Toedliche Worte
Plan zusammen, wer wann wo war. Dann werden wir wissen, wen es sich vielleicht noch einmal zu vernehmen lohnt. Stacey, ich möchte, dass Sie auch die Arbeit an Ron Alexanders Computerdateien fortsetzen. Wir dürfen unsere Prioritäten nicht aus den Augen verlieren. Jan, Sie bleiben bei mir. Sam, Sie können damit anfangen, die Leute aufzuspüren, mit denen Derek Tyler, soweit wir das wissen, damals Umgang hatte. Die anderen sollen die Straßen in Temple Fields bearbeiten – bringen Sie absolut alles in Erfahrung. Jeder, der am Montagabend unterwegs war, soll befragt werden.«
Als die Mitarbeiter sich bereitmachten, war der Raum von Stimmengewirr erfüllt. Jan Shields schlängelte sich zwischen ihren Kollegen durch und erreichte Carol, als diese gerade in ihr Büro gehen wollte. »Was haben Sie für uns geplant?«, fragte Jan beiläufig und folgte Carol.
»Kevin hat seine Sache bei der Vernehmung von Dee Smart gut gemacht, aber ich glaube, sie kann uns noch mehr sagen. Ein Versuch mit einem anderen Ansatz lohnt sich meist. Und ich dachte, Sie wüssten vielleicht einige Ansatzpunkte, von denen Sie ausgehen könnten.«
Jan stand an den Türrahmen gelehnt. »Klar. Es ist wahrscheinlich Zeitverschwendung, aber man weiß ja nie.«
»Es ist besser, als immer nur auf den gleichen Dingen herumzureiten.« Auf der Suche nach Aspirin machte Carol ihre Schubladen auf und zu und war sicher, sie da irgendwo vergraben zu haben. Aber keine Spur davon. Sie würde ohne auskommen müssen.
»Sie glauben wirklich, dass jemand Derek Tyler aus der Klemme helfen will?«, fragte Jan.
Carol sah auf. »Ich weiß es nicht. Aber ehrlich gesagt, es ist eine angenehmere Vorstellung als alle anderen Möglichkeiten.«
Tony klopfte an die angelehnte Tür und wartete. Stille. Ist doch einen Versuch wert, dachte er, war aber nicht überrascht, dass diese Taktik ihn nicht weiterbrachte. Also steckte er den Kopf ins Zimmer. Derek Tyler saß auf seinem Bett, die Knie angezogen, die Arme um die Beine gelegt. »Darf ich reinkommen?«, fragte Tony.
Tyler verharrte regungslos. »Ich nehme an, das heißt Ja.« Tony trat in das kleine Zimmer, den Blick auf Tyler gerichtet. Er würde später Zeit genug haben, das Zimmer genauer zu betrachten, ohne dem Mann jetzt das Gefühl zu geben, dass seine Umgebung aufs Korn genommen wurde. »Ich setze mich, ja?«, fuhr Tony fort und ging auf den einzelnen Holzstuhl zu, der unter einen leeren Tisch geschoben war.
Er zog den Stuhl heraus und drehte ihn um, damit er schräg zu Tyler stand. Bewusst nahm er eine entspannte Haltung ein, offen und ohne jede Bedrohung. Tyler wandte den Kopf ab, damit Tony außerhalb seines Gesichtsfeldes saß. Tony erhaschte einen kurzen Blick auf ein grobknochiges Gesicht mit tiefliegenden hellen Augen. Er hatte das Gefühl, dass Tyler sehr wohl in der Lage wäre zu kommunizieren, dies aber absichtlich vermied. »Mein Name ist Tony Hill«, sagte er. »Ich bin in der Anstalt hier angestellt. Aber ich arbeite auch mit der Polizei zusammen. Und deshalb wollte ich mit Ihnen sprechen.« Er wartete und betrachtete das karge Zimmer, das einer Mönchszelle glich. Keine Bücher, keine Familienfotos an der Wand, keine barbusigen Mädchen aus der Zeitung. Der einzige persönliche Gegenstand war ein großes gerahmtes Schwarzweißfoto von Temple Fields, ein Blick auf die Fußgängerzone und den Kanal auf der einen Seite.
Nach einigen langen Minuten fand Tony, es sei an der Zeit, mit der Arbeit zu beginnen. Seine Strategie war einfach, das war ihm bewusst. Aber es war das Beste, was ihm ohne längere Vorbereitung für einen Patienten einfiel, mit dem er als Therapeut keine früheren Kontakte gehabt hatte. »Ich kann verstehen, weshalb Sie vielleicht nicht darüber sprechen möchten. Wer könnte wohl nachvollziehen, wie es war, die Dinge zu tun, die Sie getan haben?«
Tyler machte eine leichte Bewegung, aber sein knochiges Gesicht blieb weiter entschieden abgewandt. Tony sprach leise mit warmer, einfühlsamer Stimme weiter. »Aber das ist nicht das Hauptproblem, oder? Die Sache ist doch, wenn Sie etwas sagen, wollen alle nur auf Sie einreden. Und dann können Sie die Stimme nicht hören, nicht wahr, Derek?«
Tylers Kopf drehte sich einen Moment mit erstauntem Gesichtsausdruck zu ihm herum. Es war so schnell vorbei, dass es Tony fast so vorkam, als hätte er sich diese Reaktion eingebildet. »Sie ist immer noch da, oder?«, sagte er. Dann wartete er gut zwei Minuten, bevor er weitersprach. »Wenn
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