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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Jan schlief.
    Er durchsuchte die Schublade des Nachttischs neben der Tür. Sie war leer. In der anderen waren zwei Bücher über lesbische Erotikthemen, eines davon über S&M-Praktiken, sowie ein Dildo und ein kleiner Analdildo. Nichts sonderlich Bemerkenswertes, fand er. »Natürlich könnte ich mich in Bezug auf dich auch irren. Ist aber eher unwahrscheinlich«, murmelte er. »Wenn es allerdings so wäre, könnte das sehr peinlich werden.« Er schob die Schublade wieder zu und sah sich suchend um.
    Eine Wand des Zimmers schien fast nur aus Türen zu bestehen. Tony probierte die erste und stand in einer kleinen, ans Zimmer anschließenden Dusche. Aber nirgends war ein Versteck zu sehen.
    Die nächste Tür führte in einen begehbaren Kleiderschrank, der sich über die ganze Länge des Raums erstreckte. Langsam durchschritt er ihn und ging dabei flüchtig die Kleider durch. Kostüme, Hosen, Jacken, Blusen, zwei elegante Abendkleider. Alles sauber und gebügelt, manche Sachen waren noch in den Schutzhüllen der Reinigung. Er kniete nieder, um hinter den Schuhen nachzusehen. Carol würde wohl finden, sie habe einen deprimierenden Hang zu Cowboystiefeln, dachte er.
    Als er zwischen den Stiefeln herumtastete, kamen seine Finger mit kaltem Metall in Berührung, und er entdeckte einen Aktencontainer, der in eine Nische der Wand zurückgeschoben war. »Da haben wir’s ja«, keuchte er, zog ihn ans Licht und versuchte den letzten Schlüssel, den er hatte machen lassen.
    Das Schloss drehte sich so leicht, dass man auf häufigen Gebrauch schließen konnte. Tony öffnete den Deckel und erhoffte sich mehr als nur einen Stoß Pornozeitschriften.

    Carol stand auf dem Treppenabsatz in Terrace Grove und sah der Spurensicherung bei ihrem mühsamen Hokuspokus zu. Sie hörte Staceys Stimme vom oberen Stockwerk.
    »Wie gut kannten Sie Carl Mackenzie?«
    Eine Frau antwortete: »Ich würde nicht sagen, dass ich ihn kannte. Wir redeten manchmal miteinander auf der Treppe, oder so. Aber sonst nichts. Er hatte sie nicht alle, der arme Junge.«
    »Haben Sie jemals andere Leute kommen oder aus seiner Wohnung weggehen sehen?«
    »Ich kann nicht sagen, dass ich jemanden bemerkt hätte. Er war ein richtiger Eigenbrötler, der Carl. Er war immer nett, aber so einer, den man nicht dauernd um sich haben möchte.«
    »Und haben Sie heute Nachmittag etwas gehört?«
    »Nein. Ich habe ferngesehen.«
    Kevin kam vom unteren Stockwerk herauf. Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat etwas gehört.«
    Carol seufzte. »Haben sie wirklich nichts gehört, oder passt es ihnen nur besser in den Kram?«
    »Ich glaube, sie haben die Wahrheit gesagt«, meinte er resigniert. »Da unten wohnt eine nette alte Dame, die hätte so gerne etwas gehört oder gesehen. Seit dem Burenkrieg hat sie nichts so Aufregendes erlebt.«
    »Wissen Sie, Kevin, wenn Carl Mackenzie sich umgebracht hat, werde ich mich zur Verkehrspolizei versetzen lassen. Lassen Sie die Schutzpolizei die Papierkörbe in der Gegend durchsuchen.«
    »Die Papierkörbe? Was suchen wir?«
    »Sehen Sie sich das Bett an. Was stimmt nicht bei diesem Bild?«
    Kevin schaute hin, aber er sah nichts außer der Leiche, die auf dem schmutzigen Bettzeug weiter auskühlte. Er zuckte die Schultern.
    »Da ist kein Kissen. Können Sie ohne Kissen schlafen, Kevin?«
    Da fiel der Groschen. »Ein Kissen mit einem Loch in der Mitte.«

    Sam Evans hatte es satt. Er war nicht einmal sicher, was er eigentlich tun sollte. Jan Shields hatte ein halbes Dutzend Leute zurück nach Temple Fields geschickt, um noch einmal ein Gebiet zu durchkämmen, das sie seiner Meinung nach schon untersucht hatten. Sie sollten in der Gegend um den Papierkorb herum, wo das Funkgerät gefunden worden war, weitere Befragungen durchführen. Sie hatten sich bei ihren Rundgängen getrennt, und er hatte Shields seit diesem Zeitpunkt nicht mehr gesehen. Er hatte an die Türen geklopft, die ihm zugeteilt waren, die gleichen Fragen gestellt und die gleichen abschlägigen Antworten notiert.
    Er beschloss, eine kurze Pause zum Auftanken in Stan’s Café zu machen. Der Kaffee war schrecklich, aber wenigstens war die Stimmung dort nicht ganz so deprimiert wie auf der Polizeistation. Als er die Straße entlang- und auf die Kneipe zuging, sah er Honey auf dem Gehsteig stehen und auf Kunden warten. »Hallo, Mädel, wie geht’s«, sagte er lässig.
    »Hi, Sammy«, sagte sie. »Eigentlich beschissen. Ihr macht einem ja das Geschäft kaputt.«
    »Willst ’n Kaffee?«

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