Toedliche Verfolgung
es war unmöglich – die Mörder standen zwischen ihnen. Erin lag immer noch halb betäubt hinter der Tür. Wo war Gladstone? Warum schoss er nicht? Lissa wandte sich zu ihm um und sah, dass er hinter dem Bett in Deckung gegangen war. Er hatte die Pistole noch in der Hand, machte aber keine Anstalten, damit zu schießen.
Als er Lissas Blick auffing, gab er ihr Zeichen, dass er in dem kleinen Zimmer keine freie Schussbahn hatte. Sollte er jetzt schießen, lief er Gefahr, dass Erin, Henry oder sie selbst getroffen wurden. Außerdem hatte seine Pistole keinen Schalldämpfer. Wenn er schoss, würde er damit andere Leute anlocken und in Gefahr bringen. Daher würde er wohl nur im äußersten Notfall schießen. Also würden sie die Männer anders bekämpfen müssen. Noch hatten sie Lissa nicht gesehen, weil sie durch den Tisch verdeckt wurde. Aber wenn sie noch weiter in das Zimmer hereinkamen, wäre sie ihnen ausgeliefert.
Während der eine Mann leise die Tür hinter sich schloss, die Pistole weiterhin auf Gladstone gerichtet, trat der andere zu Henry, der wimmernd auf dem Boden lag. Vorsichtig hielt er sich immer außer Reichweite des gewaltigen Gebisses. Als er erkannte, dass von dem Hund keine Gefahr mehr drohte, lachte er erleichtert auf.
»Alles klar, der tut niemandem mehr etwas.«
Tränen traten in Lissas Augen. Sie mussten die Männer so schnell wie möglich loswerden, damit sie Henry zu einem Tierarzt bringen konnte. Und um Jack zu suchen. Hoffentlich ging es ihm gut. Erin gab ein Stöhnen von sich und versuchte, sich aufzusetzen. Der Mann an der Tür trat zu ihr. Ohne noch länger zu überlegen, sprang Lissa auf und versetzte ihm einen Stoß, der ihn gegen die Wand taumeln ließ. Bevor er sich erholen konnte, trat sie zu. Ihr jahrelanges Kickbox-Training zahlte sich endlich aus. Ihr Fuß prallte hart gegen den Arm des Verbrechers, die Waffe polterte zu Boden. Hinter sich hörte Lissa ein ersticktes Keuchen. Sie nahm an, dass Gladstone mit dem anderen Mörder kämpfte, doch sie hatte keine Zeit, sich umzuschauen. Ihr Opfer hatte sich von seiner Überraschung erholt und stand ihr nun mit rotem Gesicht und Mordlust in den Augen gegenüber.
Wütend fletschte er die Zähne und enthüllte dabei einen Goldzahn. »Du kleines Biest. Ich hätte dich schon gestern auf dem Motorrad abknallen sollen!«
Unwillkürlich wich Lissa einen Schritt zurück. Der Tonfall des professionellen Killers hatte sie kurzzeitig verunsichert. Doch sie würde nicht aufgeben und den Mörder gewinnen lassen. Regungslos belauerten sie einander, suchten die Schwachstellen beim anderen. Schließlich verlor der Mann die Geduld und griff an. Lissa schaffte es nicht, rechtzeitig auszuweichen, und wurde von ihm zu Boden gerissen. Im Fallen schlug sie mit dem Ellbogen gegen die Tischkante, bevor sie hart auf ihrer Hüfte landete. Einen Moment lang war sie wie betäubt, dann machte sich der Schmerz bemerkbar. Tränen traten in ihre Augen, der Atem schien in ihrer Brust gefangen zu sein.
Verwirrt bemerkte Lissa, wie der Verbrecher von ihr abließ und über den Boden kroch.
Die Pistole!
Der Adrenalinstoß gab ihr die Kraft, sich herumzurollen und den Mann am Bein zu packen. Grunzend versuchte er, sie mit Tritten abzuwehren, aber Lissa ließ sich nicht abschütteln. Wenn er an die Waffe kommen würde, wäre alles verloren. Sie warf sich über ihn und drückte ihn mit ihrem Körpergewicht zu Boden. Den Arm um seinen Hals gelegt versuchte sie, ihm die Luft abzuschnüren, doch er war zu stark für sie.
Der Mann rollte sich herum, sodass sie nun unter ihm lag, und hieb ihr seinen Ellbogen in die Rippen. Lissa blieb die Luft weg. Punkte flimmerten vor ihren Augen, Dunkelheit drohte sie zu verschlingen. Mit letzter Kraft kämpfte sie dagegen an. Der Mann hatte sich inzwischen aufgerichtet und beugte sich über sie. Sein Mund war zu einem siegesgewissen Grinsen verzogen. Es verwandelte sich zu einer erstaunten Grimasse, als Lissa ihm die Beine unter dem Leib wegtrat und er wie ein Stein zu Boden stürzte. Lissa schaffte es gerade noch, sich zur Seite zu rollen, bevor er auf sie fiel. So schnell sie konnte, robbte sie sich vorwärts, bis ihre Fingerspitzen die Pistole berührten, die unter den Tisch gerutscht war. Gerade als sie dachte, sie hätte es geschafft, spürte sie einen heftigen Schlag im Rücken. Mit einem Ruck wurde ihr Kopf an den Haaren zurückgerissen, ein Schmerzenslaut entfuhr ihr. Blind trat sie hinter sich und traf das Bein ihres
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