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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein, deren zurechtgestutztes Dreieck aus Schamhaar die Geheimnisse verbirgt, die er bald besitzen wird.
    Er wendet sich ab und zieht sich die Gummihandschuhe über. »Na los«, sagt sie. »Worauf wartest du? Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit.«
    Nur er weiß, wie wahr das ist. Er greift in seinen Rucksack, zieht einen wattierten Lederknebel heraus, dreht sich zu ihr um, und da fängt sie an besorgt auszusehen. »He, warte mal, verdammt! Davon hast du nichts gesagt …« Aber ihre Worte gehen unter, als er ihr den Knebel in den Mund steckt und den Kopf nach vorn reißt, um die Lederschnüre hinten zuzubinden. Ihre Augen quellen hervor, als sie mit aller Macht zu schreien versucht. Aber es ist nur ein schwaches Grunzen zu hören.
    Er vergisst nicht, die Handschellen wegen der Fingerabdrücke abzuwischen, dann nimmt er die Videokamera, steckt sie auf das kleine Stativ und überprüft, ob er das ganze Bett sehen kann. Als Nächstes kommen der Laptop und die Webcam. Sandie reißt an ihren Fesseln, aber es nützt ihr nichts.
    Er nimmt etwas heraus, das in eine dicke Schicht Küchenkrepp gewickelt ist, tritt ins Bild und packt es langsam aus. Als Sandie sieht, was er in der Hand hält, treten die Venen an ihrem Hals hervor. Der Geruch von Urin liegt in der Luft. Er lächelt glückselig. Er ist jetzt hart, härter, als die Videos ihn je werden ließen. Aber er darf die Kontrolle nicht verlieren. Er muss sich so verhalten, dass die Stimme stolz auf ihn ist, und das heißt, er darf keine Spuren hinterlassen.
    Er holt tief Luft und versucht, sein laut pochendes Herz zu beruhigen. Er schwitzt und fühlt, wie der Schweiß an seinem Nacken hinunterrinnt und sein T-Shirt durchnässt. Er packt seine Waffe mit festem Griff. Die Rasierklingen glänzen scharf und grausam im Lampenlicht. »Ich hoffe, du bist bereit für mich, Sandie«, sagt er leise, genauso wie die Stimme ihm befohlen hat.
    Dann fängt er an.

    Carol starrte durch den durchsichtigen Spiegel auf den Mann im Vernehmungsbüro. Ronald Edmund Alexander entsprach der landläufigen Vorstellung eines Pädophilen zunächst überhaupt nicht. Er wirkte weder unruhig oder verschwitzt, noch schmutzig oder schäbig. Er sah genauso aus wie ein Angestellter des mittleren Managements, der mit seiner Frau und zwei Kindern in einem sauberen Vorort wohnte. Er hatte keinen speckigen Regenmantel, sondern nur einen anthrazitfarbenen bescheidenen Anzug von der Stange an, dazu trug er ein hellblaues Hemd und eine dunkelrote Krawatte mit dünnen grauen Streifen. Er hatte einen ordentlichen Haarschnitt, mit dem er nicht den eitlen Versuch unternahm, die dünnen Stellen am Scheitel zu verdecken. Als zwei uniformierte Polizisten ihn auf die Wache brachten, hatte er sich bitter beklagt. Sie hätten dazu kein Recht, beharrte er. Sie hätten keinerlei Recht, in sein Büro in Bradfield Cross einzudringen, als sei er ein gemeiner Verbrecher. Er hätte sich doch kooperativ gezeigt, oder etwa nicht? Sie hätten nur anzurufen brauchen, und er wäre sofort hergekommen. Es sei doch keineswegs nötig, ihn an seinem Arbeitsplatz unmöglich zu machen.
    Carol hatte ihn von der anderen Seite des Flurs aus in der Haftzelle beobachtet und wusste nicht recht, ob sie ihn mehr wegen der Dinge auf seinem Computer unsympathisch fand oder weil er der Inbegriff jenes kleinlichen Bürokraten war, der sie immer zur Weißglut gebracht hatte. Sie hatte sich ihn gleich vorknöpfen wollen, wurde aber daran gehindert, weil sein Anwalt lange auf sich warten ließ.
    Also hatten sie ihn, solange sie auf die Ankunft des Anwalts warteten, in eine Zelle stecken lassen. Er war bemerkenswert ruhig, fand sie, und sie überlegte, wie Tony wohl Alexanders Benehmen beurteilt hätte. Er hatte sich umgesehen, dann mit gespreizten Beinen ruhig auf das Bett gesetzt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick in die Ferne gerichtet. Zen und die Kunst, Haltung zu bewahren, dachte sie sarkastisch.
    Endlich ging die Tür zum Beobachtungsraum auf. Paula steckte den Kopf herein. »Die Show geht los, Chefin. Seine Anwältin ist da.«
    »Wer ist es denn?«, fragte Carol und wandte den Blick von Alexander ab.
    »Bronwen Scott.«
    Carol erinnerte sich an die Verteidigerin aus ihrer früheren Zeit in Bradfield. Anders als die meisten Anwälte, die für die Prozesskostenhilfe arbeiteten, schien Scott das nötige Kleingeld zu haben, um sich mit Dolce & Gabbana und passenden Schuhen und Handtaschen von Prada ausstatten zu können. Ihr perfekt

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