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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wollen, etwas, auf das du Zugriff hast, ohne Spuren zu hinterlassen.« Er sah sich im Raum um. Aber man konnte hier unten nichts verstecken. Wo immer die Marionettenspielerin die Aufzeichnungen ihrer Machtspiele aufbewahrte, hier waren sie jedenfalls nicht.
    Resolut ging Tony auf die Treppe zu. Er hatte keine Angst, gestört zu werden. Carols Leute arbeiteten alle gleich lang und praktisch rund um die Uhr. Jan würde erst in einigen Stunden zurückkommen. Jede Menge Zeit, um sich gründlich umzusehen.

    Die drei Polizisten polterten die matt beleuchtete Treppe des Hauses Terrace Grove 7 hinauf und beachteten den Studenten nicht, der sie hereingelassen hatte, dem dann vor Erstaunen der Mund offen stehen blieb und der ihnen jetzt nachrief: »He, was zum Geier …«
    Sie rempelten sich auf dem Treppenabsatz vor der Wohnung Nummer 4 gegenseitig an. Carol schlug mit der Seite der Faust an die Tür. »Polizei, machen Sie auf«, rief sie und ließ all ihren Ärger und die Angst und Frustration der letzten paar Tage heraus.
    Keine Antwort. Kevin drängte sich zur Tür vor und hämmerte so heftig dagegen, dass die Türfüllung einen Riss bekam. »Mach auf, Carl. Die Party ist vorbei.«
    »Treten Sie die Tür ein«, sagte Carol.
    Kevin nahm Anlauf und warf sich gegen die Tür. Sie bebte, war aber noch intakt. Als er zu einem weiteren Versuch ansetzte, mischte sich Stacey ein. »Lass mich mal«, sagte sie.
    Kevin wäre fast in Lachen ausgebrochen. »Was?«
    Aber Stacey hatte sich schon aufgestellt. Sie stand seitlich zur Tür und atmete tief ein. Sie schien sich fast zusammenzurollen, dann kam ein plötzlicher Ausbruch schnell fließender Bewegungen, die man nicht unterscheiden konnte, ein Bein schoss heraus und trat direkt neben dem Schloss gegen die Tür. Man hörte das Holz splittern, und die schief in den Angeln hängende Tür sprang auf.
    »Donnerwetter«, sagte Kevin.
    Carol warf Stacey einen verblüfften Blick zu. »Sie überraschen einen immer wieder«, sagte sie und stieß die Tür vollends auf. Aber was sie da erwartete, ließ Erstaunen und Leichtigkeit dahinschwinden. Carl Mackenzie lag ausgestreckt auf dem Bett, Blut und Gehirnmasse waren auf das Bettzeug und die Wand hinter ihm verspritzt. Die Luft war vom schweren, salzig-metallischen Blutgeruch erfüllt. Seine rechte Hand hielt eine Pistole in den lose um den Griff gekrümmten Fingern.
    »Einschuss an der rechten Schläfe. Waffe in der Hand«, sagte Carol automatisch.
    »O Gott, nein«, rief Kevin. »Scheißkerl, warum konntest du uns Paula nicht vorher zurückgeben? Elender egoistischer Dreckskerl.«
    »Sieht nach Selbstmord aus«, sagte Stacey.
    Carol beugte sich vor, um die Leiche auf dem Bett genau zu betrachten. »Ich sehe nur keine Schmauchspur um die Wunde herum.« Sie legte ihren Handrücken auf seinen Arm. »Er ist noch warm. Sehr praktisch, verdammt noch mal.«
    Stacey runzelte die Stirn. »Praktisch – für wen?«
    »Für den, wer immer das sein mag, der uns glauben machen will, dass Carl Mackenzie clever genug war, eine Mordserie zu planen und eine Polizistin zu entführen.«
    »Das verstehe ich nicht. Seine Fingerabdrücke waren doch auf Paulas Funkgerät? Meinen Sie, er hat mit jemandem zusammengearbeitet?«
    Carol seufzte. »Nicht mit jemandem, Stacey. Für jemanden.«

    Es war eigentlich gar nicht schlecht. Lange nicht so aufregend, wie andere die Arbeit tun zu lassen, aber doch ein Nervenkitzel. Die Macht zu haben, einem Menschen das Leben zu rauben, und zu wagen, diese Macht einzusetzen. Das musste dem Optimum doch ziemlich nahe kommen.
    Ich frage mich, wie lange sich das Selbstmordszenario aufrechterhalten lässt. Es kommt darauf an, ob sie ihn finden, weil sie wissen, dass sie ihn wegen der Morde suchen müssen, oder ob sie ihn einfach so finden. Wenn das blonde Gift und ihr Team von Jasagern sich darum kümmern, werden sie nicht lange brauchen, um zu merken, dass Carl nicht allein war, als er starb. Es ist schade, dass ich das Kissen nehmen musste, aber ich hatte keinen Schalldämpfer, und es war wichtiger wegzukommen, als den Tatort absolut lupenrein zu verlassen, weil mich nach dem Schuss eventuell ein Nachbar hätte sehen können.
    Vielleicht hätte ich es mit der Ausrede versuchen sollen, ich hätte ihn befragt, und da hätte er plötzlich zur Waffe gegriffen und sich erschossen. Ich hätte die Heldin des Tages sein können. Aber das wäre eine sehr riskante Strategie gewesen, und schließlich hab ich es ja nicht so weit gebracht, um

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