Toedliche Verfolgung
spürte, dass Smith etwas sagen wollte, deshalb hieb er ihm den Ellbogen in die Seite. So weit das mit den Fesseln ging. Sein Kumpan zuckte zusammen und schloss hörbar den Mund. Gut, er hatte keine Lust, wegen dieses Plappermauls bei Fellini in Ungnade zu fallen. Tease hob fragend eine seiner Augenbrauen, dann seufzte er bedauernd.
»Ganz wie Sie wollen.« Er erhob sich und schob den Stecker des Föns in die Steckdose. »Denken Sie daran, sobald Sie reden wollen, sagen Sie einfach Bescheid.«
Lissa blickte zur Badezimmertür, als das Licht erneut flackerte. Was tat Jack bloß da drin? Rauschen drang aus dem Bad und machte sie fast noch nervöser. Seit einer halben Stunde lief sie schon im Zimmer auf und ab, viel länger würde das weder der Teppich noch Gladstone aushalten, der ruhig auf einem Stuhl saß und in seinen Unterlagen blätterte.
Als sie einen Schritt auf die Tür zu machte, sah er auf. »Stören Sie ihn nicht.«
»Ich kann nicht länger hier sitzen und so tun, als wüsste ich nicht, was in diesem Zimmer vor sich geht.«
Gladstone berührte das Pflaster auf seiner Stirn und verzog den Mund. »Wenn er gut ist, wird er gleich fertig sein. Außerdem verdienen die beiden Kerle, was sie bekommen. Erin wurde verletzt, Ihr Hund fast getötet. Und Sie selbst haben auch Schmerzen.«
»Ja, aber …«
»Es geht hier darum, lebenswichtige Informationen zu bekommen. Nicht nur für uns, sondern auch für diejenigen, die zu Schaden kämen, wenn die Datenspeicher in die falschen Hände geraten würden.«
Lissa ließ sich auf die Bettkante sinken und seufzte tief auf. »Ich weiß. Trotzdem gefällt es mir nicht.«
»Mir auch nicht, und Tease geht es sicher genauso. Es ist einfach eine Notwendigkeit.«
»Ich bin nur froh, dass ich Erin weggeschickt habe.«
Gladstone lächelte sie an. »Ich auch.«
»Warum haben Sie …?«
Weiter kam Lissa nicht, denn Jack trat aus dem Bad. Er trocknete die Hände an einem Handtuch ab und wirkte auf den ersten Blick, als hätte er sich lediglich etwas frisch gemacht. Lissa sprang auf und lief ihm entgegen. Erst aus der Nähe sah sie, dass sich die Falten um seine Augen vertieft hatten, seine Lippen waren fest zusammengepresst. Sein Blick verriet, dass er die vergangene halbe Stunde nicht genossen hatte. Vorher hatte Lissa nicht gewusst, wie sie auf die Tatsache reagieren würde, dass er im Bad zwei Männer folterte, doch jetzt verspürte sie nur noch einen Wunsch: ihn zu umarmen. Genau das tat sie nun und spürte, wie Jack überrascht zusammenzuckte. Nach kurzem Zögern schlang er seine Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut, das harte Klopfen seines Herzens an ihrer Brust.
Ein merkwürdiges Gefühl der Wärme und Zufriedenheit breitete sich in Lissa aus. Dann erstarrte sie, die Luft entwich ihren Lungen. Oh nein, es war gefährlich, sich in jemanden wie Jack zu verlieben, geradezu selbstzerstörerisch. Aber es schien so, als wäre es bereits zu spät.
Jack schloss die Augen und genoss für einen kurzen Moment das Gefühl, Lissa in seinen Armen zu halten. Er hatte Angst gehabt, dass sie ihn zurückweisen würde, nachdem sie erfahren hatte, wozu er fähig war. Widerwillig trat er schließlich einen Schritt zurück und begegnete Gladstones aufmerksamen Blick.
»Was haben sie gesagt?« Anscheinend kam dem Detektiv überhaupt nicht der Gedanke, dass Jack versagt haben könnte.
»Sie wurden von Mario Fellini angeheuert. Sie sollten dem von der Spedition engagierten Dieb den Truck abnehmen. Egal wie. Danach sollten sie ihn nach Nogales bringen, wo ihn jemand in Empfang nehmen wollte. Wahrscheinlich die gleichen Typen, denen ich die Ladung anliefern sollte. Fellini war etwas ungehalten über die geheimen Pläne von Bell und Hoppes. Jedenfalls hat er sie durch unsere beiden Freunde beseitigen lassen, bevor sie nach Colorado kamen.«
Blass und zittrig ließ Lissa sich wieder auf das Bett sinken. »Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich wohl nicht den Mut gehabt, ohne Waffen gegen sie zu kämpfen.«
»Natürlich hättest du das. Du hattest gar keine andere Wahl.«
»Stimmt.«
Jacks Mundwinkel hob sich. Das klang schon eher nach seiner Lissa. Er blickte Gladstone an. »Wir haben ein Problem.«
»Noch eins?«
»Ein ziemlich schwerwiegendes. Fellini weiß offenbar, wo wir sind. Er war es, der den beiden Verbrechern gesagt hat, wo sie uns finden würden. Samt Straße und Zimmernummer. Das heißt, dass entweder
Weitere Kostenlose Bücher