Toedliche Worte
als meinte ich, die Arbeit sei wichtiger als sie und die Kinder. Das hat sich schon seit einer Weile zusammengebraut, aber dieser Fall hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie wirft mir vor, ich würde meine Zeit lieber mit Nutten verbringen als mit ihr.«
Paula legte ihm die Hand auf den Arm. »Nach dem, was du erzählst, würde ich dir keinen Vorwurf machen, wenn es so wäre. Und Eheberatung? Hast du daran mal gedacht?«
Merrick legte den Kopf zurück und starrte an die Decke. »Die Sache ist die, Paula, ich bin nicht einmal sicher, ob ich zurück möchte. Ich bin nicht mehr der Mann, den Lindy geheiratet hat. Ich habe mich in die eine Richtung entwickelt und sie in eine andere. Wir haben nichts mehr gemeinsam. Wusstest du, dass sie wieder aufs College geht? Abendkurse, sie möchte Kinder- und Jugendpsychologin werden. Stell dir das vor. Kommt mir so vor, als wäre die einzige Psychologie, die sie gelernt hat, wie sie mich herunterputzen kann.«
»Du bist also in letzter Zeit vielleicht eher ein bisschen länger im Pub sitzen geblieben, als du es sonst getan hättest?« Paula war nicht sicher, wie dieses Gespräch laufen würde, und auch nicht, wie sie es handhaben sollte.
»Vielleicht. Aber was immer sich zwischen mir und Lindy tut, ich will auf jeden Fall meine Kinder nicht verlieren. Ich hab meine Jungs gern, das weißt du ja.«
»Das weiß ich, Don. Aber wenn du Lindy verlässt, heißt das nicht, dass du deine Kinder verlierst. Du kannst weiter ihr Dad sein, selbst wenn du nicht mit ihrer Mutter zusammenlebst. Du kannst trotzdem mit ihnen zum Fußball und zum Schwimmen gehen, kannst sogar mit ihnen in Ferien fahren.«
Merrick lachte. »Und wie machbar ist das bei dieser Arbeit? Wie oft können wir denn schon pünktlich Feierabend machen?«
»Du bist ja jetzt Inspector. Du arbeitest nicht mehr Schicht und musst keine Überstunden mehr machen wie früher. Du kannst in deinem Leben Raum schaffen für deine Jungs. Wenn du es wirklich ernsthaft willst, wirst du das tun.«
Er warf ihr einen flehentlichen Blick zu. »Meinst du?«
»Ja, das meine ich.«
Paula blickte zum Tresen hinüber, wo ein paar Männer Mitte zwanzig laut über Fußball stritten. Sie traf eine spontane Entscheidung, von der sie hoffte, dass sie sie nicht bereuen würde. »Das ist ja ein derartiges Loch hier, Don. Hast du was, wo du übernachten kannst?«
Er wandte den Blick ab. »Ich hab gedacht, ich werde ins Hotel gehen.«
»Ach Quatsch. Wenn ihr euch trennt, wirst du dein Geld brauchen. Du kannst mein Gästezimmer haben«, sagte Paula kurz angebunden.
»Ist das dein Ernst?« Er schien wirklich überrascht.
»Wenn es dir nichts ausmacht, es mit der Welt größtem Haufen Bügelwäsche zu teilen.«
Ein schwaches Lächeln erschien auf Merricks Gesicht. »Weißt du nicht, dass ich ein tolles Talent zum Bügeln habe?«
»Prima. Aber nimm nicht meinen Rasierapparat, ja?«
Sam Evans drehte das Fenster seines Wagens einen Spalt herunter, um den Rauch abziehen zu lassen. Eins war gut bei Überwachungen im Rotlichtbezirk: Niemand beachtete einen Mann, der allein im Auto saß. Niemand außer den Mädchen, aber sie gingen ihm aus dem Weg, nachdem er der ersten, die sich ihm näherte, seinen Ausweis gezeigt hatte. Er hatte betont, er habe kein Interesse an ihnen, und danach ließen sie ihn in Ruhe.
Aidan Harts Alibi mochte Carol Jordan genügen, aber bei der Befragung des Psychologen hatte Sam Evans gespürt, dass der Mann etwas zu verbergen hatte. Er fragte sich, was es war und ob es zu seinem Vorteil verwendet werden konnte. Wenn es eine Möglichkeit gab, Hart einen Mordverdacht anzuhängen, dann würde es in jeder Hinsicht zu Evans’ Vorteil sein.
Also hatte er Hart beobachtet, wann immer es ging. Eins wurde bald klar: Hart und seine Frau führten praktisch getrennte Leben. Er wusste nicht, ob beide es sich so wünschten oder ob es sich so entwickelt hatte, weil Hart nur zum Schlafen nach Hause zu gehen schien. Seine Abende verbrachte er gewöhnlich in Bars und Restaurants, wo er mit Männern trank und tafelte, die wie er aussahen – wohlhabend, gepflegt und selbstzufrieden.
Aber Aidan Harts Leben hatte noch eine andere Seite, die, so hätte Evans wetten können, seinen Trinkgenossen nicht bekannt war. An den Abenden, an denen er nicht mit der Förderung seiner Karriere und mit Männerfreundschaften beschäftigt war, gabelte er Frauen auf, mit denen er Sex hatte. Der Schock, der ihn ergriff, als Evans ihn vernahm, war offenbar
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