henry nach draußen, während Jack die beiden Angreifer fesselte und sie bewachte. Erin ignorierte den pochenden Kopfschmerz und beeilte sich, die hintere Tür des Wagens zu öffnen. Vorsichtig hob Ross den Hund hinein und richtete sich dann stöhnend wieder auf. Alarmiert blickte Erin ihn an. War er schwerer verletzt, als es den Anschein hatte? Doch sein Gesichtsausdruck war neutral, und sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als ihm zu erkennen zu geben, dass sie sich um ihn sorgte. Auch wenn sie es tat.
Wenn ihm etwas passieren würde, dann wäre das ihre Schuld. Sie hatte ihn überhaupt erst in diese ganze Angelegenheit verwickelt. Und obwohl er sie damals so verletzt hatte, wollte sie ihn nicht ebenfalls verletzt sehen. Erin ging zur Fahrerseite und ließ sich vorsichtig in den Sitz gleiten. Jede Erschütterung sandte einen heißen Schmerz durch ihren Kopf. Wahrscheinlich wäre es wirklich nicht verkehrt, einen Arzt aufzusuchen. Wenn sie wieder zu Hause war, jetzt hatte sie keine Zeit dafür. Gerade als sie die Tür zuziehen wollte, trat Ross dazwischen.
Er ging in die Hocke, damit sein Gesicht auf ihrer Höhe war. Sein Blick tauchte tief in ihren. »Fühlst du dich wirklich gut genug dafür? Ich könnte mitfahren.«
»Du wirst hier gebraucht, ich schaffe das schon.« Als er sie immer noch skeptisch ansah, wurde ihre Stimme weicher. »Geh jetzt, sonst blutet Henry dir den ganzen Rücksitz voll.«
Ross beugte sich vor, bis seine Nase fast ihre berührte. »Mir ist mein Polster im Moment völlig egal. Du bist es, um die ich mir Sorgen mache. Ruf mich an, wenn es dir schlechter gehen sollte, okay?« Seine Lippen legten sich sanft auf ihre und stoppten so wirkungsvoll ihren Einwand. Einen kurzen Moment lang berührte er sie, dann zog er sich zurück. »Bitte.«
Mit großen Augen blickte Erin ihn sprachlos an. Erst als Lissa die hintere Tür zuschlug, erwachte sie aus ihrer Trance. »O…« Sie räusperte sich. »Okay.«
»Danke. Fahr vorsichtig.« Er trat zurück und schloss die Fahrertür.
Lissa gesellte sich zu ihm. »Ja, und pass gut auf Henry auf.«
»Natürlich, schließlich liebe ich diesen haarigen Kerl.«
Überrascht lachte Lissa auf. »Lass ihn das nicht hören, sonst wickelt er dich noch völlig ein.«
»Das hat er schon. Bis später.«
Warum meldeten Cladock und Smith sich nicht? Sie hätten ihre Aufgabe längst erledigt haben sollen! Es konnte doch wohl nicht so schwer sein, einen Trucker und eine Motorradbraut dazu zu bringen, die
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